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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von der Fürstl. Pers. Vorber. zum Tode.
guren, die aus weissen Wachs possiret, welche wie
natürliche Menschen mit kostbahren Stoffen be-
kleidet, und auf den Haupt mit natürlichen Haaren
bedeckt. Der Fuß-Boden des Chores wird mit
schwartzen Tuch oder gar mit Sammet belegt,
und die überkleideten Cantzeln, Altäre und Tauff-
Steine mit goldenen Tressen oder Frangen ge-
ziert.

§. 31. Uber dieses findet man noch kostbahre Mo-
numenta,
die mit sehr viel massiven Silber-Werck
ornirt, von unten biß oben aus mit Wachs-Kertzen
besteckt, und gar offters die Verdienste der Vor-
fahren mit den sinnreichsten Inscriptionen vorstel-
len. Die Pfeiler der Kirchen sind gar offters
mit Emblematibus, so die berühmten Thaten ab-
schildern, ausgeziert. Man siehet auch bey einigen
brodirte Wapen der sämmtlichen Provincien auf
schwartzen Sammt, sie sind allenthalben mit ordo-
ni
rten Empilastris, und massiven Silber-Werck
ausgeziert.

§. 32. Dergleichen Mausolea bleiben bißweilen
einige Wochen, Monathe, auch zu halben Jahren
stehn, bevor sie abgetragen werden. Nachge-
hends werden sie in Kupffer gestochen, und den ge-
druckten Leich-Predigten mehrentheils angehängt.
Grosse Herren bezeigen hierdurch ihre besondere
Hochachtung, Liebe und Respect gegen ihre Hoch-
fürstliche Anverwandten, die ihnen durch den Tod
entzogen worden, und erwecken nicht allein bey al-
len ihren Unterthanen, sondern auch bey allen fremb-

den,
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Von der Fuͤrſtl. Perſ. Vorber. zum Tode.
guren, die aus weiſſen Wachs poſſiret, welche wie
natuͤrliche Menſchen mit koſtbahren Stoffen be-
kleidet, und auf den Haupt mit natuͤrlichen Haaren
bedeckt. Der Fuß-Boden des Chores wird mit
ſchwartzen Tuch oder gar mit Sammet belegt,
und die uͤberkleideten Cantzeln, Altaͤre und Tauff-
Steine mit goldenen Treſſen oder Frangen ge-
ziert.

§. 31. Uber dieſes findet man noch koſtbahre Mo-
numenta,
die mit ſehr viel maſſiven Silber-Werck
ornirt, von unten biß oben aus mit Wachs-Kertzen
beſteckt, und gar offters die Verdienſte der Vor-
fahren mit den ſinnreichſten Inſcriptionen vorſtel-
len. Die Pfeiler der Kirchen ſind gar offters
mit Emblematibus, ſo die beruͤhmten Thaten ab-
ſchildern, ausgeziert. Man ſiehet auch bey einigen
brodirte Wapen der ſaͤmmtlichen Provincien auf
ſchwartzen Sammt, ſie ſind allenthalben mit ordo-
ni
rten Empilaſtris, und maſſiven Silber-Werck
ausgeziert.

§. 32. Dergleichen Mauſolea bleiben bißweilen
einige Wochen, Monathe, auch zu halben Jahren
ſtehn, bevor ſie abgetragen werden. Nachge-
hends werden ſie in Kupffer geſtochen, und den ge-
druckten Leich-Predigten mehrentheils angehaͤngt.
Groſſe Herren bezeigen hierdurch ihre beſondere
Hochachtung, Liebe und Reſpect gegen ihre Hoch-
fuͤrſtliche Anverwandten, die ihnen durch den Tod
entzogen worden, und erwecken nicht allein bey al-
len ihren Unterthanen, ſondern auch bey allen fremb-

den,
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[289/0313] Von der Fuͤrſtl. Perſ. Vorber. zum Tode. guren, die aus weiſſen Wachs poſſiret, welche wie natuͤrliche Menſchen mit koſtbahren Stoffen be- kleidet, und auf den Haupt mit natuͤrlichen Haaren bedeckt. Der Fuß-Boden des Chores wird mit ſchwartzen Tuch oder gar mit Sammet belegt, und die uͤberkleideten Cantzeln, Altaͤre und Tauff- Steine mit goldenen Treſſen oder Frangen ge- ziert. §. 31. Uber dieſes findet man noch koſtbahre Mo- numenta, die mit ſehr viel maſſiven Silber-Werck ornirt, von unten biß oben aus mit Wachs-Kertzen beſteckt, und gar offters die Verdienſte der Vor- fahren mit den ſinnreichſten Inſcriptionen vorſtel- len. Die Pfeiler der Kirchen ſind gar offters mit Emblematibus, ſo die beruͤhmten Thaten ab- ſchildern, ausgeziert. Man ſiehet auch bey einigen brodirte Wapen der ſaͤmmtlichen Provincien auf ſchwartzen Sammt, ſie ſind allenthalben mit ordo- nirten Empilaſtris, und maſſiven Silber-Werck ausgeziert. §. 32. Dergleichen Mauſolea bleiben bißweilen einige Wochen, Monathe, auch zu halben Jahren ſtehn, bevor ſie abgetragen werden. Nachge- hends werden ſie in Kupffer geſtochen, und den ge- druckten Leich-Predigten mehrentheils angehaͤngt. Groſſe Herren bezeigen hierdurch ihre beſondere Hochachtung, Liebe und Reſpect gegen ihre Hoch- fuͤrſtliche Anverwandten, die ihnen durch den Tod entzogen worden, und erwecken nicht allein bey al- len ihren Unterthanen, ſondern auch bey allen fremb- den, T

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/313>, abgerufen am 24.04.2024.