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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von den Ritter-Orden.
wehnen, daß da ihm selbst das Glück gegönnet,
sich mit eben diesen Orden, welcher wegen seiner
Consideration, Lustre und Praeeminenz mit allen
andern in Europa um den Vorzug streitet, distin-
gui
rt zu sehen, auch dieses eintzige capabel seyn
könte, sie täglich Dero Schuldigkeit zu erinnern,
und zu encouragiren, damit sie sich Ewr. Königli-
chen Majestät Freundschafft und Wohlwollen ie
mehr und mehr würdig machen möchten.

§. 27. Da sich einer durch mancherley lachete
und criminelles Bezeugen der Honeur dem Or-
den weiterhin zu bekleiden, unwürdig macht, so
erfolgt eine öffentliche Degradation. Jn den neue-
sten Geschichten haben wir hierinnen ein besonder
Exempel an den Kayserlichen General-Feld-Mar-
schall Lieutenant George Eberhard von Heyders-
dorff, welcher die ihm anvertraute Stadt Hey-
delberg auf eine schändliche Weise an die Frantzo-
sen übergab. Es ward ihm das Ordens-Zeichen
und Creutze vom Halse geschmissen, und zweymahl
in das Gesicht geschlagen, und endlich von einen
jungen Ritter des Teutschen Ordens-Hauses aus
demselben hinausgeführt, ihm auch zum Zeichen
der völligen Hinausstossung im Heraus gehen ei-
nen Fuß-Stoß in den Rücken gegeben.

§. 28. Wird ein Ritter des blauen Hosenban-
des in Engelland der Ketzerey, des Hochverraths,
der Zaghafftigkeit im Felde wider seinen Feind u. s.
w. überführt, so wird er bey der nächsten Ver-
sammlung der Ritter solenniter degradirt. Die

Ursa-
Z z 2

Von den Ritter-Orden.
wehnen, daß da ihm ſelbſt das Gluͤck gegoͤnnet,
ſich mit eben dieſen Orden, welcher wegen ſeiner
Conſideration, Luſtre und Præeminenz mit allen
andern in Europa um den Vorzug ſtreitet, diſtin-
gui
rt zu ſehen, auch dieſes eintzige capabel ſeyn
koͤnte, ſie taͤglich Dero Schuldigkeit zu erinnern,
und zu encouragiren, damit ſie ſich Ewr. Koͤnigli-
chen Majeſtaͤt Freundſchafft und Wohlwollen ie
mehr und mehr wuͤrdig machen moͤchten.

§. 27. Da ſich einer durch mancherley lachete
und criminelles Bezeugen der Honeur dem Or-
den weiterhin zu bekleiden, unwuͤrdig macht, ſo
erfolgt eine oͤffentliche Degradation. Jn den neue-
ſten Geſchichten haben wir hierinnen ein beſonder
Exempel an den Kayſerlichen General-Feld-Mar-
ſchall Lieutenant George Eberhard von Heyders-
dorff, welcher die ihm anvertraute Stadt Hey-
delberg auf eine ſchaͤndliche Weiſe an die Frantzo-
ſen uͤbergab. Es ward ihm das Ordens-Zeichen
und Creutze vom Halſe geſchmiſſen, und zweymahl
in das Geſicht geſchlagen, und endlich von einen
jungen Ritter des Teutſchen Ordens-Hauſes aus
demſelben hinausgefuͤhrt, ihm auch zum Zeichen
der voͤlligen Hinausſtoſſung im Heraus gehen ei-
nen Fuß-Stoß in den Ruͤcken gegeben.

§. 28. Wird ein Ritter des blauen Hoſenban-
des in Engelland der Ketzerey, des Hochverraths,
der Zaghafftigkeit im Felde wider ſeinen Feind u. ſ.
w. uͤberfuͤhrt, ſo wird er bey der naͤchſten Ver-
ſammlung der Ritter ſolenniter degradirt. Die

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Z z 2
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[723/0747] Von den Ritter-Orden. wehnen, daß da ihm ſelbſt das Gluͤck gegoͤnnet, ſich mit eben dieſen Orden, welcher wegen ſeiner Conſideration, Luſtre und Præeminenz mit allen andern in Europa um den Vorzug ſtreitet, diſtin- guirt zu ſehen, auch dieſes eintzige capabel ſeyn koͤnte, ſie taͤglich Dero Schuldigkeit zu erinnern, und zu encouragiren, damit ſie ſich Ewr. Koͤnigli- chen Majeſtaͤt Freundſchafft und Wohlwollen ie mehr und mehr wuͤrdig machen moͤchten. §. 27. Da ſich einer durch mancherley lachete und criminelles Bezeugen der Honeur dem Or- den weiterhin zu bekleiden, unwuͤrdig macht, ſo erfolgt eine oͤffentliche Degradation. Jn den neue- ſten Geſchichten haben wir hierinnen ein beſonder Exempel an den Kayſerlichen General-Feld-Mar- ſchall Lieutenant George Eberhard von Heyders- dorff, welcher die ihm anvertraute Stadt Hey- delberg auf eine ſchaͤndliche Weiſe an die Frantzo- ſen uͤbergab. Es ward ihm das Ordens-Zeichen und Creutze vom Halſe geſchmiſſen, und zweymahl in das Geſicht geſchlagen, und endlich von einen jungen Ritter des Teutſchen Ordens-Hauſes aus demſelben hinausgefuͤhrt, ihm auch zum Zeichen der voͤlligen Hinausſtoſſung im Heraus gehen ei- nen Fuß-Stoß in den Ruͤcken gegeben. §. 28. Wird ein Ritter des blauen Hoſenban- des in Engelland der Ketzerey, des Hochverraths, der Zaghafftigkeit im Felde wider ſeinen Feind u. ſ. w. uͤberfuͤhrt, ſo wird er bey der naͤchſten Ver- ſammlung der Ritter ſolenniter degradirt. Die Urſa- Z z 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 723. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/747>, abgerufen am 29.03.2024.