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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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IV. Theil IX. Capitul.
Das IX. Capitul.
Von Schlittenfarthen.

§. 1.

Die Schlittenfarthen sind ein solch Winter-
Divertissement, so die Natur und die
Nothwendigkeit erfunden und gelehrt,
die Kunst aber und die lüsterne Eitelkeit
der Menschen ie mehr und mehr vergrössert, erwei-
tert und ausgeputzt. Molesworth meldet in sei-
nem Etat du Royaume de Danemarc. p. 113.
daß in Dennemarck sich niemand unterstehen
dürffte, auf dem Schlitten in der Stadt zur Lust
zu fahren, biß der König und der Hof zu erst an-
gefangen. Zu Zeiten Königs Christiani V. wurde
dieses so gehalten. Ob dieses heutiges Tages
noch gebräuchlich, lasse dahin gestellt seyn.

§. 2. An einigen Orten, wann die hohe Landes-
Herrschafft zur Winters Zeit solenne Schlitten-
Farthen anstellt, muß die Soldatesque auf den
Marckt und andern freyen Plätzen der Residenz
Parade
machen, und es werden auf ieder Ecken, so
lange die Durchlauchtigste Herrschafft sich in Cir-
co
befindet, unaufhörlich Paucken und Trompeten
gehört, welches den Zuschauern eine nicht geringe
Ergötzung giebt. Sie geschehen meistentheils
des Abends bey Fackeln, und es wird nicht selten

anbe-
IV. Theil IX. Capitul.
Das IX. Capitul.
Von Schlittenfarthen.

§. 1.

Die Schlittenfarthen ſind ein ſolch Winter-
Divertiſſement, ſo die Natur und die
Nothwendigkeit erfunden und gelehrt,
die Kunſt aber und die luͤſterne Eitelkeit
der Menſchen ie mehr und mehr vergroͤſſert, erwei-
tert und ausgeputzt. Molesworth meldet in ſei-
nem Etat du Royaume de Danemarc. p. 113.
daß in Dennemarck ſich niemand unterſtehen
duͤrffte, auf dem Schlitten in der Stadt zur Luſt
zu fahren, biß der Koͤnig und der Hof zu erſt an-
gefangen. Zu Zeiten Koͤnigs Chriſtiani V. wurde
dieſes ſo gehalten. Ob dieſes heutiges Tages
noch gebraͤuchlich, laſſe dahin geſtellt ſeyn.

§. 2. An einigen Orten, wann die hohe Landes-
Herrſchafft zur Winters Zeit ſolenne Schlitten-
Farthen anſtellt, muß die Soldateſque auf den
Marckt und andern freyen Plaͤtzen der Reſidenz
Parade
machen, und es werden auf ieder Ecken, ſo
lange die Durchlauchtigſte Herrſchafft ſich in Cir-
co
befindet, unaufhoͤrlich Paucken und Trompeten
gehoͤrt, welches den Zuſchauern eine nicht geringe
Ergoͤtzung giebt. Sie geſchehen meiſtentheils
des Abends bey Fackeln, und es wird nicht ſelten

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[834/0858] IV. Theil IX. Capitul. Das IX. Capitul. Von Schlittenfarthen. §. 1. Die Schlittenfarthen ſind ein ſolch Winter- Divertiſſement, ſo die Natur und die Nothwendigkeit erfunden und gelehrt, die Kunſt aber und die luͤſterne Eitelkeit der Menſchen ie mehr und mehr vergroͤſſert, erwei- tert und ausgeputzt. Molesworth meldet in ſei- nem Etat du Royaume de Danemarc. p. 113. daß in Dennemarck ſich niemand unterſtehen duͤrffte, auf dem Schlitten in der Stadt zur Luſt zu fahren, biß der Koͤnig und der Hof zu erſt an- gefangen. Zu Zeiten Koͤnigs Chriſtiani V. wurde dieſes ſo gehalten. Ob dieſes heutiges Tages noch gebraͤuchlich, laſſe dahin geſtellt ſeyn. §. 2. An einigen Orten, wann die hohe Landes- Herrſchafft zur Winters Zeit ſolenne Schlitten- Farthen anſtellt, muß die Soldateſque auf den Marckt und andern freyen Plaͤtzen der Reſidenz Parade machen, und es werden auf ieder Ecken, ſo lange die Durchlauchtigſte Herrſchafft ſich in Cir- co befindet, unaufhoͤrlich Paucken und Trompeten gehoͤrt, welches den Zuſchauern eine nicht geringe Ergoͤtzung giebt. Sie geſchehen meiſtentheils des Abends bey Fackeln, und es wird nicht ſelten anbe-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 834. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/858>, abgerufen am 29.03.2024.