Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



sitäten oder auch nur auf einigen abzustellen
wären, ausführen wolte, so erfoderte solches
billig einen gantzen Tractat. Jn hypothesi
aber solche Sachen vorzustellen, schicket sich
eher, wenn man auf hierzu erhaltenen Befehl
dem Landes-Fürsten oder einem Staats-Mi-
nistre,
seine Bedencken privatim übergiebt,
denn solche in die Welt hinein schreibet.

Das XVI. Capitel.
Von der Gelehrsamkeit.

§. 1.

WEr nicht glauben will, was die Ge-
lehrsamkeit in dem Staat vor einen
Einfluß haben, und wie die Wissen-
schafften die Gemüther der Unterthanen po-
li
ren und cultiviren können, darff nur die-
jenigen Nationes ansehen, bey denen aller-
hand gute Künste und Wissenschafften im
Flohre stehen, und solche conferiren mit denen
rauhen und plumpen Völckern, bey denen das
lesen und schreiben schon vor eine grosse Gelehr-
samkeit gehalten wird, so wird er einen gar
deutlichen und handgreiflichen Unterscheid diß-
falls verspüren können.

§. 2. Da nun gute Künste und Wissen-
schafften nicht wenig die Glückseligkeit eines
Landes und eines Regenten zu vermehren und
zu erhalten geschickt sind, so hat ein Regente,

der



ſitaͤten oder auch nur auf einigen abzuſtellen
waͤren, ausfuͤhren wolte, ſo erfoderte ſolches
billig einen gantzen Tractat. Jn hypotheſi
aber ſolche Sachen vorzuſtellen, ſchicket ſich
eher, wenn man auf hierzu erhaltenen Befehl
dem Landes-Fuͤrſten oder einem Staats-Mi-
niſtre,
ſeine Bedencken privatim uͤbergiebt,
denn ſolche in die Welt hinein ſchreibet.

Das XVI. Capitel.
Von der Gelehrſamkeit.

§. 1.

WEr nicht glauben will, was die Ge-
lehrſamkeit in dem Staat vor einen
Einfluß haben, und wie die Wiſſen-
ſchafften die Gemuͤther der Unterthanen po-
li
ren und cultiviren koͤnnen, darff nur die-
jenigen Nationes anſehen, bey denen aller-
hand gute Kuͤnſte und Wiſſenſchafften im
Flohre ſtehen, und ſolche conferiren mit denen
rauhen und plumpen Voͤlckern, bey denen das
leſen und ſchreiben ſchon vor eine groſſe Gelehr-
ſamkeit gehalten wird, ſo wird er einen gar
deutlichen und handgreiflichen Unterſcheid diß-
falls verſpuͤren koͤnnen.

§. 2. Da nun gute Kuͤnſte und Wiſſen-
ſchafften nicht wenig die Gluͤckſeligkeit eines
Landes und eines Regenten zu vermehren und
zu erhalten geſchickt ſind, ſo hat ein Regente,

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0458" n="438"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> &#x017F;ita&#x0364;ten oder auch nur auf einigen abzu&#x017F;tellen<lb/>
wa&#x0364;ren, ausfu&#x0364;hren wolte, &#x017F;o erfoderte &#x017F;olches<lb/>
billig einen gantzen <hi rendition="#aq">Tractat.</hi> Jn <hi rendition="#aq">hypothe&#x017F;i</hi><lb/>
aber &#x017F;olche Sachen vorzu&#x017F;tellen, &#x017F;chicket &#x017F;ich<lb/>
eher, wenn man auf hierzu erhaltenen Befehl<lb/>
dem Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;ten oder einem Staats-<hi rendition="#aq">Mi-<lb/>
ni&#x017F;tre,</hi> &#x017F;eine Bedencken <hi rendition="#aq">privatim</hi> u&#x0364;bergiebt,<lb/>
denn &#x017F;olche in die Welt hinein &#x017F;chreibet.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq">XVI.</hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Von der Gelehr&#x017F;amkeit.</hi> </head><lb/>
        <p> <hi rendition="#c">§. 1.</hi> </p><lb/>
        <p><hi rendition="#in">W</hi>Er nicht glauben will, was die Ge-<lb/>
lehr&#x017F;amkeit in dem Staat vor einen<lb/>
Einfluß haben, und wie die Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chafften die Gemu&#x0364;ther der Unterthanen <hi rendition="#aq">po-<lb/>
li</hi>ren und <hi rendition="#aq">cultivi</hi>ren ko&#x0364;nnen, darff nur die-<lb/>
jenigen <hi rendition="#aq">Nationes</hi> an&#x017F;ehen, bey denen aller-<lb/>
hand gute Ku&#x0364;n&#x017F;te und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften im<lb/>
Flohre &#x017F;tehen, und &#x017F;olche <hi rendition="#aq">conferi</hi>ren mit denen<lb/>
rauhen und plumpen Vo&#x0364;lckern, bey denen das<lb/>
le&#x017F;en und &#x017F;chreiben &#x017F;chon vor eine gro&#x017F;&#x017F;e Gelehr-<lb/>
&#x017F;amkeit gehalten wird, &#x017F;o wird er einen gar<lb/>
deutlichen und handgreiflichen Unter&#x017F;cheid diß-<lb/>
falls ver&#x017F;pu&#x0364;ren ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
        <p>§. 2. Da nun gute Ku&#x0364;n&#x017F;te und Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chafften nicht wenig die Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit eines<lb/>
Landes und eines Regenten zu vermehren und<lb/>
zu erhalten ge&#x017F;chickt &#x017F;ind, &#x017F;o hat ein Regente,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[438/0458] ſitaͤten oder auch nur auf einigen abzuſtellen waͤren, ausfuͤhren wolte, ſo erfoderte ſolches billig einen gantzen Tractat. Jn hypotheſi aber ſolche Sachen vorzuſtellen, ſchicket ſich eher, wenn man auf hierzu erhaltenen Befehl dem Landes-Fuͤrſten oder einem Staats-Mi- niſtre, ſeine Bedencken privatim uͤbergiebt, denn ſolche in die Welt hinein ſchreibet. Das XVI. Capitel. Von der Gelehrſamkeit. §. 1. WEr nicht glauben will, was die Ge- lehrſamkeit in dem Staat vor einen Einfluß haben, und wie die Wiſſen- ſchafften die Gemuͤther der Unterthanen po- liren und cultiviren koͤnnen, darff nur die- jenigen Nationes anſehen, bey denen aller- hand gute Kuͤnſte und Wiſſenſchafften im Flohre ſtehen, und ſolche conferiren mit denen rauhen und plumpen Voͤlckern, bey denen das leſen und ſchreiben ſchon vor eine groſſe Gelehr- ſamkeit gehalten wird, ſo wird er einen gar deutlichen und handgreiflichen Unterſcheid diß- falls verſpuͤren koͤnnen. §. 2. Da nun gute Kuͤnſte und Wiſſen- ſchafften nicht wenig die Gluͤckſeligkeit eines Landes und eines Regenten zu vermehren und zu erhalten geſchickt ſind, ſo hat ein Regente, der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/458
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/458>, abgerufen am 29.03.2024.