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Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603.

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geben/ dessen was sie von der Natur halten. Als wenn ich ge-
denck oder sage/ der einige ewige Gott/ der alles geschaffen hat
vnd erhalte/ das ohn ihm nichts bestehet. Vnd wie Johannes
sagt. Der da ist/ der da war/ vnd der zukünfftig ist. Der
werde in Ebreischer sprach I E H O V A H genant. So ist das
wort ein Gedanck im gehirn/ oder ein Schal in der lufft. Vnd
ist kein Buchstab drin. Das aber den namen auch ein jeder/ der
in nicht höret/ in seine Gedancken/ Mund/ vnd Ohren bekom-
me/ sind Buchstabenerdacht/ damit man den Namen schrei-
be/ vnd dem vnwissenden abe vnd für mahle. Darnach thut
man ihm eine vnuermutliche erklerung dazu. Das O bedeute
das gegenwertige/ das A das vergangene/ vnd das I das künff-
tige/ wie es Johannes ausleget. Die gesamten Buchstaben
aber AEIOV weren die Seel/ vnd das leben aller wörter/ ohne
die kein wort könte ausgesprochen werden. Also könte auch oh-
ne Gott nichts bestehen. Vnter denen were mitten vnd hinden
ein H. Das nur ein blasen were/ bedeute/ das Gott kein Leib/
sondern nur ein Geist were.

Solche vnd dergleichen sachen/ bringet man in den Schu-
len Bildweis für. Sind aber in keinem weg Gottes wort/ vnd
das Göttliche wesen an ihm selbst/ das weit anders vnd vnbe-
greifflich ist.

Wenn ich nun hieraus schliessen wolte/ das für der zeit
des HErren Christi die Jüden verboten hetten/ man solt den
namen lehouah nit nennen/ weder in den Schulen noch sonst/
sondern an desselbigen stath sagen Adonai, das ist/ Mein
lieber HErr/ wie der HErr Christus/ die Apostel/ vnser Grie-
thische/ Lateinische vnd Teutsche Bibel auch thut. Darumb
sey bedeutet/ das die rechte Lehr von Gott verlieren/ vnd Gott
sie auch verlassen würde. Das lesset sich also reden/ ist aber im
grund ein lauter Phantasey.

Eben

geben/ deſſen was ſie von der Natur halten. Als wenn ich ge-
denck oder ſage/ der einige ewige Gott/ der alles geſchaffen hat
vnd erhalte/ das ohn ihm nichts beſtehet. Vnd wie Johannes
ſagt. Der da iſt/ der da war/ vnd der zukuͤnfftig iſt. Der
werde in Ebreiſcher ſprach I E H O V A H genant. So iſt das
wort ein Gedanck im gehirn/ oder ein Schal in der lufft. Vnd
iſt kein Buchſtab drin. Das aber den namen auch ein jeder/ der
in nicht hoͤret/ in ſeine Gedancken/ Mund/ vnd Ohren bekom-
me/ ſind Buchſtabenerdacht/ damit man den Namen ſchrei-
be/ vnd dem vnwiſſenden abe vnd fuͤr mahle. Darnach thut
man ihm eine vnuermutliche erklerung dazu. Das O bedeute
das gegenwertige/ das A das vergangene/ vnd das I das kuͤnff-
tige/ wie es Johannes ausleget. Die geſamten Buchſtaben
aber AEIOV weren die Seel/ vnd das leben aller woͤrter/ ohne
die kein wort koͤnte ausgeſprochen werden. Alſo koͤnte auch oh-
ne Gott nichts beſtehen. Vnter denen were mitten vnd hinden
ein H. Das nur ein blaſen were/ bedeute/ das Gott kein Leib/
ſondern nur ein Geiſt were.

Solche vnd dergleichen ſachen/ bringet man in den Schu-
len Bildweis fuͤr. Sind aber in keinem weg Gottes wort/ vnd
das Goͤttliche weſen an ihm ſelbſt/ das weit anders vnd vnbe-
greifflich iſt.

Wenn ich nun hieraus ſchlieſſen wolte/ das fuͤr der zeit
des HErren Chriſti die Juͤden verboten hetten/ man ſolt den
namen lehouah nit nennen/ weder in den Schulen noch ſonſt/
ſondern an deſſelbigen ſtath ſagen Adonai, das iſt/ Mein
lieber HErr/ wie der HErr Chriſtus/ die Apoſtel/ vnſer Grie-
thiſche/ Lateiniſche vnd Teutſche Bibel auch thut. Darumb
ſey bedeutet/ das die rechte Lehr von Gott verlieren/ vnd Gott
ſie auch verlaſſen wuͤrde. Das leſſet ſich alſo reden/ iſt aber im
grund ein lauter Phantaſey.

Eben
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[238/0250] geben/ deſſen was ſie von der Natur halten. Als wenn ich ge- denck oder ſage/ der einige ewige Gott/ der alles geſchaffen hat vnd erhalte/ das ohn ihm nichts beſtehet. Vnd wie Johannes ſagt. Der da iſt/ der da war/ vnd der zukuͤnfftig iſt. Der werde in Ebreiſcher ſprach I E H O V A H genant. So iſt das wort ein Gedanck im gehirn/ oder ein Schal in der lufft. Vnd iſt kein Buchſtab drin. Das aber den namen auch ein jeder/ der in nicht hoͤret/ in ſeine Gedancken/ Mund/ vnd Ohren bekom- me/ ſind Buchſtabenerdacht/ damit man den Namen ſchrei- be/ vnd dem vnwiſſenden abe vnd fuͤr mahle. Darnach thut man ihm eine vnuermutliche erklerung dazu. Das O bedeute das gegenwertige/ das A das vergangene/ vnd das I das kuͤnff- tige/ wie es Johannes ausleget. Die geſamten Buchſtaben aber AEIOV weren die Seel/ vnd das leben aller woͤrter/ ohne die kein wort koͤnte ausgeſprochen werden. Alſo koͤnte auch oh- ne Gott nichts beſtehen. Vnter denen were mitten vnd hinden ein H. Das nur ein blaſen were/ bedeute/ das Gott kein Leib/ ſondern nur ein Geiſt were. Solche vnd dergleichen ſachen/ bringet man in den Schu- len Bildweis fuͤr. Sind aber in keinem weg Gottes wort/ vnd das Goͤttliche weſen an ihm ſelbſt/ das weit anders vnd vnbe- greifflich iſt. Wenn ich nun hieraus ſchlieſſen wolte/ das fuͤr der zeit des HErren Chriſti die Juͤden verboten hetten/ man ſolt den namen lehouah nit nennen/ weder in den Schulen noch ſonſt/ ſondern an deſſelbigen ſtath ſagen Adonai, das iſt/ Mein lieber HErr/ wie der HErr Chriſtus/ die Apoſtel/ vnſer Grie- thiſche/ Lateiniſche vnd Teutſche Bibel auch thut. Darumb ſey bedeutet/ das die rechte Lehr von Gott verlieren/ vnd Gott ſie auch verlaſſen wuͤrde. Das leſſet ſich alſo reden/ iſt aber im grund ein lauter Phantaſey. Eben

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Zitationshilfe: Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/250>, abgerufen am 16.04.2024.