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Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603.

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Jnsonderheit stehet der Olebaum zu der zeit voller Blu-
men. Solstitio floret vitis, sicut & olea, Jdem Plinius.

II. Die Alten Gelerten schreiben auch von der Hedera/ das
etliche Epheu, etliche Eifflaub/ etliche Wintergrün nennen.
Wenn man aus jhrem Holtz Becher mache/ vnd wasserigen
Wein drein giesse/ so fliesse der Wein herdurch/ vnd das
Wasser bleibe drinne. Denn also lauten Plini[j] Wort/ die
er aus dem Catone genommen hat/ im 16. Buch am 35. Cap.
Hederae mira proditur natura ad experienda vina. Si Vas
fiat ex ligno eius, vina transfluere, ac remanere aquam,
si qua fuerit mixta.
Das ist offtmals versucht/ das man
aus dem Holtz hat Becherlein gemacht/ so dünne als ein Pa-
pier. Das hat sich wol vol Wasser oder Wein gezogen/ wens
ein zeitlang drin gestanden. Aber es ist nicht ein tröpfflein her-
durch gefiossen. Es sey Maluasier/ Bastart oder ander Wein
gewesen. Wer es nicht gleuben wil/ probiere es selbst. Es
könt aber sein/ das die Baumbletter/ vnd das Jfflaub Holtz/ in
Welschland witziger weren/ denn bey vns. Denn hie wis-
sen sie die zeit des Solstitij/ vnd Wasser vnd Wein nicht zu
vnterscheiden.

III: Braun Kraut oder Kohl/ nennen die Lateinischen Bras-
sicam.
Dauon schreibt Cato vnd Plinius, esse inimicissi-
mam vino, quam praecipue vitis fugiat, aut si non possit
fugere moriatur: lib. 20 cap. 9.
Dz ist/ es sey eine solche Feind-
schafft zwischen dem Kohl vnd weinstock/ das wo ein Wein-
stock beim Kohl stehen müsse/ so verdörre er gantz. Jtem der
Wein henge sich mit seinen klammern an alle gewechs/ aus-
genommen an den Kohl. Darumb sey der Kohl gut für trun-
ckenheit vom Wein/ etc.

Was nun die Alten für Kohl gehabt/ weis ich nicht.
Aber vnser Brauner Kohl/ stehet zu Halberstad/ vnd an vie-
len andern örten/ zu negst an den Weinstöcken/ wachsen beyde
gar gros vnd frölich. Vnd hefftet sich der Wein so bald an den

Kohl-
K k iij

Jnſonderheit ſtehet der Olebaum zu der zeit voller Blu-
men. Solſtitio floret vitis, ſicut & olea, Jdem Plinius.

II. Die Alten Gelerten ſchreiben auch von der Hedera/ das
etliche Epheu, etliche Eifflaub/ etliche Wintergruͤn nennen.
Wenn man aus jhrem Holtz Becher mache/ vnd waſſerigen
Wein drein gieſſe/ ſo flieſſe der Wein herdurch/ vnd das
Waſſer bleibe drinne. Denn alſo lauten Plini[j] Wort/ die
er aus dem Catone genommen hat/ im 16. Buch am 35. Cap.
Hederæ mira proditur natura ad experienda vina. Si Vas
fiat ex ligno eius, vina transfluere, ac remanere aquam,
ſi qua fuerit mixta.
Das iſt offtmals verſucht/ das man
aus dem Holtz hat Becherlein gemacht/ ſo duͤnne als ein Pa-
pier. Das hat ſich wol vol Waſſer oder Wein gezogen/ wens
ein zeitlang drin geſtanden. Aber es iſt nicht ein troͤpfflein her-
durch gefioſſen. Es ſey Maluaſier/ Baſtart oder ander Wein
geweſen. Wer es nicht gleuben wil/ probiere es ſelbſt. Es
koͤnt aber ſein/ das die Baumbletter/ vnd das Jfflaub Holtz/ in
Welſchland witziger weren/ denn bey vns. Denn hie wiſ-
ſen ſie die zeit des Solſtitij/ vnd Waſſer vnd Wein nicht zu
vnterſcheiden.

III: Braun Kraut oder Kohl/ nennen die Lateiniſchen Braſ-
ſicam.
Dauon ſchreibt Cato vnd Plinius, eſſe inimiciſsi-
mam vino, quam præcipuè vitis fugiat, aut ſi non poſsit
fugere moriatur: lib. 20 cap. 9.
Dz iſt/ es ſey eine ſolche Feind-
ſchafft zwiſchen dem Kohl vnd weinſtock/ das wo ein Wein-
ſtock beim Kohl ſtehen muͤſſe/ ſo verdoͤrre er gantz. Jtem der
Wein henge ſich mit ſeinen klammern an alle gewechs/ aus-
genommen an den Kohl. Darumb ſey der Kohl gut fuͤr trun-
ckenheit vom Wein/ etc.

Was nun die Alten fuͤr Kohl gehabt/ weis ich nicht.
Aber vnſer Brauner Kohl/ ſtehet zu Halberſtad/ vnd an vie-
len andern oͤrten/ zu negſt an den Weinſtoͤcken/ wachſen beyde
gar gros vnd froͤlich. Vnd hefftet ſich der Wein ſo bald an den

Kohl-
K k iij
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[253/0263] Jnſonderheit ſtehet der Olebaum zu der zeit voller Blu- men. Solſtitio floret vitis, ſicut & olea, Jdem Plinius. II. Die Alten Gelerten ſchreiben auch von der Hedera/ das etliche Epheu, etliche Eifflaub/ etliche Wintergruͤn nennen. Wenn man aus jhrem Holtz Becher mache/ vnd waſſerigen Wein drein gieſſe/ ſo flieſſe der Wein herdurch/ vnd das Waſſer bleibe drinne. Denn alſo lauten Plinij Wort/ die er aus dem Catone genommen hat/ im 16. Buch am 35. Cap. Hederæ mira proditur natura ad experienda vina. Si Vas fiat ex ligno eius, vina transfluere, ac remanere aquam, ſi qua fuerit mixta. Das iſt offtmals verſucht/ das man aus dem Holtz hat Becherlein gemacht/ ſo duͤnne als ein Pa- pier. Das hat ſich wol vol Waſſer oder Wein gezogen/ wens ein zeitlang drin geſtanden. Aber es iſt nicht ein troͤpfflein her- durch gefioſſen. Es ſey Maluaſier/ Baſtart oder ander Wein geweſen. Wer es nicht gleuben wil/ probiere es ſelbſt. Es koͤnt aber ſein/ das die Baumbletter/ vnd das Jfflaub Holtz/ in Welſchland witziger weren/ denn bey vns. Denn hie wiſ- ſen ſie die zeit des Solſtitij/ vnd Waſſer vnd Wein nicht zu vnterſcheiden. III: Braun Kraut oder Kohl/ nennen die Lateiniſchen Braſ- ſicam. Dauon ſchreibt Cato vnd Plinius, eſſe inimiciſsi- mam vino, quam præcipuè vitis fugiat, aut ſi non poſsit fugere moriatur: lib. 20 cap. 9. Dz iſt/ es ſey eine ſolche Feind- ſchafft zwiſchen dem Kohl vnd weinſtock/ das wo ein Wein- ſtock beim Kohl ſtehen muͤſſe/ ſo verdoͤrre er gantz. Jtem der Wein henge ſich mit ſeinen klammern an alle gewechs/ aus- genommen an den Kohl. Darumb ſey der Kohl gut fuͤr trun- ckenheit vom Wein/ etc. Was nun die Alten fuͤr Kohl gehabt/ weis ich nicht. Aber vnſer Brauner Kohl/ ſtehet zu Halberſtad/ vnd an vie- len andern oͤrten/ zu negſt an den Weinſtoͤcken/ wachſen beyde gar gros vnd froͤlich. Vnd hefftet ſich der Wein ſo bald an den Kohl- K k iij

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Zitationshilfe: Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/263>, abgerufen am 25.04.2024.