Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

meinlich kauche vnd scharffe ecken haben. Die aber für sich
glat sein wie Linsen/ als man an vielen örten im Sande findet/
Eine schöne glatte Perle/ oder Kern aus dem Johannisbroth/
thun eben dasselbige. Die Schwalbenstein aber fasset man
auch in Gold/ henget sie für Heupt vnd Augenweh. Jtem für
den Schlagk an den Hals. Hilfft so viel als ein geviertes Kle-
blat im Beutel.

Es ist aber wol zuverwundern/ das von solchen vnerfind-
lichen sachen/ so viel schreibens ist. Vnd von der warheit schrei-
bet keiner. Denn menniglich der nur ein wenig auff die Hen-
del/ die sich teglich zutragen/ acht gibt/ wol bekant ist. Das
alle Vogel/ die Genß/ Enten/ Hüner vnd Tauben ausge-
nommen/ jhr sonderliches stetgeld vnd Mietlohn geben. Al-
so/ das der Storch/ der Sperling/ Schwalb/ Henfflingk/
Graßmück/ Meise/ Rabe vnd Krahe eins von jhren Kindern/
so bald sie aus dem Eyerdopff kriechen/ dem Guts Herren zum
Mietelohn heraus werffen. Vnd das man nicht meine/ sie the-
tens Pytagorischer weise/ das sie wolten eine gerade oder vn-
gerade zahl haben. Oder das jhnen zuviel zu speisen würde.
Wie etliche vom Adeler schreiben. Er behalte nur eins im
Nest/ vnd werffe die andern heraus/ das er verdruß habe alle
zu speisen. Sind sie nicht begnüget/ wenn jhn gleich ein Ey/
das gemeinlich das fünfft ist/ heimlich genommen wird. Son-
dern werffen nicht desto weiniger ein Kind heraus/ jhre gerech-
tigkeit zuerfüllen.

Der Autor de Natura rerum schreibt/ Die Störche
werffen alle Jahr jhrem Herren/ bey dem sie wohnen/ einen von
jhren Jungen hinnunter/ ehe denn es Federn kriegt. Oder viel
mehr/ das sie vnserm HErren Gott seinen Zehonden geben.
Dessen zum zeugnis kommen vnd wohnen sie in Düringen
gar nicht. Darumb das sie keinen Zehenden geben. Haec ille.
Das werden die Düringer wissen obs wahr sey.

Es ist
L l ij

meinlich kauche vnd ſcharffe ecken haben. Die aber fuͤr ſich
glat ſein wie Linſen/ als man an vielen oͤrten im Sande findet/
Eine ſchoͤne glatte Perle/ oder Kern aus dem Johannisbroth/
thun eben daſſelbige. Die Schwalbenſtein aber faſſet man
auch in Gold/ henget ſie fuͤr Heupt vnd Augenweh. Jtem fuͤr
den Schlagk an den Hals. Hilfft ſo viel als ein geviertes Kle-
blat im Beutel.

Es iſt aber wol zuverwundern/ das von ſolchen vnerfind-
lichen ſachen/ ſo viel ſchreibens iſt. Vnd von der warheit ſchrei-
bet keiner. Denn menniglich der nur ein wenig auff die Hen-
del/ die ſich teglich zutragen/ acht gibt/ wol bekant iſt. Das
alle Vogel/ die Genß/ Enten/ Huͤner vnd Tauben ausge-
nommen/ jhr ſonderliches ſtetgeld vnd Mietlohn geben. Al-
ſo/ das der Storch/ der Sperling/ Schwalb/ Henfflingk/
Graßmuͤck/ Meiſe/ Rabe vnd Krahe eins von jhren Kindern/
ſo bald ſie aus dem Eyerdopff kriechen/ dem Guts Herren zum
Mietelohn heraus werffen. Vnd das man nicht meine/ ſie the-
tens Pytagoriſcher weiſe/ das ſie wolten eine gerade oder vn-
gerade zahl haben. Oder das jhnen zuviel zu ſpeiſen wuͤrde.
Wie etliche vom Adeler ſchreiben. Er behalte nur eins im
Neſt/ vnd werffe die andern heraus/ das er verdruß habe alle
zu ſpeiſen. Sind ſie nicht begnuͤget/ wenn jhn gleich ein Ey/
das gemeinlich das fuͤnfft iſt/ heimlich genom̃en wird. Son-
dern werffen nicht deſto weiniger ein Kind heraus/ jhre gerech-
tigkeit zuerfuͤllen.

Der Autor de Natura rerum ſchreibt/ Die Stoͤrche
werffen alle Jahr jhrem Herren/ bey dem ſie wohnen/ einen von
jhren Jungen hinnunter/ ehe denn es Federn kriegt. Oder viel
mehr/ das ſie vnſerm HErren Gott ſeinen Zehonden geben.
Deſſen zum zeugnis kommen vnd wohnen ſie in Duͤringen
gar nicht. Darumb das ſie keinen Zehenden geben. Hæc ille.
Das werden die Duͤringer wiſſen obs wahr ſey.

Es iſt
L l ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0269" n="259"/>
meinlich kauche vnd &#x017F;charffe ecken haben. Die aber fu&#x0364;r &#x017F;ich<lb/>
glat &#x017F;ein wie Lin&#x017F;en/ als man an vielen o&#x0364;rten im Sande findet/<lb/>
Eine &#x017F;cho&#x0364;ne glatte Perle/ oder Kern aus dem Johannisbroth/<lb/>
thun eben da&#x017F;&#x017F;elbige. Die Schwalben&#x017F;tein aber fa&#x017F;&#x017F;et man<lb/>
auch in Gold/ henget &#x017F;ie fu&#x0364;r Heupt vnd Augenweh. Jtem fu&#x0364;r<lb/>
den Schlagk an den Hals. Hilfft &#x017F;o viel als ein geviertes Kle-<lb/>
blat im Beutel.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t aber wol zuverwundern/ das von &#x017F;olchen vnerfind-<lb/>
lichen &#x017F;achen/ &#x017F;o viel &#x017F;chreibens i&#x017F;t. Vnd von der warheit &#x017F;chrei-<lb/>
bet keiner. Denn menniglich der nur ein wenig auff die Hen-<lb/>
del/ die &#x017F;ich teglich zutragen/ acht gibt/ wol bekant i&#x017F;t. Das<lb/>
alle Vogel/ die Genß/ Enten/ Hu&#x0364;ner vnd Tauben ausge-<lb/>
nommen/ jhr &#x017F;onderliches &#x017F;tetgeld vnd Mietlohn geben. Al-<lb/>
&#x017F;o/ das der Storch/ der Sperling/ Schwalb/ Henfflingk/<lb/>
Graßmu&#x0364;ck/ Mei&#x017F;e/ Rabe vnd Krahe eins von jhren Kindern/<lb/>
&#x017F;o bald &#x017F;ie aus dem Eyerdopff kriechen/ dem Guts Herren zum<lb/>
Mietelohn heraus werffen. Vnd das man nicht meine/ &#x017F;ie the-<lb/>
tens Pytagori&#x017F;cher wei&#x017F;e/ das &#x017F;ie wolten eine gerade oder vn-<lb/>
gerade zahl haben. Oder das jhnen zuviel zu &#x017F;pei&#x017F;en wu&#x0364;rde.<lb/>
Wie etliche vom Adeler &#x017F;chreiben. Er behalte nur eins im<lb/>
Ne&#x017F;t/ vnd werffe die andern heraus/ das er verdruß habe alle<lb/>
zu &#x017F;pei&#x017F;en. Sind &#x017F;ie nicht begnu&#x0364;get/ wenn jhn gleich ein Ey/<lb/>
das gemeinlich das fu&#x0364;nfft i&#x017F;t/ heimlich genom&#x0303;en wird. Son-<lb/>
dern werffen nicht de&#x017F;to weiniger ein Kind heraus/ jhre gerech-<lb/>
tigkeit zuerfu&#x0364;llen.</p><lb/>
          <p>Der <hi rendition="#aq">Autor de Natura rerum</hi> &#x017F;chreibt/ Die Sto&#x0364;rche<lb/>
werffen alle Jahr jhrem Herren/ bey dem &#x017F;ie wohnen/ einen von<lb/>
jhren Jungen hinnunter/ ehe denn es Federn kriegt. Oder viel<lb/>
mehr/ das &#x017F;ie vn&#x017F;erm HErren Gott &#x017F;einen Zehonden geben.<lb/>
De&#x017F;&#x017F;en zum zeugnis kommen vnd wohnen &#x017F;ie in Du&#x0364;ringen<lb/>
gar nicht. Darumb das &#x017F;ie keinen Zehenden geben. <hi rendition="#aq">Hæc ille.</hi><lb/>
Das werden die Du&#x0364;ringer wi&#x017F;&#x017F;en obs wahr &#x017F;ey.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">L l ij</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Es i&#x017F;t</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0269] meinlich kauche vnd ſcharffe ecken haben. Die aber fuͤr ſich glat ſein wie Linſen/ als man an vielen oͤrten im Sande findet/ Eine ſchoͤne glatte Perle/ oder Kern aus dem Johannisbroth/ thun eben daſſelbige. Die Schwalbenſtein aber faſſet man auch in Gold/ henget ſie fuͤr Heupt vnd Augenweh. Jtem fuͤr den Schlagk an den Hals. Hilfft ſo viel als ein geviertes Kle- blat im Beutel. Es iſt aber wol zuverwundern/ das von ſolchen vnerfind- lichen ſachen/ ſo viel ſchreibens iſt. Vnd von der warheit ſchrei- bet keiner. Denn menniglich der nur ein wenig auff die Hen- del/ die ſich teglich zutragen/ acht gibt/ wol bekant iſt. Das alle Vogel/ die Genß/ Enten/ Huͤner vnd Tauben ausge- nommen/ jhr ſonderliches ſtetgeld vnd Mietlohn geben. Al- ſo/ das der Storch/ der Sperling/ Schwalb/ Henfflingk/ Graßmuͤck/ Meiſe/ Rabe vnd Krahe eins von jhren Kindern/ ſo bald ſie aus dem Eyerdopff kriechen/ dem Guts Herren zum Mietelohn heraus werffen. Vnd das man nicht meine/ ſie the- tens Pytagoriſcher weiſe/ das ſie wolten eine gerade oder vn- gerade zahl haben. Oder das jhnen zuviel zu ſpeiſen wuͤrde. Wie etliche vom Adeler ſchreiben. Er behalte nur eins im Neſt/ vnd werffe die andern heraus/ das er verdruß habe alle zu ſpeiſen. Sind ſie nicht begnuͤget/ wenn jhn gleich ein Ey/ das gemeinlich das fuͤnfft iſt/ heimlich genom̃en wird. Son- dern werffen nicht deſto weiniger ein Kind heraus/ jhre gerech- tigkeit zuerfuͤllen. Der Autor de Natura rerum ſchreibt/ Die Stoͤrche werffen alle Jahr jhrem Herren/ bey dem ſie wohnen/ einen von jhren Jungen hinnunter/ ehe denn es Federn kriegt. Oder viel mehr/ das ſie vnſerm HErren Gott ſeinen Zehonden geben. Deſſen zum zeugnis kommen vnd wohnen ſie in Duͤringen gar nicht. Darumb das ſie keinen Zehenden geben. Hæc ille. Das werden die Duͤringer wiſſen obs wahr ſey. Es iſt L l ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/269
Zitationshilfe: Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/269>, abgerufen am 29.03.2024.