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Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603.

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Man kan aber zierlich damit beweisen/ das der Teuffel den
Menschen durch die Schlang verführet hat. Das aber Lum-
brici
vnd Spulwürm im Menschen/ vnd offt etliche Ellen
lang/ nach der Derme lenge vnd raum/ an einander wachsen/
auch den Menschen tödten/ wie auch die Fuchse/ ist leider all
zu wahr.

Das 16. Capittel/ von dem Pelican.

DEr Pelican sol ein Vogel sein in Egypten/ zu dessen
Jungen kompt in seinem ab wesen eine Schlange/
vnd sticht sie tod. Er aber verwundet seine Brust/ lest
das Blut auff seine Jungen fallen/ Dauon werden sie wider
lebendigk. Es wird aber von dem bluten Vater vnd Mutter
so schwach/ das sie im Nest beliegen bleiben. Darumb fliegen
die Jungen aus/ holen jhnen Speiß/ vnd bezahlen den Eltern
jhre wolthat. Es hat auch der König der Neapolitaner Al-
phonsus/ den Pelican für sein Denckzeichen gemahlet/ vnd
dabey geschrieben: Pro Lege & pro Grege, das ist/ Für Got-
tes Wort/ vnd für die Vnterthan/ verstehe/ solte ein Obrig-
keit jhr Blut lassen. Wir deutens aber also/ das vns Men-
schen die alte Schlange ermordet/ vnd Christus mit seinem
Blut wider lebendig gemacht hat. Darumb mus der Peli-
can auff allen Epitaphijs stehen.

Was nun diß für ein Vogel sey/ der das thue/ hat noch kein
Gelerter finden können. Orus schreibt: Es sey der Ganse Geyer.
Wann der seinen Jungen nicht bald könne zu essen bekommen/
beiß er ein loch in seine Lenden/ vnd lasse jhnen sein Blut in
den Mund lauffen. Die meisten schreiben/ wenn des Peli-
cans Kinder groß werden/ vnd Vater vnd Mutter nach den
Augen greiffen/ so schlage er sie mit seinem Schnabel selber
tod. Darnach greme er sich drüber drey Tage. Am dritten ta-
ge beisse die Mutter selbst jhre seite auff/ lasse jhr Blut auff sie
fallen/ dauon werden sie widerumb leben dig. Haec a quibus-

dam

Man kan aber zierlich damit beweiſen/ das der Teuffel den
Menſchen durch die Schlang verfuͤhret hat. Das aber Lum-
brici
vnd Spulwuͤrm im Menſchen/ vnd offt etliche Ellen
lang/ nach der Derme lenge vnd raum/ an einander wachſen/
auch den Menſchen toͤdten/ wie auch die Fuchſe/ iſt leider all
zu wahr.

Das 16. Capittel/ von dem Pelican.

DEr Pelican ſol ein Vogel ſein in Egypten/ zu deſſen
Jungen kompt in ſeinem ab weſen eine Schlange/
vnd ſticht ſie tod. Er aber verwundet ſeine Bruſt/ leſt
das Blut auff ſeine Jungen fallen/ Dauon werden ſie wider
lebendigk. Es wird aber von dem bluten Vater vnd Mutter
ſo ſchwach/ das ſie im Neſt beliegen bleiben. Darumb fliegen
die Jungen aus/ holen jhnen Speiß/ vnd bezahlen den Eltern
jhre wolthat. Es hat auch der Koͤnig der Neapolitaner Al-
phonſus/ den Pelican fuͤr ſein Denckzeichen gemahlet/ vnd
dabey geſchrieben: Pro Lege & pro Grege, das iſt/ Fuͤr Got-
tes Wort/ vnd fuͤr die Vnterthan/ verſtehe/ ſolte ein Obrig-
keit jhr Blut laſſen. Wir deutens aber alſo/ das vns Men-
ſchen die alte Schlange ermordet/ vnd Chriſtus mit ſeinem
Blut wider lebendig gemacht hat. Darumb mus der Peli-
can auff allen Epitaphijs ſtehen.

Was nun diß fuͤr ein Vogel ſey/ der das thue/ hat noch kein
Gelerter findē koͤnnen. Orus ſchreibt: Es ſey der Ganſe Geyer.
Wann der ſeinen Jungen nicht bald koͤnne zu eſſen bekommen/
beiß er ein loch in ſeine Lenden/ vnd laſſe jhnen ſein Blut in
den Mund lauffen. Die meiſten ſchreiben/ wenn des Peli-
cans Kinder groß werden/ vnd Vater vnd Mutter nach den
Augen greiffen/ ſo ſchlage er ſie mit ſeinem Schnabel ſelber
tod. Darnach greme er ſich druͤber drey Tage. Am dritten ta-
ge beiſſe die Mutter ſelbſt jhre ſeite auff/ laſſe jhr Blut auff ſie
fallen/ dauon werden ſie widerumb leben dig. Hæc à quibuſ-

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[264/0274] Man kan aber zierlich damit beweiſen/ das der Teuffel den Menſchen durch die Schlang verfuͤhret hat. Das aber Lum- brici vnd Spulwuͤrm im Menſchen/ vnd offt etliche Ellen lang/ nach der Derme lenge vnd raum/ an einander wachſen/ auch den Menſchen toͤdten/ wie auch die Fuchſe/ iſt leider all zu wahr. Das 16. Capittel/ von dem Pelican. DEr Pelican ſol ein Vogel ſein in Egypten/ zu deſſen Jungen kompt in ſeinem ab weſen eine Schlange/ vnd ſticht ſie tod. Er aber verwundet ſeine Bruſt/ leſt das Blut auff ſeine Jungen fallen/ Dauon werden ſie wider lebendigk. Es wird aber von dem bluten Vater vnd Mutter ſo ſchwach/ das ſie im Neſt beliegen bleiben. Darumb fliegen die Jungen aus/ holen jhnen Speiß/ vnd bezahlen den Eltern jhre wolthat. Es hat auch der Koͤnig der Neapolitaner Al- phonſus/ den Pelican fuͤr ſein Denckzeichen gemahlet/ vnd dabey geſchrieben: Pro Lege & pro Grege, das iſt/ Fuͤr Got- tes Wort/ vnd fuͤr die Vnterthan/ verſtehe/ ſolte ein Obrig- keit jhr Blut laſſen. Wir deutens aber alſo/ das vns Men- ſchen die alte Schlange ermordet/ vnd Chriſtus mit ſeinem Blut wider lebendig gemacht hat. Darumb mus der Peli- can auff allen Epitaphijs ſtehen. Was nun diß fuͤr ein Vogel ſey/ der das thue/ hat noch kein Gelerter findē koͤnnen. Orus ſchreibt: Es ſey der Ganſe Geyer. Wann der ſeinen Jungen nicht bald koͤnne zu eſſen bekommen/ beiß er ein loch in ſeine Lenden/ vnd laſſe jhnen ſein Blut in den Mund lauffen. Die meiſten ſchreiben/ wenn des Peli- cans Kinder groß werden/ vnd Vater vnd Mutter nach den Augen greiffen/ ſo ſchlage er ſie mit ſeinem Schnabel ſelber tod. Darnach greme er ſich druͤber drey Tage. Am dritten ta- ge beiſſe die Mutter ſelbſt jhre ſeite auff/ laſſe jhr Blut auff ſie fallen/ dauon werden ſie widerumb leben dig. Hæc à quibuſ- dam

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Zitationshilfe: Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/274>, abgerufen am 19.03.2024.