Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

der Menschen gewesen sein/ die Er Ophiogenes, das
ist/ Schlangenarth nennet/ die Schlangenbiß vnd
stich heileten/ nur mit jhrem anrühren. Vnd wann
sie die Hand auff den leib legten/ zöge sich das gifft
heraus. Der Varro setzt auch/ das noch zu vnser zeit
etliche weinig daselbst wohnen/ die mit jhrem spei-
chel der Schlangen stich heilen. Eben ein solch
Volck ist auch in Africa gewesen/ wie Agaturchi-
des
schreibt/ die Psyller genant/ von jhrem Könige
Psyllo, welches grab an einem ort des grossen stru-
dels (oder Syrten) verhanden ist. Diese Leut haben
ein angeboren Gifft an sich/ das den Schlangen
tods gefahr bringt/ die müssen verstarren/ wenn sie
es riechen. Jhre gewonheit ist/ das sie die Kinder
also bald nach der geburt/ den schedlichsten Schlan-
gen vorlegen/ jhrer Weiber Keuscheit zu Probieren.
Denn wenn die Schlangen nicht für die Kinder
fliehen/ halten sie dieselbe vnehrlicher geburt.

Diß Volck ist bey Nacht gar vmbracht/ durch die
Nasamoner, die numehr jr Land besitzen. Jhres Ge-
schlechtes aber ist noch heut verhanden/ bey jhrer
weinig so entlauffen oder zur zeit des Kriegs nicht
daheim gewesen sein.

Dergleichen arth seind auch in Jtalia (oder
Welschland) die Marser/ die von der Circe sollen
herkommen sein/ daher soll jhnen auch dieselbe Na-
tur angeboren sein.

Es
H ij

der Menſchen geweſen ſein/ die Er Ophiogenes, das
iſt/ Schlangenarth nennet/ die Schlangenbiß vnd
ſtich heileten/ nur mit jhrem anruͤhren. Vnd wann
ſie die Hand auff den leib legten/ zoͤge ſich das gifft
heraus. Der Varro ſetzt auch/ das noch zu vnſer zeit
etliche weinig daſelbſt wohnen/ die mit jhrem ſpei-
chel der Schlangen ſtich heilen. Eben ein ſolch
Volck iſt auch in Africa geweſen/ wie Agaturchi-
des
ſchreibt/ die Pſyller genant/ von jhrem Koͤnige
Pſyllo, welches grab an einem ort des groſſen ſtru-
dels (oder Syrten) verhanden iſt. Dieſe Leut haben
ein angeboren Gifft an ſich/ das den Schlangen
tods gefahr bringt/ die muͤſſen verſtarren/ wenn ſie
es riechen. Jhre gewonheit iſt/ das ſie die Kinder
alſo bald nach der geburt/ den ſchedlichſten Schlan-
gen vorlegen/ jhrer Weiber Keuſcheit zu Probieren.
Denn wenn die Schlangen nicht fuͤr die Kinder
fliehen/ halten ſie dieſelbe vnehrlicher geburt.

Diß Volck iſt bey Nacht gar vmbracht/ durch die
Naſamoner, die numehr jr Land beſitzen. Jhres Ge-
ſchlechtes aber iſt noch heut verhanden/ bey jhrer
weinig ſo entlauffen oder zur zeit des Kriegs nicht
daheim geweſen ſein.

Dergleichen arth ſeind auch in Jtalia (oder
Welſchland) die Marſer/ die von der Circe ſollen
herkommen ſein/ daher ſoll jhnen auch dieſelbe Na-
tur angeboren ſein.

Es
H ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0061" n="51"/>
der Men&#x017F;chen gewe&#x017F;en &#x017F;ein/ die Er <hi rendition="#aq">Ophiogenes,</hi> das<lb/>
i&#x017F;t/ Schlangenarth nennet/ die Schlangenbiß vnd<lb/>
&#x017F;tich heileten/ nur mit jhrem anru&#x0364;hren. Vnd wann<lb/>
&#x017F;ie die Hand auff den leib legten/ zo&#x0364;ge &#x017F;ich das gifft<lb/>
heraus. Der <hi rendition="#aq">Varro</hi> &#x017F;etzt auch/ das noch zu vn&#x017F;er zeit<lb/>
etliche weinig da&#x017F;elb&#x017F;t wohnen/ die mit jhrem &#x017F;pei-<lb/>
chel der Schlangen &#x017F;tich heilen. Eben ein &#x017F;olch<lb/>
Volck i&#x017F;t auch in <hi rendition="#aq">Africa</hi> gewe&#x017F;en/ wie <hi rendition="#aq">Agaturchi-<lb/>
des</hi> &#x017F;chreibt/ die <hi rendition="#aq">P&#x017F;yller</hi> genant/ von jhrem Ko&#x0364;nige<lb/><hi rendition="#aq">P&#x017F;yllo,</hi> welches grab an einem ort des gro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tru-<lb/>
dels (oder <hi rendition="#aq">Syrten</hi>) verhanden i&#x017F;t. Die&#x017F;e Leut haben<lb/>
ein angeboren Gifft an &#x017F;ich/ das den Schlangen<lb/>
tods gefahr bringt/ die mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;tarren/ wenn &#x017F;ie<lb/>
es riechen. Jhre gewonheit i&#x017F;t/ das &#x017F;ie die Kinder<lb/>
al&#x017F;o bald nach der geburt/ den &#x017F;chedlich&#x017F;ten Schlan-<lb/>
gen vorlegen/ jhrer Weiber Keu&#x017F;cheit zu Probieren.<lb/>
Denn wenn die Schlangen nicht fu&#x0364;r die Kinder<lb/>
fliehen/ halten &#x017F;ie die&#x017F;elbe vnehrlicher geburt.</p><lb/>
            <p>Diß Volck i&#x017F;t bey Nacht gar vmbracht/ durch die<lb/><hi rendition="#aq">Na&#x017F;amoner,</hi> die numehr jr Land be&#x017F;itzen. Jhres Ge-<lb/>
&#x017F;chlechtes aber i&#x017F;t noch heut verhanden/ bey jhrer<lb/>
weinig &#x017F;o entlauffen oder zur zeit des Kriegs nicht<lb/>
daheim gewe&#x017F;en &#x017F;ein.</p><lb/>
            <p>Dergleichen arth &#x017F;eind auch in Jtalia (oder<lb/>
Wel&#x017F;chland) die Mar&#x017F;er/ die von der <hi rendition="#aq">Circe</hi> &#x017F;ollen<lb/>
herkommen &#x017F;ein/ daher &#x017F;oll jhnen auch die&#x017F;elbe Na-<lb/>
tur angeboren &#x017F;ein.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">H ij</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0061] der Menſchen geweſen ſein/ die Er Ophiogenes, das iſt/ Schlangenarth nennet/ die Schlangenbiß vnd ſtich heileten/ nur mit jhrem anruͤhren. Vnd wann ſie die Hand auff den leib legten/ zoͤge ſich das gifft heraus. Der Varro ſetzt auch/ das noch zu vnſer zeit etliche weinig daſelbſt wohnen/ die mit jhrem ſpei- chel der Schlangen ſtich heilen. Eben ein ſolch Volck iſt auch in Africa geweſen/ wie Agaturchi- des ſchreibt/ die Pſyller genant/ von jhrem Koͤnige Pſyllo, welches grab an einem ort des groſſen ſtru- dels (oder Syrten) verhanden iſt. Dieſe Leut haben ein angeboren Gifft an ſich/ das den Schlangen tods gefahr bringt/ die muͤſſen verſtarren/ wenn ſie es riechen. Jhre gewonheit iſt/ das ſie die Kinder alſo bald nach der geburt/ den ſchedlichſten Schlan- gen vorlegen/ jhrer Weiber Keuſcheit zu Probieren. Denn wenn die Schlangen nicht fuͤr die Kinder fliehen/ halten ſie dieſelbe vnehrlicher geburt. Diß Volck iſt bey Nacht gar vmbracht/ durch die Naſamoner, die numehr jr Land beſitzen. Jhres Ge- ſchlechtes aber iſt noch heut verhanden/ bey jhrer weinig ſo entlauffen oder zur zeit des Kriegs nicht daheim geweſen ſein. Dergleichen arth ſeind auch in Jtalia (oder Welſchland) die Marſer/ die von der Circe ſollen herkommen ſein/ daher ſoll jhnen auch dieſelbe Na- tur angeboren ſein. Es H ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/61
Zitationshilfe: Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/61>, abgerufen am 29.03.2024.