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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842.

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bis zum Ural anfänglich nur einen Weg, der bis N002
Omsk auf dem rechten Ufer des Irtysch entlang geht, N003
hier aber verliessen wir diesen Strom und wandten N004
uns auf dem kürzesten Wege westlich quer durch die N005
Steppe zum Ural. Dieser Weg bezeichnet zu glei- N006
cher Zeit die Gränze des russischen Reichs mit der N007
mittleren Horde der Kirgisen, und ist, um sich vor N008
deren Einfällen zu sichern, durch ein System von N009
mehr oder weniger befestigten Ortschaften gedeckt, N010
die in einer Entfernung von 20 bis 30 Wersten von N011
einander angelegt sind, und von den Kosaken bewohnt N012
werden, denen die Verteidigung dieser Gränzen ob- N013
liegt. Die kleineren dieser Oerter werden Vorposten N014
und Redouten, die grösseren Festungen (Krepost) ge- N015
nannt. Sie sind alle regelmässig gebaut und mit ei- N016
ner Reihe spanischer Reiter umgeben; nur die N017
sogenannten Festungen enthalten, wie bei Ustkame- N018
nogorsk, noch einen stärker befestigten, mit Wall und N019
Graben versehenen Raum, in welchem sich die Woh- N020
nungen des Commandanten und der übrigen Beamten, die N021
Magazine und häufig auch die Kirche befinden. So N022
unbedeutend diese Vertheidigungsmittel auch an und N023
für sich erscheinen, so sind sie doch hinreichend, um N024
einen Angriff der Kirgisen abzuhalten und auch diese N025
Vertheidigungsmittel werden oft am untern Irtysch, wie N026
am obern 1) nur schlecht unterhalten, da die Kirgisen N027
der mittleren Horde jetzt grösstentheils beruhigt sind, N028
und von feindlichen Ueberfällen wenig mehr zu be- N029
fürchten steht 2). Die Kosaken, die diese Ortschaften N030
bewohnen, sind zwar ganz militärisch organisirt, ha- N031
ben aber ihre festen Wohnsitze; sie treiben Viehzucht

[footnote reference]
[footnote reference] N001
I ) Vgl. Th. I. S. 581 dieser Reise. N002
2 ) Einige Stämme dieser Horde haben sich sogar ganz den Rus- N003
sen unterworfen, was in ihrem Gebiete die Gründung der Russischen N004
Niederlassungen Kar Karaly und Alexandrowsk, deren erstere schon N005
früher erwähnt wurde, veranlasst hat. (Vgl. Th. I S. 488 dieser Reise N006
so wie auch in diesem Theile die Karte des Altaischen Hüttenbezirks.)

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bis zum Ural anfänglich nur einen Weg, der bis N002
Omsk auf dem rechten Ufer des Irtysch entlang geht, N003
hier aber verliessen wir diesen Strom und wandten N004
uns auf dem kürzesten Wege westlich quer durch die N005
Steppe zum Ural. Dieser Weg bezeichnet zu glei- N006
cher Zeit die Gränze des russischen Reichs mit der N007
mittleren Horde der Kirgisen, und ist, um sich vor N008
deren Einfällen zu sichern, durch ein System von N009
mehr oder weniger befestigten Ortschaften gedeckt, N010
die in einer Entfernung von 20 bis 30 Wersten von N011
einander angelegt sind, und von den Kosaken bewohnt N012
werden, denen die Verteidigung dieser Gränzen ob- N013
liegt. Die kleineren dieser Oerter werden Vorposten N014
und Redouten, die grösseren Festungen (Krepost) ge- N015
nannt. Sie sind alle regelmässig gebaut und mit ei- N016
ner Reihe spanischer Reiter umgeben; nur die N017
sogenannten Festungen enthalten, wie bei Ustkame- N018
nogorsk, noch einen stärker befestigten, mit Wall und N019
Graben versehenen Raum, in welchem sich die Woh- N020
nungen des Commandanten und der übrigen Beamten, die N021
Magazine und häufig auch die Kirche befinden. So N022
unbedeutend diese Vertheidigungsmittel auch an und N023
für sich erscheinen, so sind sie doch hinreichend, um N024
einen Angriff der Kirgisen abzuhalten und auch diese N025
Vertheidigungsmittel werden oft am untern Irtysch, wie N026
am obern 1) nur schlecht unterhalten, da die Kirgisen N027
der mittleren Horde jetzt grösstentheils beruhigt sind, N028
und von feindlichen Ueberfällen wenig mehr zu be- N029
fürchten steht 2). Die Kosaken, die diese Ortschaften N030
bewohnen, sind zwar ganz militärisch organisirt, ha- N031
ben aber ihre festen Wohnsitze; sie treiben Viehzucht

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[footnote reference] N001
I ) Vgl. Th. I. S. 581 dieser Reise. N002
2 ) Einige Stämme dieser Horde haben sich sogar ganz den Rus- N003
sen unterworfen, was in ihrem Gebiete die Gründung der Russischen N004
Niederlassungen Kar Karaly und Alexandrowsk, deren erstere schon N005
früher erwähnt wurde, veranlasst hat. (Vgl. Th. I S. 488 dieser Reise N006
so wie auch in diesem Theile die Karte des Altaischen Hüttenbezirks.)
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[2/0020] N001 bis zum Ural anfänglich nur einen Weg, der bis N002 Omsk auf dem rechten Ufer des Irtysch entlang geht, N003 hier aber verliessen wir diesen Strom und wandten N004 uns auf dem kürzesten Wege westlich quer durch die N005 Steppe zum Ural. Dieser Weg bezeichnet zu glei- N006 cher Zeit die Gränze des russischen Reichs mit der N007 mittleren Horde der Kirgisen, und ist, um sich vor N008 deren Einfällen zu sichern, durch ein System von N009 mehr oder weniger befestigten Ortschaften gedeckt, N010 die in einer Entfernung von 20 bis 30 Wersten von N011 einander angelegt sind, und von den Kosaken bewohnt N012 werden, denen die Verteidigung dieser Gränzen ob- N013 liegt. Die kleineren dieser Oerter werden Vorposten N014 und Redouten, die grösseren Festungen (Krepost) ge- N015 nannt. Sie sind alle regelmässig gebaut und mit ei- N016 ner Reihe spanischer Reiter umgeben; nur die N017 sogenannten Festungen enthalten, wie bei Ustkame- N018 nogorsk, noch einen stärker befestigten, mit Wall und N019 Graben versehenen Raum, in welchem sich die Woh- N020 nungen des Commandanten und der übrigen Beamten, die N021 Magazine und häufig auch die Kirche befinden. So N022 unbedeutend diese Vertheidigungsmittel auch an und N023 für sich erscheinen, so sind sie doch hinreichend, um N024 einen Angriff der Kirgisen abzuhalten und auch diese N025 Vertheidigungsmittel werden oft am untern Irtysch, wie N026 am obern 1) nur schlecht unterhalten, da die Kirgisen N027 der mittleren Horde jetzt grösstentheils beruhigt sind, N028 und von feindlichen Ueberfällen wenig mehr zu be- N029 fürchten steht 2). Die Kosaken, die diese Ortschaften N030 bewohnen, sind zwar ganz militärisch organisirt, ha- N031 ben aber ihre festen Wohnsitze; sie treiben Viehzucht [footnote reference] [footnote reference] N001 I ) Vgl. Th. I. S. 581 dieser Reise. N002 2 ) Einige Stämme dieser Horde haben sich sogar ganz den Rus- N003 sen unterworfen, was in ihrem Gebiete die Gründung der Russischen N004 Niederlassungen Kar Karaly und Alexandrowsk, deren erstere schon N005 früher erwähnt wurde, veranlasst hat. (Vgl. Th. I S. 488 dieser Reise N006 so wie auch in diesem Theile die Karte des Altaischen Hüttenbezirks.)

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Die Faksimiles der Karten, #f0631 bis #f0634, stammen aus dem Digitalisat der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin, Werks-URN (URL): https://www.digi-hub.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:kobv:11-d-6431605.




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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/20>, abgerufen am 19.04.2024.