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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Jahresringe schätzt man einen Taxusbaum auf dem Kirchhof von Braburn
in Kent auf 3000 Jahre.

Ueber die forstliche Bedeutung und Behandlung des Taxus
läßt sich kaum etwas sagen, da er erstere kaum hat und letzterer darum
kaum unterzogen wird. Man benutzt ihn, wo man ihn findet, wenn
man ihn nicht lieber als Denkmal deutscher Vorzeit schont; eine Nachzucht
als Forstbaum findet wahrscheinlich nirgends statt.

Was die Benutzung betrifft, so kann diese begreiflicherweise auch
nur sehr unbedeutend sein. Das fast immer kernschälige Holz alter
Stämme läßt sich zu Fourniren, wozu es seiner schönen geflammten Farbe
wegen sich sehr empfehlen würde, nicht verwenden, soll auch seines "Fett-
gehaltes" wegen nicht auf dem Blindholze haften (Sladeck). Als Hecken-
baum und für Parkanlagen ist der Taxus immer noch mit Recht ge-
schätzt, wobei man ihn zu Ehren des guten Geschmacks nicht mehr zu
Mißgestalten stutzt. Mit Unrecht gelten die süßen Beeren des Taxus
für giftig, was sie nach den wissenschaftlichen Untersuchungen von Schroff
entschieden nicht sind; dagegen sind dies die Blätter. Wessely sagt,
daß in den österreichischen Alpenländern das Taxuslaub als sehr milch-
erzeugendes Futter dem Rindvieh gefüttert werde, während es den
Pferden tödtliches Gift sei.

Der Taxus hat in den verschiedenen Theilen Deutschlands ver-
schiedene Namen als: Taxbaum, Ibenbaum, Taxboom, Ibenholz, Eien-
baum, Eie, Eben, Ebe, Eife, Hagein, Ifenbaum, Ive, If, Isten, Eve,
Eisenbaum, Gyenbaum, Esenbaum.

9. Wachholder, Juniperus communis L.

Wie die echten Nadelhölzer und der Taxus zweihäusig. Die männ-
lichen
Blüthen (2. 7.) sind kleine achselständige Kätzchen, aus schild-
förmigen Schuppen gebildet, deren jede auf der Untenseite 4--7, meist
jedoch 6, Staubbeutel trägt (8. 9.). Die weiblichen, auf kleinen
Kurztrieben endständig, von einer fleischigen dreispaltigen aus drei zu-
sammengewachsenen Schuppen gebildeten Hülle umgeben, frei, auf-
recht (3. 4.). Die kleinen Nüßchen von der vergrößerten fleischigen

Jahresringe ſchätzt man einen Taxusbaum auf dem Kirchhof von Braburn
in Kent auf 3000 Jahre.

Ueber die forſtliche Bedeutung und Behandlung des Taxus
läßt ſich kaum etwas ſagen, da er erſtere kaum hat und letzterer darum
kaum unterzogen wird. Man benutzt ihn, wo man ihn findet, wenn
man ihn nicht lieber als Denkmal deutſcher Vorzeit ſchont; eine Nachzucht
als Forſtbaum findet wahrſcheinlich nirgends ſtatt.

Was die Benutzung betrifft, ſo kann dieſe begreiflicherweiſe auch
nur ſehr unbedeutend ſein. Das faſt immer kernſchälige Holz alter
Stämme läßt ſich zu Fourniren, wozu es ſeiner ſchönen geflammten Farbe
wegen ſich ſehr empfehlen würde, nicht verwenden, ſoll auch ſeines „Fett-
gehaltes“ wegen nicht auf dem Blindholze haften (Sladeck). Als Hecken-
baum und für Parkanlagen iſt der Taxus immer noch mit Recht ge-
ſchätzt, wobei man ihn zu Ehren des guten Geſchmacks nicht mehr zu
Mißgeſtalten ſtutzt. Mit Unrecht gelten die ſüßen Beeren des Taxus
für giftig, was ſie nach den wiſſenſchaftlichen Unterſuchungen von Schroff
entſchieden nicht ſind; dagegen ſind dies die Blätter. Weſſely ſagt,
daß in den öſterreichiſchen Alpenländern das Taxuslaub als ſehr milch-
erzeugendes Futter dem Rindvieh gefüttert werde, während es den
Pferden tödtliches Gift ſei.

Der Taxus hat in den verſchiedenen Theilen Deutſchlands ver-
ſchiedene Namen als: Taxbaum, Ibenbaum, Taxboom, Ibenholz, Eien-
baum, Eie, Eben, Ebe, Eife, Hagein, Ifenbaum, Ive, If, Iſten, Eve,
Eiſenbaum, Gyenbaum, Eſenbaum.

9. Wachholder, Juniperus communis L.

Wie die echten Nadelhölzer und der Taxus zweihäuſig. Die männ-
lichen
Blüthen (2. 7.) ſind kleine achſelſtändige Kätzchen, aus ſchild-
förmigen Schuppen gebildet, deren jede auf der Untenſeite 4—7, meiſt
jedoch 6, Staubbeutel trägt (8. 9.). Die weiblichen, auf kleinen
Kurztrieben endſtändig, von einer fleiſchigen dreiſpaltigen aus drei zu-
ſammengewachſenen Schuppen gebildeten Hülle umgeben, frei, auf-
recht (3. 4.). Die kleinen Nüßchen von der vergrößerten fleiſchigen

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[351/0385] Jahresringe ſchätzt man einen Taxusbaum auf dem Kirchhof von Braburn in Kent auf 3000 Jahre. Ueber die forſtliche Bedeutung und Behandlung des Taxus läßt ſich kaum etwas ſagen, da er erſtere kaum hat und letzterer darum kaum unterzogen wird. Man benutzt ihn, wo man ihn findet, wenn man ihn nicht lieber als Denkmal deutſcher Vorzeit ſchont; eine Nachzucht als Forſtbaum findet wahrſcheinlich nirgends ſtatt. Was die Benutzung betrifft, ſo kann dieſe begreiflicherweiſe auch nur ſehr unbedeutend ſein. Das faſt immer kernſchälige Holz alter Stämme läßt ſich zu Fourniren, wozu es ſeiner ſchönen geflammten Farbe wegen ſich ſehr empfehlen würde, nicht verwenden, ſoll auch ſeines „Fett- gehaltes“ wegen nicht auf dem Blindholze haften (Sladeck). Als Hecken- baum und für Parkanlagen iſt der Taxus immer noch mit Recht ge- ſchätzt, wobei man ihn zu Ehren des guten Geſchmacks nicht mehr zu Mißgeſtalten ſtutzt. Mit Unrecht gelten die ſüßen Beeren des Taxus für giftig, was ſie nach den wiſſenſchaftlichen Unterſuchungen von Schroff entſchieden nicht ſind; dagegen ſind dies die Blätter. Weſſely ſagt, daß in den öſterreichiſchen Alpenländern das Taxuslaub als ſehr milch- erzeugendes Futter dem Rindvieh gefüttert werde, während es den Pferden tödtliches Gift ſei. Der Taxus hat in den verſchiedenen Theilen Deutſchlands ver- ſchiedene Namen als: Taxbaum, Ibenbaum, Taxboom, Ibenholz, Eien- baum, Eie, Eben, Ebe, Eife, Hagein, Ifenbaum, Ive, If, Iſten, Eve, Eiſenbaum, Gyenbaum, Eſenbaum. 9. Wachholder, Juniperus communis L. Wie die echten Nadelhölzer und der Taxus zweihäuſig. Die männ- lichen Blüthen (2. 7.) ſind kleine achſelſtändige Kätzchen, aus ſchild- förmigen Schuppen gebildet, deren jede auf der Untenſeite 4—7, meiſt jedoch 6, Staubbeutel trägt (8. 9.). Die weiblichen, auf kleinen Kurztrieben endſtändig, von einer fleiſchigen dreiſpaltigen aus drei zu- ſammengewachſenen Schuppen gebildeten Hülle umgeben, frei, auf- recht (3. 4.). Die kleinen Nüßchen von der vergrößerten fleiſchigen

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/385>, abgerufen am 19.04.2024.