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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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übrigen Laubbäumen auszeichnet, wenn nicht, was mir wieder zweifelhaft
geworden ist, die Silberpappel ihn mit ihr theilt. Wahrscheinlich gleicht
jedoch die canadische Pappel, P. canadensis, die auch sonst der Schwarz-
pappel sehr nahe verwandt ist, dieser in diesem Charakter. Ich habe in meinen
"Reise-Erinnerungen aus Spanien" (II. S. 70.) mich hierüber folgender-
maßen ausgesprochen. "Ich möchte die genannten Pappelarten Sympathie-
bäume nennen. Ueberall, wo sie jede für sich truppweise zusammenge-
pflanzt sind, verschmelzen sie ihre Kronen derart zu einem einzigen Ganzen,
daß man selbst aus der Ferne die Umrisse der einzelnen nicht unterscheiden
kann." -- "Jene Pappelgruppen leben gewissermaßen ein gemeinsames
Leben, von welchem die größte Kraft im Mittelpunkte der Gruppe lebt;
während bei anderen Bäumen meist die Randbäume die weitästigsten sind."

Außer der bereits angeführten Benennung Pappelweide trägt die
Schwarzpappel noch die landesüblichen Namen Bell und Böll, Holzbaum,
Sarbuche, Sare, Sarbaum, Saarweide, Madenbaum, Wollenbaum, Feld-
baum, Rheinweide und andere.

18. Die Sahlweide, Salix caprea L.

Aus der Weiden großer Artenzahl und ärgerlich großer Anzahl von
Ab- und Spielarten gehören nur wenige für unsere Betrachtung des
Waldes, weil nur wenige im Walde heimisch und diese wenigen von
keiner forstlichen Bedeutung sind. Insofern aber Sümpfe und Teiche,
sumpfige und moorige Waldwiesen, Bäche und Flüsse innerhalb der
Gränzen zusammenhängender Waldungen fallen, gehören allerdings sehr
viele, ja fast alle Weidenarten in das Bereich des Waldes, denn an allen
diesen Standorten kommen Weiden, ja eigentlich an ihnen allein vor.

Die Gattung Salix ist die artenreichste deutsche Holzgattung, denn
z. B. Reichenbach, indem er die zwergenhaften Alpenweiden mitrechnet,
zählt in seiner Flora excursoria nicht weniger als 54 in Deutschland
oder vielmehr in Mitteleuropa wachsende Weiden auf. Von diesen sind
namentlich 2 Arten vorherrschende Waldbewohnerinnen, sowohl in der
Ebene als und zwar noch mehr im Gebirgswalde. Bevor wir die erste
in der Ueberschrift genannte näher untersuchen ist der wichtigen und all-

übrigen Laubbäumen auszeichnet, wenn nicht, was mir wieder zweifelhaft
geworden iſt, die Silberpappel ihn mit ihr theilt. Wahrſcheinlich gleicht
jedoch die canadiſche Pappel, P. canadensis, die auch ſonſt der Schwarz-
pappel ſehr nahe verwandt iſt, dieſer in dieſem Charakter. Ich habe in meinen
„Reiſe-Erinnerungen aus Spanien“ (II. S. 70.) mich hierüber folgender-
maßen ausgeſprochen. „Ich möchte die genannten Pappelarten Sympathie-
bäume nennen. Ueberall, wo ſie jede für ſich truppweiſe zuſammenge-
pflanzt ſind, verſchmelzen ſie ihre Kronen derart zu einem einzigen Ganzen,
daß man ſelbſt aus der Ferne die Umriſſe der einzelnen nicht unterſcheiden
kann.“ — „Jene Pappelgruppen leben gewiſſermaßen ein gemeinſames
Leben, von welchem die größte Kraft im Mittelpunkte der Gruppe lebt;
während bei anderen Bäumen meiſt die Randbäume die weitäſtigſten ſind.“

Außer der bereits angeführten Benennung Pappelweide trägt die
Schwarzpappel noch die landesüblichen Namen Bell und Böll, Holzbaum,
Sarbuche, Sare, Sarbaum, Saarweide, Madenbaum, Wollenbaum, Feld-
baum, Rheinweide und andere.

18. Die Sahlweide, Salix caprea L.

Aus der Weiden großer Artenzahl und ärgerlich großer Anzahl von
Ab- und Spielarten gehören nur wenige für unſere Betrachtung des
Waldes, weil nur wenige im Walde heimiſch und dieſe wenigen von
keiner forſtlichen Bedeutung ſind. Inſofern aber Sümpfe und Teiche,
ſumpfige und moorige Waldwieſen, Bäche und Flüſſe innerhalb der
Gränzen zuſammenhängender Waldungen fallen, gehören allerdings ſehr
viele, ja faſt alle Weidenarten in das Bereich des Waldes, denn an allen
dieſen Standorten kommen Weiden, ja eigentlich an ihnen allein vor.

Die Gattung Salix iſt die artenreichſte deutſche Holzgattung, denn
z. B. Reichenbach, indem er die zwergenhaften Alpenweiden mitrechnet,
zählt in ſeiner Flora excursoria nicht weniger als 54 in Deutſchland
oder vielmehr in Mitteleuropa wachſende Weiden auf. Von dieſen ſind
namentlich 2 Arten vorherrſchende Waldbewohnerinnen, ſowohl in der
Ebene als und zwar noch mehr im Gebirgswalde. Bevor wir die erſte
in der Ueberſchrift genannte näher unterſuchen iſt der wichtigen und all-

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[454/0502] übrigen Laubbäumen auszeichnet, wenn nicht, was mir wieder zweifelhaft geworden iſt, die Silberpappel ihn mit ihr theilt. Wahrſcheinlich gleicht jedoch die canadiſche Pappel, P. canadensis, die auch ſonſt der Schwarz- pappel ſehr nahe verwandt iſt, dieſer in dieſem Charakter. Ich habe in meinen „Reiſe-Erinnerungen aus Spanien“ (II. S. 70.) mich hierüber folgender- maßen ausgeſprochen. „Ich möchte die genannten Pappelarten Sympathie- bäume nennen. Ueberall, wo ſie jede für ſich truppweiſe zuſammenge- pflanzt ſind, verſchmelzen ſie ihre Kronen derart zu einem einzigen Ganzen, daß man ſelbſt aus der Ferne die Umriſſe der einzelnen nicht unterſcheiden kann.“ — „Jene Pappelgruppen leben gewiſſermaßen ein gemeinſames Leben, von welchem die größte Kraft im Mittelpunkte der Gruppe lebt; während bei anderen Bäumen meiſt die Randbäume die weitäſtigſten ſind.“ Außer der bereits angeführten Benennung Pappelweide trägt die Schwarzpappel noch die landesüblichen Namen Bell und Böll, Holzbaum, Sarbuche, Sare, Sarbaum, Saarweide, Madenbaum, Wollenbaum, Feld- baum, Rheinweide und andere. 18. Die Sahlweide, Salix caprea L. Aus der Weiden großer Artenzahl und ärgerlich großer Anzahl von Ab- und Spielarten gehören nur wenige für unſere Betrachtung des Waldes, weil nur wenige im Walde heimiſch und dieſe wenigen von keiner forſtlichen Bedeutung ſind. Inſofern aber Sümpfe und Teiche, ſumpfige und moorige Waldwieſen, Bäche und Flüſſe innerhalb der Gränzen zuſammenhängender Waldungen fallen, gehören allerdings ſehr viele, ja faſt alle Weidenarten in das Bereich des Waldes, denn an allen dieſen Standorten kommen Weiden, ja eigentlich an ihnen allein vor. Die Gattung Salix iſt die artenreichſte deutſche Holzgattung, denn z. B. Reichenbach, indem er die zwergenhaften Alpenweiden mitrechnet, zählt in ſeiner Flora excursoria nicht weniger als 54 in Deutſchland oder vielmehr in Mitteleuropa wachſende Weiden auf. Von dieſen ſind namentlich 2 Arten vorherrſchende Waldbewohnerinnen, ſowohl in der Ebene als und zwar noch mehr im Gebirgswalde. Bevor wir die erſte in der Ueberſchrift genannte näher unterſuchen iſt der wichtigen und all-

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/502>, abgerufen am 19.04.2024.