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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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ihre kräftigen Sprossen mit den regelmäßig angefügten Trieben und
Blättern emporstreckt, was namentlich an den Waldrändern hervortritt,
wo man dann, wenn man diese Trieb- und Blattstellung kennt, die Rüster
nicht verkennen kann.

Wie viele weitverbreitete Baumarten haben auch die Rüstern, wobei
nur der Holzarbeiter zwischen den verschiedenen Arten Namenunterschiede
macht, zahlreiche Volksbenennungen. Zunächst sei hier bemerkt, daß ich
den Namen Rüster als echt deutschen dem Namen Ulme vorgezogen
habe, weil letzterer doch nur eine Germanisirung des lateinischen ulmus
ist. Von Volksbenennungen sind anzuführen: Reuster, Röster, Ulm, Ilm
oder Ilme, Effe, Rüschen, Ruäschen, Effenbaum, Essern, Ypern, Epenholz,
Leinbaum, Rustholz, Fliegenbaum (vielleicht wegen des häufigen Vor-
kommens der auch geflügelten Blattläuse), Lindbast.

21. Korkrüster, Ulmus suberosa Ehrhard.

Obgleich manche Botaniker das Artenrecht der Korkrüster entschieden
verfechten, so wird es doch von anderen bestritten und sie nur als Abart
von der Feldrüster gelten gelassen; ja einige übergehen sie ganz mit Still-
schweigen und verbinden sie daher ohne weiteres mit voriger.

Als Hauptkennzeichen heben ihre Vertheidiger hervor, daß die
Blüthen, die übrigens denen der Feldrüster sehr gleichen, blos 4 Staub-
gefäße und übereinstimmend damit nur 4 Zipfel der Blüthenhülle haben,
und daß ihre Blätter viel weniger schief sein sollen (s. unten Fig.
LXXIV. 2.); ja Pfeil macht für sie sogar den technischen Unterschied geltend,
daß nur das Korkrüsterholz als das festeste und zäheste zu Laffetten brauch-
bar sein soll; Willkomm nennt ihre Knospen fast kahl und kleiner als
bei voriger, mit breiten Deckschuppen, und Th. Hartig hebt hervor, daß
bei U. s. die Narben der Nebenblättchen an der Rückseite mit steifen
silberweißen Borstenhaaren besetzt sind. Alle diese Kennzeichen finde ich
nicht so beständig, um sie als sichere Unterscheidungskennzeichen gelten
lassen zu können: selbst die Staubgefäßzahl ist in einem und demselben
Blüthenknäuel in einzelnen Blüthen fünf. Das namengebende Kennzeichen,
welches sich übrigens weniger auf die Stamm- als auf die Zweigrinde,
namentlich von Stamm- und Stockausschlägen, beziehen soll, ist ebenfalls

ihre kräftigen Sproſſen mit den regelmäßig angefügten Trieben und
Blättern emporſtreckt, was namentlich an den Waldrändern hervortritt,
wo man dann, wenn man dieſe Trieb- und Blattſtellung kennt, die Rüſter
nicht verkennen kann.

Wie viele weitverbreitete Baumarten haben auch die Rüſtern, wobei
nur der Holzarbeiter zwiſchen den verſchiedenen Arten Namenunterſchiede
macht, zahlreiche Volksbenennungen. Zunächſt ſei hier bemerkt, daß ich
den Namen Rüſter als echt deutſchen dem Namen Ulme vorgezogen
habe, weil letzterer doch nur eine Germaniſirung des lateiniſchen ulmus
iſt. Von Volksbenennungen ſind anzuführen: Reuſter, Röſter, Ulm, Ilm
oder Ilme, Effe, Rüſchen, Ruäſchen, Effenbaum, Eſſern, Ypern, Epenholz,
Leinbaum, Ruſtholz, Fliegenbaum (vielleicht wegen des häufigen Vor-
kommens der auch geflügelten Blattläuſe), Lindbaſt.

21. Korkrüſter, Ulmus suberosa Ehrhard.

Obgleich manche Botaniker das Artenrecht der Korkrüſter entſchieden
verfechten, ſo wird es doch von anderen beſtritten und ſie nur als Abart
von der Feldrüſter gelten gelaſſen; ja einige übergehen ſie ganz mit Still-
ſchweigen und verbinden ſie daher ohne weiteres mit voriger.

Als Hauptkennzeichen heben ihre Vertheidiger hervor, daß die
Blüthen, die übrigens denen der Feldrüſter ſehr gleichen, blos 4 Staub-
gefäße und übereinſtimmend damit nur 4 Zipfel der Blüthenhülle haben,
und daß ihre Blätter viel weniger ſchief ſein ſollen (ſ. unten Fig.
LXXIV. 2.); ja Pfeil macht für ſie ſogar den techniſchen Unterſchied geltend,
daß nur das Korkrüſterholz als das feſteſte und zäheſte zu Laffetten brauch-
bar ſein ſoll; Willkomm nennt ihre Knospen faſt kahl und kleiner als
bei voriger, mit breiten Deckſchuppen, und Th. Hartig hebt hervor, daß
bei U. s. die Narben der Nebenblättchen an der Rückſeite mit ſteifen
ſilberweißen Borſtenhaaren beſetzt ſind. Alle dieſe Kennzeichen finde ich
nicht ſo beſtändig, um ſie als ſichere Unterſcheidungskennzeichen gelten
laſſen zu können: ſelbſt die Staubgefäßzahl iſt in einem und demſelben
Blüthenknäuel in einzelnen Blüthen fünf. Das namengebende Kennzeichen,
welches ſich übrigens weniger auf die Stamm- als auf die Zweigrinde,
namentlich von Stamm- und Stockausſchlägen, beziehen ſoll, iſt ebenfalls

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[471/0521] ihre kräftigen Sproſſen mit den regelmäßig angefügten Trieben und Blättern emporſtreckt, was namentlich an den Waldrändern hervortritt, wo man dann, wenn man dieſe Trieb- und Blattſtellung kennt, die Rüſter nicht verkennen kann. Wie viele weitverbreitete Baumarten haben auch die Rüſtern, wobei nur der Holzarbeiter zwiſchen den verſchiedenen Arten Namenunterſchiede macht, zahlreiche Volksbenennungen. Zunächſt ſei hier bemerkt, daß ich den Namen Rüſter als echt deutſchen dem Namen Ulme vorgezogen habe, weil letzterer doch nur eine Germaniſirung des lateiniſchen ulmus iſt. Von Volksbenennungen ſind anzuführen: Reuſter, Röſter, Ulm, Ilm oder Ilme, Effe, Rüſchen, Ruäſchen, Effenbaum, Eſſern, Ypern, Epenholz, Leinbaum, Ruſtholz, Fliegenbaum (vielleicht wegen des häufigen Vor- kommens der auch geflügelten Blattläuſe), Lindbaſt. 21. Korkrüſter, Ulmus suberosa Ehrhard. Obgleich manche Botaniker das Artenrecht der Korkrüſter entſchieden verfechten, ſo wird es doch von anderen beſtritten und ſie nur als Abart von der Feldrüſter gelten gelaſſen; ja einige übergehen ſie ganz mit Still- ſchweigen und verbinden ſie daher ohne weiteres mit voriger. Als Hauptkennzeichen heben ihre Vertheidiger hervor, daß die Blüthen, die übrigens denen der Feldrüſter ſehr gleichen, blos 4 Staub- gefäße und übereinſtimmend damit nur 4 Zipfel der Blüthenhülle haben, und daß ihre Blätter viel weniger ſchief ſein ſollen (ſ. unten Fig. LXXIV. 2.); ja Pfeil macht für ſie ſogar den techniſchen Unterſchied geltend, daß nur das Korkrüſterholz als das feſteſte und zäheſte zu Laffetten brauch- bar ſein ſoll; Willkomm nennt ihre Knospen faſt kahl und kleiner als bei voriger, mit breiten Deckſchuppen, und Th. Hartig hebt hervor, daß bei U. s. die Narben der Nebenblättchen an der Rückſeite mit ſteifen ſilberweißen Borſtenhaaren beſetzt ſind. Alle dieſe Kennzeichen finde ich nicht ſo beſtändig, um ſie als ſichere Unterſcheidungskennzeichen gelten laſſen zu können: ſelbſt die Staubgefäßzahl iſt in einem und demſelben Blüthenknäuel in einzelnen Blüthen fünf. Das namengebende Kennzeichen, welches ſich übrigens weniger auf die Stamm- als auf die Zweigrinde, namentlich von Stamm- und Stockausſchlägen, beziehen ſoll, iſt ebenfalls

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/521>, abgerufen am 28.03.2024.