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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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seite stärker behaart; der gemeinsame Blattstiel schlaffer, zottig behaart
(bei voriger kahl), wodurch die auch viel geringere rinnenartige Linie auf
der oberen Seite fast ganz verdeckt wird. Knospen kahl und glänzend. --
Im Uebrigen gleicht die zahme der gemeinen Eberesche, erreicht aber in
ihrer eigentlichen Heimath eine viel bedeutendere Größe als diese in
der ihrigen.

Man unterscheidet zwei Abarten, eine mit birnförmiger und eine
mit apfelförmiger Frucht, von denen einige Unterspielarten angegeben
und in Frankreich erzogen werden.

Auf ähnlichen Standorten wie vorige, namentlich in Gebirgs-
waldungen, ist die zahme Eberesche in Mitteleuropa von Kärnthen und
Krain an ziemlich verbreitet; bei uns kommt sie nur einzeln kultivirt und
verwildert vor, da ihr Vorkommen in Thüringen und am Harz wahr-
scheinlich auch nur auf Verwilderung beruht.

Für die Forstwirthschaft hat sie dieselbe und insofern wohl noch eine
höhere Bedeutung als die gemeine Eberesche, als ihr bräunliches Holz als
besonders dicht und fest noch höher geschätzt ist. Die Früchte sind nach-
dem sie ein Frost getroffen hat eßbar und im Geschmack den Mispeln
ähnlich.

Weitere Namen der zahmen Eberesche sind: Speierling oder
Spierling, Sperberbaum, Matzmasen, Escheichen, Escherrösle, Sperbel,
Schmerbirm, Spierapfel, Sporapfel, Adelesche, Ascheritzen, Zarfen u. s. w.

Als seltnerer deutscher Baum soll hier die halbgefiederte Eber-
esche
, S. hybrida L., nur kurz erwähnt werden, welche durch ihre Blatt-
bildung gewissermaßen einen Uebergang zu der Mehlbirne, S. Aria, macht.
Die Blätter sind nämlich nur an der untern Hälfte gefiedert und gehen
nach oben durch unvollständigere Ausbildung der Fiedern allmälig in die
nur eingeschnittene und zuletzt ungetheilte Blattform über. Blüthen und
Früchte sind denen der zahmen Eberesche sehr ähnlich.

38. Die Mehlbirne, Sorbus Aria Crantz.

Blüthenstand eine lockere flachästige Doldentraube, Blumenblätter ab-
stehend. Die Früchte, deren immer nur wenige in einem Blüthenstande
zur Entwicklung kommen, sind bei der Reife im Oktober schönroth und

ſeite ſtärker behaart; der gemeinſame Blattſtiel ſchlaffer, zottig behaart
(bei voriger kahl), wodurch die auch viel geringere rinnenartige Linie auf
der oberen Seite faſt ganz verdeckt wird. Knospen kahl und glänzend. —
Im Uebrigen gleicht die zahme der gemeinen Ebereſche, erreicht aber in
ihrer eigentlichen Heimath eine viel bedeutendere Größe als dieſe in
der ihrigen.

Man unterſcheidet zwei Abarten, eine mit birnförmiger und eine
mit apfelförmiger Frucht, von denen einige Unterſpielarten angegeben
und in Frankreich erzogen werden.

Auf ähnlichen Standorten wie vorige, namentlich in Gebirgs-
waldungen, iſt die zahme Ebereſche in Mitteleuropa von Kärnthen und
Krain an ziemlich verbreitet; bei uns kommt ſie nur einzeln kultivirt und
verwildert vor, da ihr Vorkommen in Thüringen und am Harz wahr-
ſcheinlich auch nur auf Verwilderung beruht.

Für die Forſtwirthſchaft hat ſie dieſelbe und inſofern wohl noch eine
höhere Bedeutung als die gemeine Ebereſche, als ihr bräunliches Holz als
beſonders dicht und feſt noch höher geſchätzt iſt. Die Früchte ſind nach-
dem ſie ein Froſt getroffen hat eßbar und im Geſchmack den Mispeln
ähnlich.

Weitere Namen der zahmen Ebereſche ſind: Speierling oder
Spierling, Sperberbaum, Matzmaſen, Eſcheichen, Eſcherrösle, Sperbel,
Schmerbirm, Spierapfel, Sporapfel, Adeleſche, Aſcheritzen, Zarfen u. ſ. w.

Als ſeltnerer deutſcher Baum ſoll hier die halbgefiederte Eber-
eſche
, S. hybrida L., nur kurz erwähnt werden, welche durch ihre Blatt-
bildung gewiſſermaßen einen Uebergang zu der Mehlbirne, S. Aria, macht.
Die Blätter ſind nämlich nur an der untern Hälfte gefiedert und gehen
nach oben durch unvollſtändigere Ausbildung der Fiedern allmälig in die
nur eingeſchnittene und zuletzt ungetheilte Blattform über. Blüthen und
Früchte ſind denen der zahmen Ebereſche ſehr ähnlich.

38. Die Mehlbirne, Sorbus Aria Crantz.

Blüthenſtand eine lockere flachäſtige Doldentraube, Blumenblätter ab-
ſtehend. Die Früchte, deren immer nur wenige in einem Blüthenſtande
zur Entwicklung kommen, ſind bei der Reife im Oktober ſchönroth und

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[502/0554] ſeite ſtärker behaart; der gemeinſame Blattſtiel ſchlaffer, zottig behaart (bei voriger kahl), wodurch die auch viel geringere rinnenartige Linie auf der oberen Seite faſt ganz verdeckt wird. Knospen kahl und glänzend. — Im Uebrigen gleicht die zahme der gemeinen Ebereſche, erreicht aber in ihrer eigentlichen Heimath eine viel bedeutendere Größe als dieſe in der ihrigen. Man unterſcheidet zwei Abarten, eine mit birnförmiger und eine mit apfelförmiger Frucht, von denen einige Unterſpielarten angegeben und in Frankreich erzogen werden. Auf ähnlichen Standorten wie vorige, namentlich in Gebirgs- waldungen, iſt die zahme Ebereſche in Mitteleuropa von Kärnthen und Krain an ziemlich verbreitet; bei uns kommt ſie nur einzeln kultivirt und verwildert vor, da ihr Vorkommen in Thüringen und am Harz wahr- ſcheinlich auch nur auf Verwilderung beruht. Für die Forſtwirthſchaft hat ſie dieſelbe und inſofern wohl noch eine höhere Bedeutung als die gemeine Ebereſche, als ihr bräunliches Holz als beſonders dicht und feſt noch höher geſchätzt iſt. Die Früchte ſind nach- dem ſie ein Froſt getroffen hat eßbar und im Geſchmack den Mispeln ähnlich. Weitere Namen der zahmen Ebereſche ſind: Speierling oder Spierling, Sperberbaum, Matzmaſen, Eſcheichen, Eſcherrösle, Sperbel, Schmerbirm, Spierapfel, Sporapfel, Adeleſche, Aſcheritzen, Zarfen u. ſ. w. Als ſeltnerer deutſcher Baum ſoll hier die halbgefiederte Eber- eſche, S. hybrida L., nur kurz erwähnt werden, welche durch ihre Blatt- bildung gewiſſermaßen einen Uebergang zu der Mehlbirne, S. Aria, macht. Die Blätter ſind nämlich nur an der untern Hälfte gefiedert und gehen nach oben durch unvollſtändigere Ausbildung der Fiedern allmälig in die nur eingeſchnittene und zuletzt ungetheilte Blattform über. Blüthen und Früchte ſind denen der zahmen Ebereſche ſehr ähnlich. 38. Die Mehlbirne, Sorbus Aria Crantz. Blüthenſtand eine lockere flachäſtige Doldentraube, Blumenblätter ab- ſtehend. Die Früchte, deren immer nur wenige in einem Blüthenſtande zur Entwicklung kommen, ſind bei der Reife im Oktober ſchönroth und

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/554>, abgerufen am 29.03.2024.