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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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und geben kräftig und schnell sich entwickelnde Pflanzen; diese erzieht man
jedoch auch durch Ableger und selbst durch Wurzelbrut.

Forstliche Bedeutung hat die Traubenkirsche ihres starken Stock-
ausschlags wegen nur für den Niederwald der Ebenen, wo sie sich oft von
selbst einfindet. Wichtiger ist sie als Zierbaum für Parkanlagen, denen
der reichblühende Baum oder Strauch schon zeitig im Frühjahr einen
großen Schmuck verleiht. Daselbst findet man auch die mehr strauchartig
bleibende ihr sehr ähnliche virginische Traubenkirsche, Pr. virginiana
Duroi,
welche sich durch weniger runzelige nur einfachgesägte, fast leder-
artige Blätter und straffere Blüthenähren unterscheidet.

Metzger nennt als Provinzialnamen: Ahlkirsche, Elzbeer, Stinkweide,
Stinkbom, Faulbaum, Ahle, Vogeltraubenkirsche, Alp-, Traubel-, Büschel-,
Elster- und Ollkirsche, Hühneraugen-, Dirlein-, Mai- und Drachenbaum,
Aelex-, Elp-, Esten-, Elzen-, Kreudelweide, Hexenholz, Druthenblüthe und
Twiesel.

48. Schlehdorn oder Schwarzdorn, Prunus spinosa L.

Wer kennt ihn nicht, den mit seinem Blüthenschnee auf blätterlosen,
schwarzbraunen Zweiggewirr den Waldrändern den ersten Blüthenschmuck
verleihenden Strauch? Die denen des Pflaumenbaumes sehr ähnlichen
Blüthen stehen einzeln oder zu 2 bis 3 an den Seiten der Triebe neben
den erst viel später sich öffnenden kleinen Laubknospen, denn nur bei einer
zuweilen vorkommenden Abart, dem spätblühenden Schlehdorn
Pr. spinosa var. serotina, erscheinen sie erst mit den Blättern, deren
Gestalt wir auf S. 505 Fig. 4. sehen. Die Blätter sind denen der
Pflaume, Pr. domestica L., sehr ähnlich, wie denn überhaupt beide
einander sehr nahe verwandt sind.

Nur selten übersteigt der meist vielstämmige, sperrige Busch die Höhe
von 10 Fuß und zeichnet sich durch die zahlreichen, fast rechtwinklig ab-
stehenden, in einen spitzen Dorn endenden kurzen Seitentriebe aus. Das
Holz der meist nur wenige Zoll dick werdenden Stämmchen ist außerordentlich
dicht und fest und von feinem Gefüge; es hat einen schwarzbraunen Kern
und röthlichen Splint.

und geben kräftig und ſchnell ſich entwickelnde Pflanzen; dieſe erzieht man
jedoch auch durch Ableger und ſelbſt durch Wurzelbrut.

Forſtliche Bedeutung hat die Traubenkirſche ihres ſtarken Stock-
ausſchlags wegen nur für den Niederwald der Ebenen, wo ſie ſich oft von
ſelbſt einfindet. Wichtiger iſt ſie als Zierbaum für Parkanlagen, denen
der reichblühende Baum oder Strauch ſchon zeitig im Frühjahr einen
großen Schmuck verleiht. Daſelbſt findet man auch die mehr ſtrauchartig
bleibende ihr ſehr ähnliche virginiſche Traubenkirſche, Pr. virginiana
Duroi,
welche ſich durch weniger runzelige nur einfachgeſägte, faſt leder-
artige Blätter und ſtraffere Blüthenähren unterſcheidet.

Metzger nennt als Provinzialnamen: Ahlkirſche, Elzbeer, Stinkweide,
Stinkbom, Faulbaum, Ahle, Vogeltraubenkirſche, Alp-, Traubel-, Büſchel-,
Elſter- und Ollkirſche, Hühneraugen-, Dirlein-, Mai- und Drachenbaum,
Aelex-, Elp-, Eſten-, Elzen-, Kreudelweide, Hexenholz, Druthenblüthe und
Twieſel.

48. Schlehdorn oder Schwarzdorn, Prunus spinosa L.

Wer kennt ihn nicht, den mit ſeinem Blüthenſchnee auf blätterloſen,
ſchwarzbraunen Zweiggewirr den Waldrändern den erſten Blüthenſchmuck
verleihenden Strauch? Die denen des Pflaumenbaumes ſehr ähnlichen
Blüthen ſtehen einzeln oder zu 2 bis 3 an den Seiten der Triebe neben
den erſt viel ſpäter ſich öffnenden kleinen Laubknospen, denn nur bei einer
zuweilen vorkommenden Abart, dem ſpätblühenden Schlehdorn
Pr. spinosa var. serotina, erſcheinen ſie erſt mit den Blättern, deren
Geſtalt wir auf S. 505 Fig. 4. ſehen. Die Blätter ſind denen der
Pflaume, Pr. domestica L., ſehr ähnlich, wie denn überhaupt beide
einander ſehr nahe verwandt ſind.

Nur ſelten überſteigt der meiſt vielſtämmige, ſperrige Buſch die Höhe
von 10 Fuß und zeichnet ſich durch die zahlreichen, faſt rechtwinklig ab-
ſtehenden, in einen ſpitzen Dorn endenden kurzen Seitentriebe aus. Das
Holz der meiſt nur wenige Zoll dick werdenden Stämmchen iſt außerordentlich
dicht und feſt und von feinem Gefüge; es hat einen ſchwarzbraunen Kern
und röthlichen Splint.

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[517/0569] und geben kräftig und ſchnell ſich entwickelnde Pflanzen; dieſe erzieht man jedoch auch durch Ableger und ſelbſt durch Wurzelbrut. Forſtliche Bedeutung hat die Traubenkirſche ihres ſtarken Stock- ausſchlags wegen nur für den Niederwald der Ebenen, wo ſie ſich oft von ſelbſt einfindet. Wichtiger iſt ſie als Zierbaum für Parkanlagen, denen der reichblühende Baum oder Strauch ſchon zeitig im Frühjahr einen großen Schmuck verleiht. Daſelbſt findet man auch die mehr ſtrauchartig bleibende ihr ſehr ähnliche virginiſche Traubenkirſche, Pr. virginiana Duroi, welche ſich durch weniger runzelige nur einfachgeſägte, faſt leder- artige Blätter und ſtraffere Blüthenähren unterſcheidet. Metzger nennt als Provinzialnamen: Ahlkirſche, Elzbeer, Stinkweide, Stinkbom, Faulbaum, Ahle, Vogeltraubenkirſche, Alp-, Traubel-, Büſchel-, Elſter- und Ollkirſche, Hühneraugen-, Dirlein-, Mai- und Drachenbaum, Aelex-, Elp-, Eſten-, Elzen-, Kreudelweide, Hexenholz, Druthenblüthe und Twieſel. 48. Schlehdorn oder Schwarzdorn, Prunus spinosa L. Wer kennt ihn nicht, den mit ſeinem Blüthenſchnee auf blätterloſen, ſchwarzbraunen Zweiggewirr den Waldrändern den erſten Blüthenſchmuck verleihenden Strauch? Die denen des Pflaumenbaumes ſehr ähnlichen Blüthen ſtehen einzeln oder zu 2 bis 3 an den Seiten der Triebe neben den erſt viel ſpäter ſich öffnenden kleinen Laubknospen, denn nur bei einer zuweilen vorkommenden Abart, dem ſpätblühenden Schlehdorn Pr. spinosa var. serotina, erſcheinen ſie erſt mit den Blättern, deren Geſtalt wir auf S. 505 Fig. 4. ſehen. Die Blätter ſind denen der Pflaume, Pr. domestica L., ſehr ähnlich, wie denn überhaupt beide einander ſehr nahe verwandt ſind. Nur ſelten überſteigt der meiſt vielſtämmige, ſperrige Buſch die Höhe von 10 Fuß und zeichnet ſich durch die zahlreichen, faſt rechtwinklig ab- ſtehenden, in einen ſpitzen Dorn endenden kurzen Seitentriebe aus. Das Holz der meiſt nur wenige Zoll dick werdenden Stämmchen iſt außerordentlich dicht und feſt und von feinem Gefüge; es hat einen ſchwarzbraunen Kern und röthlichen Splint.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/569>, abgerufen am 29.03.2024.