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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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11.
Die Arbeit des Forstmannes.
Es ist nicht schwer und nicht verdienstlich eben.
Wenn sicher uns der Lohn und das Gelingen
Bereit zu sein zu nützlichem Bestreben; --
Verdienst ist nur das unbelohnte Ringen.
Solch Ringen ist des grünen Mann's Gewerbe;
Was er gesät, was er gepflegt in Liebe:
Des Lohns dafür ist meist ein Andrer Erbe.
Was blieb ihm, wenn die Waldlust ihm nicht bliebe?

Haben wir schon oftmals den Wald in seiner Bedeutung als Forst
aufgefaßt, wozu er durch die pflegliche Behandlung des Försters wird, so
soll dieser Abschnitt ganz den Arbeiten dieser Behandlung gewidmet sein.
Indem wir den Wald so auffassen, so kann und soll dabei nicht verschwiegen
werden, daß ein frei auf frischem Boden aufgeschossener Wald schöner ist,
als ein auf demselben Boden von der jene Arbeit ausführenden Hand des
Forstmannes erzogener Forst; aber wir wollen doch ja nicht vergessen,
daß dieselbe Hand es ist, welche, geleitet von der für die Zukunft sorgenden
Staatsverwaltung, den Wald vor den nimmersatten Griffen der Industrie
behütet.

Ueberhaupt, und hiermit wende ich mich nur an die Freunde des
Waldes
, dieser Abschnitt soll denselben ein Bild von der Arbeit der
Pfleger des Waldes
geben und damit versuchen, eine Lücke in dem
volkswirthschaftlichen Wissen auszufüllen, welche insofern bedauernswerth
genannt werden muß, als es entschieden ein Unrecht ist, wenn großartiges
dem gemeinen Wohl gewidmetes Wirken nicht gekannt, also auch nicht
anerkannt, nicht verdankt wird.

Es bildet in dem vielfach lückenhaften Volkswissen eine der nach-
theiligsten Lücken, daß die Schule so wenig beflissen ist, uns wenigstens
mit den wichtigsten Triebrädern der Staatsmaschine bekannt zu machen,

11.
Die Arbeit des Forſtmannes.
Es iſt nicht ſchwer und nicht verdienſtlich eben.
Wenn ſicher uns der Lohn und das Gelingen
Bereit zu ſein zu nützlichem Beſtreben; —
Verdienſt iſt nur das unbelohnte Ringen.
Solch Ringen iſt des grünen Mann’s Gewerbe;
Was er geſät, was er gepflegt in Liebe:
Des Lohns dafür iſt meiſt ein Andrer Erbe.
Was blieb ihm, wenn die Waldluſt ihm nicht bliebe?

Haben wir ſchon oftmals den Wald in ſeiner Bedeutung als Forſt
aufgefaßt, wozu er durch die pflegliche Behandlung des Förſters wird, ſo
ſoll dieſer Abſchnitt ganz den Arbeiten dieſer Behandlung gewidmet ſein.
Indem wir den Wald ſo auffaſſen, ſo kann und ſoll dabei nicht verſchwiegen
werden, daß ein frei auf friſchem Boden aufgeſchoſſener Wald ſchöner iſt,
als ein auf demſelben Boden von der jene Arbeit ausführenden Hand des
Forſtmannes erzogener Forſt; aber wir wollen doch ja nicht vergeſſen,
daß dieſelbe Hand es iſt, welche, geleitet von der für die Zukunft ſorgenden
Staatsverwaltung, den Wald vor den nimmerſatten Griffen der Induſtrie
behütet.

Ueberhaupt, und hiermit wende ich mich nur an die Freunde des
Waldes
, dieſer Abſchnitt ſoll denſelben ein Bild von der Arbeit der
Pfleger des Waldes
geben und damit verſuchen, eine Lücke in dem
volkswirthſchaftlichen Wiſſen auszufüllen, welche inſofern bedauernswerth
genannt werden muß, als es entſchieden ein Unrecht iſt, wenn großartiges
dem gemeinen Wohl gewidmetes Wirken nicht gekannt, alſo auch nicht
anerkannt, nicht verdankt wird.

Es bildet in dem vielfach lückenhaften Volkswiſſen eine der nach-
theiligſten Lücken, daß die Schule ſo wenig befliſſen iſt, uns wenigſtens
mit den wichtigſten Triebrädern der Staatsmaſchine bekannt zu machen,

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[[580]/0636] 11. Die Arbeit des Forſtmannes. Es iſt nicht ſchwer und nicht verdienſtlich eben. Wenn ſicher uns der Lohn und das Gelingen Bereit zu ſein zu nützlichem Beſtreben; — Verdienſt iſt nur das unbelohnte Ringen. Solch Ringen iſt des grünen Mann’s Gewerbe; Was er geſät, was er gepflegt in Liebe: Des Lohns dafür iſt meiſt ein Andrer Erbe. Was blieb ihm, wenn die Waldluſt ihm nicht bliebe? Haben wir ſchon oftmals den Wald in ſeiner Bedeutung als Forſt aufgefaßt, wozu er durch die pflegliche Behandlung des Förſters wird, ſo ſoll dieſer Abſchnitt ganz den Arbeiten dieſer Behandlung gewidmet ſein. Indem wir den Wald ſo auffaſſen, ſo kann und ſoll dabei nicht verſchwiegen werden, daß ein frei auf friſchem Boden aufgeſchoſſener Wald ſchöner iſt, als ein auf demſelben Boden von der jene Arbeit ausführenden Hand des Forſtmannes erzogener Forſt; aber wir wollen doch ja nicht vergeſſen, daß dieſelbe Hand es iſt, welche, geleitet von der für die Zukunft ſorgenden Staatsverwaltung, den Wald vor den nimmerſatten Griffen der Induſtrie behütet. Ueberhaupt, und hiermit wende ich mich nur an die Freunde des Waldes, dieſer Abſchnitt ſoll denſelben ein Bild von der Arbeit der Pfleger des Waldes geben und damit verſuchen, eine Lücke in dem volkswirthſchaftlichen Wiſſen auszufüllen, welche inſofern bedauernswerth genannt werden muß, als es entſchieden ein Unrecht iſt, wenn großartiges dem gemeinen Wohl gewidmetes Wirken nicht gekannt, alſo auch nicht anerkannt, nicht verdankt wird. Es bildet in dem vielfach lückenhaften Volkswiſſen eine der nach- theiligſten Lücken, daß die Schule ſo wenig befliſſen iſt, uns wenigſtens mit den wichtigſten Triebrädern der Staatsmaſchine bekannt zu machen,

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. [580]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/636>, abgerufen am 19.04.2024.