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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Madame Raymond,
X.
Madame Raymond,
und der
Graf von D - -.

SArah Raymond war die Tochter eines
reichen Bürgers neben London-stone in
der Cannon-Street wohnhafft. Sie wur-
de noch sehr jung an den Mann gebracht; Als
aber ihr Hauß-Wirth eine considerable Por-
tion,
so er mit ihr bekommen, durch die Gurgel
gejagt und verschwendet hatte, zudem ihr sehr übel
mitspielete, begab sie sich nach Hause zu ihrem
Vater, bey dem gleich damals eine Dame, Nah-
mens L - - logirte, deren anderer Sohn, ein
Advocat des Mittle-temples, hierdurch Ge-
legenheit bekam, seine Hochachtung gegen sie zu
bezeigen, massen es ihr an keinen Vollkommenhei-
ten fehlete, so bey dem weiblichen Geschlechte er-
fordert werden, eine Manns-Person zu ihrer Liebe
zu verpflichten. Der bittere Haß, den sie wider
ihres Mannes Ausschweiffungen geschöpffet hatte,
als welche ihn auch nöthigten, sich vor seinen Gläu-
bigern unsichtbar zu machen, verleitete sie, daß sie
dem Ritter L - - wissen liesse, welcher gestalt sie
sein Hertz ihrer Affection würdig erachtete: Da-
hero er sich dieser Gunst-Bezeigung aufs beste
zu bedienen wuste; Und weil er höchst-begierig

war,
Madame Raymond,
X.
Madame Raymond,
und der
Graf von D ‒ ‒.

SArah Raymond war die Tochter eines
reichen Buͤrgers neben London-ſtone in
der Cannon-Street wohnhafft. Sie wur-
de noch ſehr jung an den Mann gebracht; Als
aber ihr Hauß-Wirth eine conſiderable Por-
tion,
ſo er mit ihr bekommen, durch die Gurgel
gejagt und verſchwendet hatte, zudem ihr ſehr uͤbel
mitſpielete, begab ſie ſich nach Hauſe zu ihrem
Vater, bey dem gleich damals eine Dame, Nah-
mens L ‒ ‒ logirte, deren anderer Sohn, ein
Advocat des Mittle-temples, hierdurch Ge-
legenheit bekam, ſeine Hochachtung gegen ſie zu
bezeigen, maſſen es ihr an keinen Vollkommenhei-
ten fehlete, ſo bey dem weiblichen Geſchlechte er-
fordert werden, eine Manns-Perſon zu ihrer Liebe
zu verpflichten. Der bittere Haß, den ſie wider
ihres Mannes Ausſchweiffungen geſchoͤpffet hatte,
als welche ihn auch noͤthigten, ſich vor ſeinen Glaͤu-
bigern unſichtbar zu machen, verleitete ſie, daß ſie
dem Ritter L ‒ ‒ wiſſen lieſſe, welcher geſtalt ſie
ſein Hertz ihrer Affection wuͤrdig erachtete: Da-
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zu bedienen wuſte; Und weil er hoͤchſt-begierig

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[108/0128] Madame Raymond, X. Madame Raymond, und der Graf von D ‒ ‒. SArah Raymond war die Tochter eines reichen Buͤrgers neben London-ſtone in der Cannon-Street wohnhafft. Sie wur- de noch ſehr jung an den Mann gebracht; Als aber ihr Hauß-Wirth eine conſiderable Por- tion, ſo er mit ihr bekommen, durch die Gurgel gejagt und verſchwendet hatte, zudem ihr ſehr uͤbel mitſpielete, begab ſie ſich nach Hauſe zu ihrem Vater, bey dem gleich damals eine Dame, Nah- mens L ‒ ‒ logirte, deren anderer Sohn, ein Advocat des Mittle-temples, hierdurch Ge- legenheit bekam, ſeine Hochachtung gegen ſie zu bezeigen, maſſen es ihr an keinen Vollkommenhei- ten fehlete, ſo bey dem weiblichen Geſchlechte er- fordert werden, eine Manns-Perſon zu ihrer Liebe zu verpflichten. Der bittere Haß, den ſie wider ihres Mannes Ausſchweiffungen geſchoͤpffet hatte, als welche ihn auch noͤthigten, ſich vor ſeinen Glaͤu- bigern unſichtbar zu machen, verleitete ſie, daß ſie dem Ritter L ‒ ‒ wiſſen lieſſe, welcher geſtalt ſie ſein Hertz ihrer Affection wuͤrdig erachtete: Da- hero er ſich dieſer Gunſt-Bezeigung aufs beſte zu bedienen wuſte; Und weil er hoͤchſt-begierig war,

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/128>, abgerufen am 29.03.2024.