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Royer, Johann: Beschreibung des gantzen Fürstlichen Braunschweigischen Gartens zu Hessem. Halberstadt, 1648.

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eines Lust-Obst- vnd Küchen-Gartens.

Das X. Capitul.
Wie man die Jndianischen vnd andere
gar frembde Bäume vnd Gewächse den Winter über
vnd sonsten warten soll.

DJe Jndianischen Gewächse/ son-
derlich die Feigen/ Opuntia genand/ wollen dieser
örter des Winters über gute Wartung haben/ hal-
ten sich nicht in den Kellern oder Gewölben/ oder in kalten
Kammern/ sondern wollen einen warmen Ort haben nahe
bey der Stuben/ daß die Wärme dazu kommen könne/ oder
man kan sie in ein Cavetlein bringen in der Stuben/ so blei-
ben sie gut. Die grosse Opuntiam pflantzet man in vorneh-
men Fürstlichen Lust-Garten etwa in das Pommerantzen-
Hauß/ oder nahe dabey/ bawet gegen dem Winter ein Dach
darüber/ vnd heitzet vorsichtiglich ein/ wenns kalt ist/ Gegen
dem Frühling nimmt man das Dach wieder herunter/ vnd
verwahrets an seinem Orte. Man machet aber nur des
Morgens vnd Abens ein gelindes Fewr in den Ofen/ daß
die Lufft im Häußlein ebenmässig temperirt wird/ doch muß
man nach dem Wetter sich richten/ ist es grimmig kalt/ muß
man stärcker einheitzen/ ist es aber gelinde/ läst man auch am
einwärmen abe/ man fängt aber an zu heitzen vmb S. Marti-
ni,
vnd höret auff vmb S. Gertrud.

Das Erdreich hierzu bereitet man also: Man nimmt
der verrotteten Weiden Erde auß den holen Weiden Bäu-
men/ alte verstockte Sägespühn/ etwas von kleinem Sande
vnd alten kurtzen verweseten Miste/ dieses alles mischt man
mit ander leichter Erde fein durcheinander/ vnd pflantzet die

Feigen
eines Luſt-Obſt- vnd Kuͤchen-Gartens.

Das X. Capitul.
Wie man die Jndianiſchen vnd andere
gar frembde Baͤume vnd Gewaͤchſe den Winter uͤber
vnd ſonſten warten ſoll.

DJe Jndianiſchen Gewaͤchſe/ ſon-
derlich die Feigen/ Opuntia genand/ wollen dieſer
oͤrter des Winters uͤber gute Wartung haben/ hal-
ten ſich nicht in den Kellern oder Gewoͤlben/ oder in kalten
Kammern/ ſondern wollen einen warmen Ort haben nahe
bey der Stuben/ daß die Waͤrme dazu kommen koͤnne/ oder
man kan ſie in ein Cavetlein bringen in der Stuben/ ſo blei-
ben ſie gut. Die groſſe Opuntiam pflantzet man in vorneh-
men Fuͤrſtlichen Luſt-Garten etwa in das Pommerantzen-
Hauß/ oder nahe dabey/ bawet gegen dem Winter ein Dach
daruͤber/ vnd heitzet vorſichtiglich ein/ wenns kalt iſt/ Gegen
dem Fruͤhling nimmt man das Dach wieder herunter/ vnd
verwahrets an ſeinem Orte. Man machet aber nur des
Morgens vnd Abens ein gelindes Fewr in den Ofen/ daß
die Lufft im Haͤußlein ebenmaͤſſig temperirt wird/ doch muß
man nach dem Wetter ſich richten/ iſt es grimmig kalt/ muß
man ſtaͤrcker einheitzen/ iſt es aber gelinde/ laͤſt man auch am
einwaͤrmen abe/ man faͤngt aber an zu heitzen vmb S. Marti-
ni,
vnd hoͤret auff vmb S. Gertrud.

Das Erdreich hierzu bereitet man alſo: Man nimmt
der verrotteten Weiden Erde auß den holen Weiden Baͤu-
men/ alte verſtockte Saͤgeſpuͤhn/ etwas von kleinem Sande
vnd alten kurtzen verweſeten Miſte/ dieſes alles miſcht man
mit ander leichter Erde fein durcheinander/ vnd pflantzet die

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[71/0097] eines Luſt-Obſt- vnd Kuͤchen-Gartens. Das X. Capitul. Wie man die Jndianiſchen vnd andere gar frembde Baͤume vnd Gewaͤchſe den Winter uͤber vnd ſonſten warten ſoll. DJe Jndianiſchen Gewaͤchſe/ ſon- derlich die Feigen/ Opuntia genand/ wollen dieſer oͤrter des Winters uͤber gute Wartung haben/ hal- ten ſich nicht in den Kellern oder Gewoͤlben/ oder in kalten Kammern/ ſondern wollen einen warmen Ort haben nahe bey der Stuben/ daß die Waͤrme dazu kommen koͤnne/ oder man kan ſie in ein Cavetlein bringen in der Stuben/ ſo blei- ben ſie gut. Die groſſe Opuntiam pflantzet man in vorneh- men Fuͤrſtlichen Luſt-Garten etwa in das Pommerantzen- Hauß/ oder nahe dabey/ bawet gegen dem Winter ein Dach daruͤber/ vnd heitzet vorſichtiglich ein/ wenns kalt iſt/ Gegen dem Fruͤhling nimmt man das Dach wieder herunter/ vnd verwahrets an ſeinem Orte. Man machet aber nur des Morgens vnd Abens ein gelindes Fewr in den Ofen/ daß die Lufft im Haͤußlein ebenmaͤſſig temperirt wird/ doch muß man nach dem Wetter ſich richten/ iſt es grimmig kalt/ muß man ſtaͤrcker einheitzen/ iſt es aber gelinde/ laͤſt man auch am einwaͤrmen abe/ man faͤngt aber an zu heitzen vmb S. Marti- ni, vnd hoͤret auff vmb S. Gertrud. Das Erdreich hierzu bereitet man alſo: Man nimmt der verrotteten Weiden Erde auß den holen Weiden Baͤu- men/ alte verſtockte Saͤgeſpuͤhn/ etwas von kleinem Sande vnd alten kurtzen verweſeten Miſte/ dieſes alles miſcht man mit ander leichter Erde fein durcheinander/ vnd pflantzet die Feigen

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Zitationshilfe: Royer, Johann: Beschreibung des gantzen Fürstlichen Braunschweigischen Gartens zu Hessem. Halberstadt, 1648, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/royer_beschreibung_1648/97>, abgerufen am 29.03.2024.