Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite



verändere diese Verzierung nach einigen Monaten
wieder; wenn sie auch diese kennt, hänge wieder
andere hin, und so fort. Laß sie dann dieselben
Blumen im Garten wieder aufsuchen, und Du
wirst so einen Maßstab ihrer Aufmerksamkeit und
ihres Vergleichungs-Vermögens erhalten. Du
schriebst mir neulich, daß ihr Vögel besondere
Freude machten: hänge aus Deiner kleinen Samm-
lung ausgestopfter Vögel eine Partie nach der an-
dern hin, aber nur wenige auf einmal, und siehe,
ob sie die in der Natur ihr schon bekannten gleich
wieder erkennt. Laß dann Abbildungen in Ku-
pferstichen folgen. Das Bertuchsche Bilderbuch
kann Dir hier gute Dienste leisten. Aber laß nie eine
Menge Gegenstände daraus flüchtig vor ihr vorüber
gehen, sondern befestige immer eine Partie davon
an die Wand, bis sie völlig damit bekannt ist, und
gar nicht darin irrt. Dann nimm diese Bilder
weg und thue andere an die Stelle. Wenn ihr
am Fenster vorbeigehende Pferde, Schaafe, Kühe,
aufgefallen sind, und sie mit Freude ihre Namen
nachgesprochen, dann zeige ihr bald nachher auch
eine gute Abbildung davon, und so eine lange Zeit



verändere dieſe Verzierung nach einigen Monaten
wieder; wenn ſie auch dieſe kennt, hänge wieder
andere hin, und ſo fort. Laß ſie dann dieſelben
Blumen im Garten wieder aufſuchen, und Du
wirſt ſo einen Maßſtab ihrer Aufmerkſamkeit und
ihres Vergleichungs-Vermögens erhalten. Du
ſchriebſt mir neulich, daß ihr Vögel beſondere
Freude machten: hänge aus Deiner kleinen Samm-
lung ausgeſtopfter Vögel eine Partie nach der an-
dern hin, aber nur wenige auf einmal, und ſiehe,
ob ſie die in der Natur ihr ſchon bekannten gleich
wieder erkennt. Laß dann Abbildungen in Ku-
pferſtichen folgen. Das Bertuchſche Bilderbuch
kann Dir hier gute Dienſte leiſten. Aber laß nie eine
Menge Gegenſtände daraus flüchtig vor ihr vorüber
gehen, ſondern befeſtige immer eine Partie davon
an die Wand, bis ſie völlig damit bekannt iſt, und
gar nicht darin irrt. Dann nimm dieſe Bilder
weg und thue andere an die Stelle. Wenn ihr
am Fenſter vorbeigehende Pferde, Schaafe, Kühe,
aufgefallen ſind, und ſie mit Freude ihre Namen
nachgeſprochen, dann zeige ihr bald nachher auch
eine gute Abbildung davon, und ſo eine lange Zeit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0042" n="28"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
verändere die&#x017F;e Verzierung nach einigen Monaten<lb/>
wieder; wenn &#x017F;ie auch die&#x017F;e kennt, hänge wieder<lb/>
andere hin, und &#x017F;o fort. Laß &#x017F;ie dann die&#x017F;elben<lb/>
Blumen im Garten wieder auf&#x017F;uchen, und Du<lb/>
wir&#x017F;t &#x017F;o einen Maß&#x017F;tab ihrer Aufmerk&#x017F;amkeit und<lb/>
ihres Vergleichungs-Vermögens erhalten. Du<lb/>
&#x017F;chrieb&#x017F;t mir neulich, daß ihr Vögel be&#x017F;ondere<lb/>
Freude machten: hänge aus Deiner kleinen Samm-<lb/>
lung ausge&#x017F;topfter Vögel eine Partie nach der an-<lb/>
dern hin, aber nur wenige auf einmal, und &#x017F;iehe,<lb/>
ob &#x017F;ie die in der Natur ihr &#x017F;chon bekannten gleich<lb/>
wieder erkennt. Laß dann Abbildungen in Ku-<lb/>
pfer&#x017F;tichen folgen. Das <hi rendition="#g">Bertuch</hi>&#x017F;che Bilderbuch<lb/>
kann Dir hier gute Dien&#x017F;te lei&#x017F;ten. Aber laß nie eine<lb/>
Menge Gegen&#x017F;tände daraus flüchtig vor ihr vorüber<lb/>
gehen, &#x017F;ondern befe&#x017F;tige immer eine Partie davon<lb/>
an die Wand, bis &#x017F;ie völlig damit bekannt i&#x017F;t, und<lb/>
gar nicht darin irrt. Dann nimm die&#x017F;e Bilder<lb/>
weg und thue andere an die Stelle. Wenn ihr<lb/>
am Fen&#x017F;ter vorbeigehende Pferde, Schaafe, Kühe,<lb/>
aufgefallen &#x017F;ind, und &#x017F;ie mit Freude ihre Namen<lb/>
nachge&#x017F;prochen, dann zeige ihr bald nachher auch<lb/>
eine gute Abbildung davon, und &#x017F;o eine lange Zeit<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0042] verändere dieſe Verzierung nach einigen Monaten wieder; wenn ſie auch dieſe kennt, hänge wieder andere hin, und ſo fort. Laß ſie dann dieſelben Blumen im Garten wieder aufſuchen, und Du wirſt ſo einen Maßſtab ihrer Aufmerkſamkeit und ihres Vergleichungs-Vermögens erhalten. Du ſchriebſt mir neulich, daß ihr Vögel beſondere Freude machten: hänge aus Deiner kleinen Samm- lung ausgeſtopfter Vögel eine Partie nach der an- dern hin, aber nur wenige auf einmal, und ſiehe, ob ſie die in der Natur ihr ſchon bekannten gleich wieder erkennt. Laß dann Abbildungen in Ku- pferſtichen folgen. Das Bertuchſche Bilderbuch kann Dir hier gute Dienſte leiſten. Aber laß nie eine Menge Gegenſtände daraus flüchtig vor ihr vorüber gehen, ſondern befeſtige immer eine Partie davon an die Wand, bis ſie völlig damit bekannt iſt, und gar nicht darin irrt. Dann nimm dieſe Bilder weg und thue andere an die Stelle. Wenn ihr am Fenſter vorbeigehende Pferde, Schaafe, Kühe, aufgefallen ſind, und ſie mit Freude ihre Namen nachgeſprochen, dann zeige ihr bald nachher auch eine gute Abbildung davon, und ſo eine lange Zeit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/42
Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/42>, abgerufen am 29.03.2024.