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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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Acht und dreißigster Brief.

Emma, geliebte Emma! welch ein neues Op-
fer fodern das Schicksal und Dein Gatte von
Dir! Also Petersburg verlassen, und nach Kon-
stantinopel mit ihm gehen sollst Du, ohne Deine
Kinder in Deutschland wieder zu sehen? Das ist
sehr hart! Sage Deinem Gemahl, daß ich be-
reit sey, Dir Jda und Mathilde bis D... ent-
gegen zu bringen, wenn er sich dort auch nur ei-
nige Tage aufhalten dürfe, damit das Mutter-
herz sich an dem Anblick des liebenswürdigsten
Kindes erquicke. Auch Herr von Platov richtet
sich gewiß so ein, daß er und Woldemar mit euch
und uns zugleich in D... eintreffen.

Und wären es nur drei Tage. Auch triumphire
ich zum voraus in der Freude, daß die Kinder ein-
ander sehen. Noch weiß hier niemand etwas von
meiner Jdee, als der Herr Pfarrer. Antworte
mir bald. Jch richte unterdessen alles zur Reise
ein, so daß wir jeden Augenblick einsteigen kön-
nen, wenn Dein Brief es gewiß macht, daß wir

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Acht und dreißigſter Brief.

Emma, geliebte Emma! welch ein neues Op-
fer fodern das Schickſal und Dein Gatte von
Dir! Alſo Petersburg verlaſſen, und nach Kon-
ſtantinopel mit ihm gehen ſollſt Du, ohne Deine
Kinder in Deutſchland wieder zu ſehen? Das iſt
ſehr hart! Sage Deinem Gemahl, daß ich be-
reit ſey, Dir Jda und Mathilde bis D… ent-
gegen zu bringen, wenn er ſich dort auch nur ei-
nige Tage aufhalten dürfe, damit das Mutter-
herz ſich an dem Anblick des liebenswürdigſten
Kindes erquicke. Auch Herr von Platov richtet
ſich gewiß ſo ein, daß er und Woldemar mit euch
und uns zugleich in D… eintreffen.

Und wären es nur drei Tage. Auch triumphire
ich zum voraus in der Freude, daß die Kinder ein-
ander ſehen. Noch weiß hier niemand etwas von
meiner Jdee, als der Herr Pfarrer. Antworte
mir bald. Jch richte unterdeſſen alles zur Reiſe
ein, ſo daß wir jeden Augenblick einſteigen kön-
nen, wenn Dein Brief es gewiß macht, daß wir

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[25/0033] Acht und dreißigſter Brief. Emma, geliebte Emma! welch ein neues Op- fer fodern das Schickſal und Dein Gatte von Dir! Alſo Petersburg verlaſſen, und nach Kon- ſtantinopel mit ihm gehen ſollſt Du, ohne Deine Kinder in Deutſchland wieder zu ſehen? Das iſt ſehr hart! Sage Deinem Gemahl, daß ich be- reit ſey, Dir Jda und Mathilde bis D… ent- gegen zu bringen, wenn er ſich dort auch nur ei- nige Tage aufhalten dürfe, damit das Mutter- herz ſich an dem Anblick des liebenswürdigſten Kindes erquicke. Auch Herr von Platov richtet ſich gewiß ſo ein, daß er und Woldemar mit euch und uns zugleich in D… eintreffen. Und wären es nur drei Tage. Auch triumphire ich zum voraus in der Freude, daß die Kinder ein- ander ſehen. Noch weiß hier niemand etwas von meiner Jdee, als der Herr Pfarrer. Antworte mir bald. Jch richte unterdeſſen alles zur Reiſe ein, ſo daß wir jeden Augenblick einſteigen kön- nen, wenn Dein Brief es gewiß macht, daß wir (4)

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/33>, abgerufen am 29.03.2024.