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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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Wenn du ein Krieger bist, ist hier denn Feindesland?
Nun, wenn du dieses meinst, so fühl' auch Feindeshand!" --
Er greift ihn tapfer an, und thut ihm wie den beiden;
Die Nachbarn ruft er dann, den Handel zu entscheiden.
Und als die Schädiger den abgeschätzten Schaden
Gegütet, läßt er sie aus ihrer Haft in Gnaden. --
Du fragst vielleicht, warum, wenn auch der Rechtsgelehrte
Sich schlecht gewehrt, sich nicht der Kriegsmann besser wehrte?
Ihm lähmte Schwert und Hand das Unrecht wol allein,
Das man zu fühlen muß kein Rechtsgelehrter seyn.

Wenn du ein Krieger biſt, iſt hier denn Feindesland?
Nun, wenn du dieſes meinſt, ſo fuͤhl' auch Feindeshand!“ —
Er greift ihn tapfer an, und thut ihm wie den beiden;
Die Nachbarn ruft er dann, den Handel zu entſcheiden.
Und als die Schaͤdiger den abgeſchaͤtzten Schaden
Geguͤtet, laͤßt er ſie aus ihrer Haft in Gnaden. —
Du fragſt vielleicht, warum, wenn auch der Rechtsgelehrte
Sich ſchlecht gewehrt, ſich nicht der Kriegsmann beſſer wehrte?
Ihm laͤhmte Schwert und Hand das Unrecht wol allein,
Das man zu fuͤhlen muß kein Rechtsgelehrter ſeyn.

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[210/0220] Wenn du ein Krieger biſt, iſt hier denn Feindesland? Nun, wenn du dieſes meinſt, ſo fuͤhl' auch Feindeshand!“ — Er greift ihn tapfer an, und thut ihm wie den beiden; Die Nachbarn ruft er dann, den Handel zu entſcheiden. Und als die Schaͤdiger den abgeſchaͤtzten Schaden Geguͤtet, laͤßt er ſie aus ihrer Haft in Gnaden. — Du fragſt vielleicht, warum, wenn auch der Rechtsgelehrte Sich ſchlecht gewehrt, ſich nicht der Kriegsmann beſſer wehrte? Ihm laͤhmte Schwert und Hand das Unrecht wol allein, Das man zu fuͤhlen muß kein Rechtsgelehrter ſeyn.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/220>, abgerufen am 24.04.2024.