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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

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174.
Der Mensch, dem Engel halb und halb dem Thier zu eigen,
Kann sich zu diesem bald und bald zu jenem neigen.
Strebt er dem Engel nach, wird er noch höher fliegen,
Und strebt er nach dem Thier, sogar noch tiefer liegen.

175.
Hier auf der Tafel, Sohn, liegt manche Pomeranze,
Und eine gleicht davon der anderen an Glanze.
Nicht täusche dich der Glanz! es hat des Himmels Gunst
Erschaffen einige, doch andere die Kunst.
Gewachsen, wenn du willst, magst du sie alle nennen,
Doch ein'ge sind von Wachs, woran wirst du's erkennen?
Sie haben nebst Gestalt und Farb' auch den Geruch,
Nur der Geschmack allein fehlt ihnen beim Versuch.
Doch auch von denen, die am Baum gewachsen sind,
Sind süß die wenigsten, die meisten herb, o Kind,
174.
Der Menſch, dem Engel halb und halb dem Thier zu eigen,
Kann ſich zu dieſem bald und bald zu jenem neigen.
Strebt er dem Engel nach, wird er noch hoͤher fliegen,
Und ſtrebt er nach dem Thier, ſogar noch tiefer liegen.

175.
Hier auf der Tafel, Sohn, liegt manche Pomeranze,
Und eine gleicht davon der anderen an Glanze.
Nicht taͤuſche dich der Glanz! es hat des Himmels Gunſt
Erſchaffen einige, doch andere die Kunſt.
Gewachſen, wenn du willſt, magſt du ſie alle nennen,
Doch ein'ge ſind von Wachs, woran wirſt du's erkennen?
Sie haben nebſt Geſtalt und Farb' auch den Geruch,
Nur der Geſchmack allein fehlt ihnen beim Verſuch.
Doch auch von denen, die am Baum gewachſen ſind,
Sind ſuͤß die wenigſten, die meiſten herb, o Kind,
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[105/0115] 174. Der Menſch, dem Engel halb und halb dem Thier zu eigen, Kann ſich zu dieſem bald und bald zu jenem neigen. Strebt er dem Engel nach, wird er noch hoͤher fliegen, Und ſtrebt er nach dem Thier, ſogar noch tiefer liegen. 175. Hier auf der Tafel, Sohn, liegt manche Pomeranze, Und eine gleicht davon der anderen an Glanze. Nicht taͤuſche dich der Glanz! es hat des Himmels Gunſt Erſchaffen einige, doch andere die Kunſt. Gewachſen, wenn du willſt, magſt du ſie alle nennen, Doch ein'ge ſind von Wachs, woran wirſt du's erkennen? Sie haben nebſt Geſtalt und Farb' auch den Geruch, Nur der Geſchmack allein fehlt ihnen beim Verſuch. Doch auch von denen, die am Baum gewachſen ſind, Sind ſuͤß die wenigſten, die meiſten herb, o Kind,

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/115>, abgerufen am 29.03.2024.