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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

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280.
Gar manche Schale muß von deinem Ich sich lösen,
Zufällig Irdisches, und mancher Rost des Bösen.
Doch während immermehr dein Ich sich also reinigt,
Wird immer mehr mit ihm des Neuen auch vereinigt.
Du strebest Tag für Tag durch Lernen wie durch Lehren,
Durch Denken wie durch Thun, den Kern des Ichs zu mehren.
Der Edelstein bedarf viel Mittel, sich zu schleifen;
Viel Nahrungsmittel braucht der Saamen, um zu reifen.
Wer kann zuletzt mit Lust im fert'gen Ich beruhn?
Wer nichts hinzuthut, was er wieder weg muß thun.

280.
Gar manche Schale muß von deinem Ich ſich loͤſen,
Zufaͤllig Irdiſches, und mancher Roſt des Boͤſen.
Doch waͤhrend immermehr dein Ich ſich alſo reinigt,
Wird immer mehr mit ihm des Neuen auch vereinigt.
Du ſtrebeſt Tag fuͤr Tag durch Lernen wie durch Lehren,
Durch Denken wie durch Thun, den Kern des Ichs zu mehren.
Der Edelſtein bedarf viel Mittel, ſich zu ſchleifen;
Viel Nahrungsmittel braucht der Saamen, um zu reifen.
Wer kann zuletzt mit Luſt im fert'gen Ich beruhn?
Wer nichts hinzuthut, was er wieder weg muß thun.

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[170/0180] 280. Gar manche Schale muß von deinem Ich ſich loͤſen, Zufaͤllig Irdiſches, und mancher Roſt des Boͤſen. Doch waͤhrend immermehr dein Ich ſich alſo reinigt, Wird immer mehr mit ihm des Neuen auch vereinigt. Du ſtrebeſt Tag fuͤr Tag durch Lernen wie durch Lehren, Durch Denken wie durch Thun, den Kern des Ichs zu mehren. Der Edelſtein bedarf viel Mittel, ſich zu ſchleifen; Viel Nahrungsmittel braucht der Saamen, um zu reifen. Wer kann zuletzt mit Luſt im fert'gen Ich beruhn? Wer nichts hinzuthut, was er wieder weg muß thun.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/180>, abgerufen am 19.04.2024.