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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

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Du siehst, es wäre fast der Muth mir selbst abhanden
Gekommen, als einmal mir schlimm die Karten standen.
Doch hab' ich mich bedacht und dieses Lied ersonnen:
Was auch verloren sei, die Lieder sind gewonnen.

4.
Des Freundes denkend, wenn ich Glückliches erstrebt,
Sprech' ich: O hättest du doch dieses miterlebt!
Dann seiner denkend, wenn mich drücket eine Last,
Sprech' ich: O glücklich, daß du's miterlebt nicht hast!
Ist zu bedauern, ist zu preisen, wer geschieden?
Daß er hingieng und du noch dabist, sei zufrieden!

Du ſiehſt, es waͤre faſt der Muth mir ſelbſt abhanden
Gekommen, als einmal mir ſchlimm die Karten ſtanden.
Doch hab' ich mich bedacht und dieſes Lied erſonnen:
Was auch verloren ſei, die Lieder ſind gewonnen.

4.
Des Freundes denkend, wenn ich Gluͤckliches erſtrebt,
Sprech' ich: O haͤtteſt du doch dieſes miterlebt!
Dann ſeiner denkend, wenn mich druͤcket eine Laſt,
Sprech' ich: O gluͤcklich, daß du's miterlebt nicht haſt!
Iſt zu bedauern, iſt zu preiſen, wer geſchieden?
Daß er hingieng und du noch dabiſt, ſei zufrieden!

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[200/0210] Du ſiehſt, es waͤre faſt der Muth mir ſelbſt abhanden Gekommen, als einmal mir ſchlimm die Karten ſtanden. Doch hab' ich mich bedacht und dieſes Lied erſonnen: Was auch verloren ſei, die Lieder ſind gewonnen. 4. Des Freundes denkend, wenn ich Gluͤckliches erſtrebt, Sprech' ich: O haͤtteſt du doch dieſes miterlebt! Dann ſeiner denkend, wenn mich druͤcket eine Laſt, Sprech' ich: O gluͤcklich, daß du's miterlebt nicht haſt! Iſt zu bedauern, iſt zu preiſen, wer geſchieden? Daß er hingieng und du noch dabiſt, ſei zufrieden!

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/210>, abgerufen am 28.03.2024.