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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

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85.
Das Böse hat nicht Macht, die Welt zu Grund zu richten,
Denn nichtig ists in sich, und kann nur sich vernichten.
Doch seine Wirkung kann es mittelbar erstrecken,
Der bösen Seuche gleich, Gesundes anzustecken.
Mittheilen kann sein Gift den Hang der Selbstzerstörung;
Kein Weiser halte sich gesichert vor Bethörung.
Hier ist die Leidenschaft, die selbst ihr Leiden schafft,
Und dort der Zweifel, der hin zur Verzweiflung rafft.
Das ist die Doppelform der Selbstzerstörungswuth;
Dagegen ist gering, was Welt und Zeit dir thut.

85.
Das Boͤſe hat nicht Macht, die Welt zu Grund zu richten,
Denn nichtig iſts in ſich, und kann nur ſich vernichten.
Doch ſeine Wirkung kann es mittelbar erſtrecken,
Der boͤſen Seuche gleich, Geſundes anzuſtecken.
Mittheilen kann ſein Gift den Hang der Selbſtzerſtoͤrung;
Kein Weiſer halte ſich geſichert vor Bethoͤrung.
Hier iſt die Leidenſchaft, die ſelbſt ihr Leiden ſchafft,
Und dort der Zweifel, der hin zur Verzweiflung rafft.
Das iſt die Doppelform der Selbſtzerſtoͤrungswuth;
Dagegen iſt gering, was Welt und Zeit dir thut.

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[55/0065] 85. Das Boͤſe hat nicht Macht, die Welt zu Grund zu richten, Denn nichtig iſts in ſich, und kann nur ſich vernichten. Doch ſeine Wirkung kann es mittelbar erſtrecken, Der boͤſen Seuche gleich, Geſundes anzuſtecken. Mittheilen kann ſein Gift den Hang der Selbſtzerſtoͤrung; Kein Weiſer halte ſich geſichert vor Bethoͤrung. Hier iſt die Leidenſchaft, die ſelbſt ihr Leiden ſchafft, Und dort der Zweifel, der hin zur Verzweiflung rafft. Das iſt die Doppelform der Selbſtzerſtoͤrungswuth; Dagegen iſt gering, was Welt und Zeit dir thut.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/65>, abgerufen am 28.03.2024.