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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

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Demuth, gleichweit von Stolz und Niederträchtigkeit,
Wie Leibeswohlgestalt von Fett und Schmächtigkeit.
Das Mittelmaß ist gut dem Alter wie der Jugend,
Nur Mittelmäßigkeit allein ist keine Tugend.
Im Mittelmaß vereint sich zweier Aeußern Kraft,
Doch Mittelmäßigkeit ist beider untheilhaft.

195.
Was einmal ist geschehn, das laß auf sich beruhn,
Versäume nicht, auch das, was du noch kannst, zu thun.
Ergib dich nur in das, was du nicht ändern kannst,
So fühlst du, daß du gleich zu Anderm Kraft gewannst.

196.
Man sagt, die Trägheit ward vom Unverstand gefreit,
Und ihrer Eh entsproß Armuth und Dürftigkeit.
Die Eltern legten nur die Hände in den Schooß,
Doch ohne Unterhalt wurden die Kinder groß.
Demuth, gleichweit von Stolz und Niedertraͤchtigkeit,
Wie Leibeswohlgeſtalt von Fett und Schmaͤchtigkeit.
Das Mittelmaß iſt gut dem Alter wie der Jugend,
Nur Mittelmaͤßigkeit allein iſt keine Tugend.
Im Mittelmaß vereint ſich zweier Aeußern Kraft,
Doch Mittelmaͤßigkeit iſt beider untheilhaft.

195.
Was einmal iſt geſchehn, das laß auf ſich beruhn,
Verſaͤume nicht, auch das, was du noch kannſt, zu thun.
Ergib dich nur in das, was du nicht aͤndern kannſt,
So fuͤhlſt du, daß du gleich zu Anderm Kraft gewannſt.

196.
Man ſagt, die Traͤgheit ward vom Unverſtand gefreit,
Und ihrer Eh entſproß Armuth und Duͤrftigkeit.
Die Eltern legten nur die Haͤnde in den Schooß,
Doch ohne Unterhalt wurden die Kinder groß.
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[118/0128] Demuth, gleichweit von Stolz und Niedertraͤchtigkeit, Wie Leibeswohlgeſtalt von Fett und Schmaͤchtigkeit. Das Mittelmaß iſt gut dem Alter wie der Jugend, Nur Mittelmaͤßigkeit allein iſt keine Tugend. Im Mittelmaß vereint ſich zweier Aeußern Kraft, Doch Mittelmaͤßigkeit iſt beider untheilhaft. 195. Was einmal iſt geſchehn, das laß auf ſich beruhn, Verſaͤume nicht, auch das, was du noch kannſt, zu thun. Ergib dich nur in das, was du nicht aͤndern kannſt, So fuͤhlſt du, daß du gleich zu Anderm Kraft gewannſt. 196. Man ſagt, die Traͤgheit ward vom Unverſtand gefreit, Und ihrer Eh entſproß Armuth und Duͤrftigkeit. Die Eltern legten nur die Haͤnde in den Schooß, Doch ohne Unterhalt wurden die Kinder groß.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/128>, abgerufen am 25.04.2024.