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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.

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25.
Zu jeder Stund' ist dir, was du bedarfst gereicht;
Ergreif es nur, daß es nicht ungenutzt entweicht.
Erkenne immermehr allsehender Vorsicht Walten
In dem, was Blödere für blinden Zufall halten.

26.
Der Meister, als er war gestorben, ist erschienen
Dem Jünger in der Nacht mit sonnenhellen Mienen.
Meister, wie stralest du! von wannen ist dein Licht?
Er sprach: von wannen als von Gottes Angesicht! --
Und hast du und wodurch den Zutritt dort erlangt?
Er sprach: dadurch weil ich nach andrem nicht verlangt.
Ich ward von Glanz zu Glanz die Himmel durch geführt,
Vorüber aber gieng ich allem ungerührt.
6*
25.
Zu jeder Stund' iſt dir, was du bedarfſt gereicht;
Ergreif es nur, daß es nicht ungenutzt entweicht.
Erkenne immermehr allſehender Vorſicht Walten
In dem, was Bloͤdere fuͤr blinden Zufall halten.

26.
Der Meiſter, als er war geſtorben, iſt erſchienen
Dem Juͤnger in der Nacht mit ſonnenhellen Mienen.
Meiſter, wie ſtraleſt du! von wannen iſt dein Licht?
Er ſprach: von wannen als von Gottes Angeſicht! —
Und haſt du und wodurch den Zutritt dort erlangt?
Er ſprach: dadurch weil ich nach andrem nicht verlangt.
Ich ward von Glanz zu Glanz die Himmel durch gefuͤhrt,
Voruͤber aber gieng ich allem ungeruͤhrt.
6*
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[123/0133] 25. Zu jeder Stund' iſt dir, was du bedarfſt gereicht; Ergreif es nur, daß es nicht ungenutzt entweicht. Erkenne immermehr allſehender Vorſicht Walten In dem, was Bloͤdere fuͤr blinden Zufall halten. 26. Der Meiſter, als er war geſtorben, iſt erſchienen Dem Juͤnger in der Nacht mit ſonnenhellen Mienen. Meiſter, wie ſtraleſt du! von wannen iſt dein Licht? Er ſprach: von wannen als von Gottes Angeſicht! — Und haſt du und wodurch den Zutritt dort erlangt? Er ſprach: dadurch weil ich nach andrem nicht verlangt. Ich ward von Glanz zu Glanz die Himmel durch gefuͤhrt, Voruͤber aber gieng ich allem ungeruͤhrt. 6*

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/133>, abgerufen am 29.03.2024.