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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.

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4.
Es liegt ein Klümpchen Schnee, da alles rings gethaut,
Nordwerts in einer Kluft, wo ihn der Blick nicht schaut,
Der Sonne Lebensblick, der weg das Weiße nahm.
Nun wird der weiße grau vor Aerger und vor Gram;
Und wird vor Jammer schwarz. Schon recht geschieht dem Stolzen;
Warum nicht frisch und zart ist er mit weggeschmolzen? --
Ihr fragt ob das villeicht auch bildlich sei gemeint?
Gemeint nicht eigentlich, doch auch gut, wenn es scheint!
Oft wenn ich aus ein Licht und an ein Feuer bließ,
Merkt' ich, daß das sich auch sinnbildlich deuten ließ.

4.
Es liegt ein Kluͤmpchen Schnee, da alles rings gethaut,
Nordwerts in einer Kluft, wo ihn der Blick nicht ſchaut,
Der Sonne Lebensblick, der weg das Weiße nahm.
Nun wird der weiße grau vor Aerger und vor Gram;
Und wird vor Jammer ſchwarz. Schon recht geſchieht dem Stolzen;
Warum nicht friſch und zart iſt er mit weggeſchmolzen? —
Ihr fragt ob das villeicht auch bildlich ſei gemeint?
Gemeint nicht eigentlich, doch auch gut, wenn es ſcheint!
Oft wenn ich aus ein Licht und an ein Feuer bließ,
Merkt' ich, daß das ſich auch ſinnbildlich deuten ließ.

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[5/0015] 4. Es liegt ein Kluͤmpchen Schnee, da alles rings gethaut, Nordwerts in einer Kluft, wo ihn der Blick nicht ſchaut, Der Sonne Lebensblick, der weg das Weiße nahm. Nun wird der weiße grau vor Aerger und vor Gram; Und wird vor Jammer ſchwarz. Schon recht geſchieht dem Stolzen; Warum nicht friſch und zart iſt er mit weggeſchmolzen? — Ihr fragt ob das villeicht auch bildlich ſei gemeint? Gemeint nicht eigentlich, doch auch gut, wenn es ſcheint! Oft wenn ich aus ein Licht und an ein Feuer bließ, Merkt' ich, daß das ſich auch ſinnbildlich deuten ließ.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/15>, abgerufen am 29.03.2024.