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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.

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85.
Wer ist freigebig? Wer, dis sagt das Wort, gibt frei,
Frei, ohne daß er selbst dazu gezwungen sei,
Gezwungen weder durch Gewalt, noch Rücksicht auch,
Die gleichgewaltig ist, auf Ruhm, Stand oder Brauch.
Freigebig ist, dem Wort wohnt dieser Sinn auch bei,
Wer den Unfreien gibt, den Schuldverbundnen, frei.
Freigebig ist, wer frei dir gibt, daß, wie du magst,
Du hinnimmst, was er gibt, Dank oder nicht ihm sagst.
Freigebig, wer als Mann, als freier, kund sich gibt
Durch Geben, weil er kann hingeben, was er liebt.
Denn Sklav' ist seines Guts, wers nicht hingeben kann;
Frei fühlt sich vom Besitz nur der freigeb'ge Mann.

85.
Wer iſt freigebig? Wer, dis ſagt das Wort, gibt frei,
Frei, ohne daß er ſelbſt dazu gezwungen ſei,
Gezwungen weder durch Gewalt, noch Ruͤckſicht auch,
Die gleichgewaltig iſt, auf Ruhm, Stand oder Brauch.
Freigebig iſt, dem Wort wohnt dieſer Sinn auch bei,
Wer den Unfreien gibt, den Schuldverbundnen, frei.
Freigebig iſt, wer frei dir gibt, daß, wie du magſt,
Du hinnimmſt, was er gibt, Dank oder nicht ihm ſagſt.
Freigebig, wer als Mann, als freier, kund ſich gibt
Durch Geben, weil er kann hingeben, was er liebt.
Denn Sklav' iſt ſeines Guts, wers nicht hingeben kann;
Frei fuͤhlt ſich vom Beſitz nur der freigeb'ge Mann.

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[181/0191] 85. Wer iſt freigebig? Wer, dis ſagt das Wort, gibt frei, Frei, ohne daß er ſelbſt dazu gezwungen ſei, Gezwungen weder durch Gewalt, noch Ruͤckſicht auch, Die gleichgewaltig iſt, auf Ruhm, Stand oder Brauch. Freigebig iſt, dem Wort wohnt dieſer Sinn auch bei, Wer den Unfreien gibt, den Schuldverbundnen, frei. Freigebig iſt, wer frei dir gibt, daß, wie du magſt, Du hinnimmſt, was er gibt, Dank oder nicht ihm ſagſt. Freigebig, wer als Mann, als freier, kund ſich gibt Durch Geben, weil er kann hingeben, was er liebt. Denn Sklav' iſt ſeines Guts, wers nicht hingeben kann; Frei fuͤhlt ſich vom Beſitz nur der freigeb'ge Mann.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/191>, abgerufen am 16.04.2024.