Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
160.
Beklagen sollt' ich dich? ich kann dich nur beneiden,
Denn nicht jedwedem wird gegeben so zu scheiden,
Wie du geschieden bist, mit Gott und Welt in Frieden,
So ohne Schmerz und Weh von Weh und Schmerz geschieden.
Des Himmels Ruh verklärt dein Todtenangesicht;
Und wäre sie gewährt dem sel'gen Geiste nicht?
Es wird mir still zu Muth, ins Antlitz dir zu sehn,
Und herzlich wünsch' ich, mög' auch mir einst so geschehn.
161.
Vom Todten saget man: er ist zu Gott gegangen;
Alsob zum Ewigen könnt' Endliches gelangen!
Alsob könnt' Endliches vom Ew'gen ferne seyn!
Was ist, das ist, wo auch es ist, in Gott allein.
Rückert, Lehrgedicht III. 11
160.
Beklagen ſollt' ich dich? ich kann dich nur beneiden,
Denn nicht jedwedem wird gegeben ſo zu ſcheiden,
Wie du geſchieden biſt, mit Gott und Welt in Frieden,
So ohne Schmerz und Weh von Weh und Schmerz geſchieden.
Des Himmels Ruh verklaͤrt dein Todtenangeſicht;
Und waͤre ſie gewaͤhrt dem ſel'gen Geiſte nicht?
Es wird mir ſtill zu Muth, ins Antlitz dir zu ſehn,
Und herzlich wuͤnſch' ich, moͤg' auch mir einſt ſo geſchehn.
161.
Vom Todten ſaget man: er iſt zu Gott gegangen;
Alsob zum Ewigen koͤnnt' Endliches gelangen!
Alsob koͤnnt' Endliches vom Ew'gen ferne ſeyn!
Was iſt, das iſt, wo auch es iſt, in Gott allein.
Rückert, Lehrgedicht III. 11
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0251" n="241"/>
        <div n="2">
          <head>160.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Beklagen &#x017F;ollt' ich dich? ich kann dich nur beneiden,</l><lb/>
              <l>Denn nicht jedwedem wird gegeben &#x017F;o zu &#x017F;cheiden,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Wie du ge&#x017F;chieden bi&#x017F;t, mit Gott und Welt in Frieden,</l><lb/>
              <l>So ohne Schmerz und Weh von Weh und Schmerz ge&#x017F;chieden.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Des Himmels Ruh verkla&#x0364;rt dein Todtenange&#x017F;icht;</l><lb/>
              <l>Und wa&#x0364;re &#x017F;ie gewa&#x0364;hrt dem &#x017F;el'gen Gei&#x017F;te nicht?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Es wird mir &#x017F;till zu Muth, ins Antlitz dir zu &#x017F;ehn,</l><lb/>
              <l>Und herzlich wu&#x0364;n&#x017F;ch' ich, mo&#x0364;g' auch mir ein&#x017F;t &#x017F;o ge&#x017F;chehn.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>161.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Vom Todten &#x017F;aget man: er i&#x017F;t zu Gott gegangen;</l><lb/>
              <l>Alsob zum Ewigen ko&#x0364;nnt' Endliches gelangen!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Alsob ko&#x0364;nnt' Endliches vom Ew'gen ferne &#x017F;eyn!</l><lb/>
              <l>Was i&#x017F;t, das i&#x017F;t, wo auch es i&#x017F;t, in Gott allein.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">Rückert, Lehrgedicht III. 11</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[241/0251] 160. Beklagen ſollt' ich dich? ich kann dich nur beneiden, Denn nicht jedwedem wird gegeben ſo zu ſcheiden, Wie du geſchieden biſt, mit Gott und Welt in Frieden, So ohne Schmerz und Weh von Weh und Schmerz geſchieden. Des Himmels Ruh verklaͤrt dein Todtenangeſicht; Und waͤre ſie gewaͤhrt dem ſel'gen Geiſte nicht? Es wird mir ſtill zu Muth, ins Antlitz dir zu ſehn, Und herzlich wuͤnſch' ich, moͤg' auch mir einſt ſo geſchehn. 161. Vom Todten ſaget man: er iſt zu Gott gegangen; Alsob zum Ewigen koͤnnt' Endliches gelangen! Alsob koͤnnt' Endliches vom Ew'gen ferne ſeyn! Was iſt, das iſt, wo auch es iſt, in Gott allein. Rückert, Lehrgedicht III. 11

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/251
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/251>, abgerufen am 24.04.2024.