Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
91.
Was heißt dich, wie dich selbst, jedweden Menschen achten?
Das Menschenangesicht! Du darfst es nur betrachten.
Du siehst dein eigen Bild, und hast dich selbst entehrt,
Wenn du die Achtung, die es fordert, ihm verwehrt.
Aus jedem Angesicht blickt menschliche Vernumft,
Das Gotteslicht, wieauch getrübt, gedämpft, verdumft.
Wenn du es nicht erkennst, so liegt die Schuld an dir;
Du siehst das Thier nur, weil du selbst nur siehst als Thier.
Des Thieres Seyn ist Kampf, des Menschen Geist ist Frieden;
Sind wir erst Menschen ganz, so ist der Kampf geschieden.

91.
Was heißt dich, wie dich ſelbſt, jedweden Menſchen achten?
Das Menſchenangeſicht! Du darfſt es nur betrachten.
Du ſiehſt dein eigen Bild, und haſt dich ſelbſt entehrt,
Wenn du die Achtung, die es fordert, ihm verwehrt.
Aus jedem Angeſicht blickt menſchliche Vernumft,
Das Gotteslicht, wieauch getruͤbt, gedaͤmpft, verdumft.
Wenn du es nicht erkennſt, ſo liegt die Schuld an dir;
Du ſiehſt das Thier nur, weil du ſelbſt nur ſiehſt als Thier.
Des Thieres Seyn iſt Kampf, des Menſchen Geiſt iſt Frieden;
Sind wir erſt Menſchen ganz, ſo iſt der Kampf geſchieden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0197" n="187"/>
        <div n="2">
          <head>91.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Was heißt dich, wie dich &#x017F;elb&#x017F;t, jedweden Men&#x017F;chen achten?</l><lb/>
              <l>Das Men&#x017F;chenange&#x017F;icht! Du darf&#x017F;t es nur betrachten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Du &#x017F;ieh&#x017F;t dein eigen Bild, und ha&#x017F;t dich &#x017F;elb&#x017F;t entehrt,</l><lb/>
              <l>Wenn du die Achtung, die es fordert, ihm verwehrt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Aus jedem Ange&#x017F;icht blickt men&#x017F;chliche Vernumft,</l><lb/>
              <l>Das Gotteslicht, wieauch getru&#x0364;bt, geda&#x0364;mpft, verdumft.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Wenn du es nicht erkenn&#x017F;t, &#x017F;o liegt die Schuld an dir;</l><lb/>
              <l>Du &#x017F;ieh&#x017F;t das Thier nur, weil du &#x017F;elb&#x017F;t nur &#x017F;ieh&#x017F;t als Thier.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Des Thieres Seyn i&#x017F;t Kampf, des Men&#x017F;chen Gei&#x017F;t i&#x017F;t Frieden;</l><lb/>
              <l>Sind wir er&#x017F;t Men&#x017F;chen ganz, &#x017F;o i&#x017F;t der Kampf ge&#x017F;chieden.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0197] 91. Was heißt dich, wie dich ſelbſt, jedweden Menſchen achten? Das Menſchenangeſicht! Du darfſt es nur betrachten. Du ſiehſt dein eigen Bild, und haſt dich ſelbſt entehrt, Wenn du die Achtung, die es fordert, ihm verwehrt. Aus jedem Angeſicht blickt menſchliche Vernumft, Das Gotteslicht, wieauch getruͤbt, gedaͤmpft, verdumft. Wenn du es nicht erkennſt, ſo liegt die Schuld an dir; Du ſiehſt das Thier nur, weil du ſelbſt nur ſiehſt als Thier. Des Thieres Seyn iſt Kampf, des Menſchen Geiſt iſt Frieden; Sind wir erſt Menſchen ganz, ſo iſt der Kampf geſchieden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/197
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/197>, abgerufen am 28.03.2024.