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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.

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43.
Vom Onyx wird gesagt, daß er, im Ring gefaßt,
Macht einen, der ihn trägt, in jedem Ding gefaßt,
Und, wem ein solcher Stein zur Erbschaft ist gelassen,
In Glück und Unglück ist er jederzeit gelassen.
Wol so gefaßt zu seyn, ist eine schöne Fassung,
Und die Gelassenheit die reichste Hinterlassung.
Doch laß dir deuten recht die Hinterlassenschaft,
Und faß in deinen Sinn der Fassung Wunderkraft!
Der so gefaßte Ring will an der Hand dir reichen
Ein Zeichen, daß dein Herz sich fassen soll desgleichen.
Denn wol zu jeder Frist gefaßt wird seyn ein Mann,
Der nie vergißt, daß er gefaßt seyn soll und kann.
So trag den Stein, und trag das Leben fein gelassen,
Wie der das Leben trug, der dir den Stein gelassen.
Ja sei wie er, der nun, in Grabesrund gefaßt,
Die Welt gelassen hat, gelassen und gefaßt!

43.
Vom Onyx wird geſagt, daß er, im Ring gefaßt,
Macht einen, der ihn traͤgt, in jedem Ding gefaßt,
Und, wem ein ſolcher Stein zur Erbſchaft iſt gelaſſen,
In Gluͤck und Ungluͤck iſt er jederzeit gelaſſen.
Wol ſo gefaßt zu ſeyn, iſt eine ſchoͤne Faſſung,
Und die Gelaſſenheit die reichſte Hinterlaſſung.
Doch laß dir deuten recht die Hinterlaſſenſchaft,
Und faß in deinen Sinn der Faſſung Wunderkraft!
Der ſo gefaßte Ring will an der Hand dir reichen
Ein Zeichen, daß dein Herz ſich faſſen ſoll desgleichen.
Denn wol zu jeder Friſt gefaßt wird ſeyn ein Mann,
Der nie vergißt, daß er gefaßt ſeyn ſoll und kann.
So trag den Stein, und trag das Leben fein gelaſſen,
Wie der das Leben trug, der dir den Stein gelaſſen.
Ja ſei wie er, der nun, in Grabesrund gefaßt,
Die Welt gelaſſen hat, gelaſſen und gefaßt!

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[36/0046] 43. Vom Onyx wird geſagt, daß er, im Ring gefaßt, Macht einen, der ihn traͤgt, in jedem Ding gefaßt, Und, wem ein ſolcher Stein zur Erbſchaft iſt gelaſſen, In Gluͤck und Ungluͤck iſt er jederzeit gelaſſen. Wol ſo gefaßt zu ſeyn, iſt eine ſchoͤne Faſſung, Und die Gelaſſenheit die reichſte Hinterlaſſung. Doch laß dir deuten recht die Hinterlaſſenſchaft, Und faß in deinen Sinn der Faſſung Wunderkraft! Der ſo gefaßte Ring will an der Hand dir reichen Ein Zeichen, daß dein Herz ſich faſſen ſoll desgleichen. Denn wol zu jeder Friſt gefaßt wird ſeyn ein Mann, Der nie vergißt, daß er gefaßt ſeyn ſoll und kann. So trag den Stein, und trag das Leben fein gelaſſen, Wie der das Leben trug, der dir den Stein gelaſſen. Ja ſei wie er, der nun, in Grabesrund gefaßt, Die Welt gelaſſen hat, gelaſſen und gefaßt!

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/46>, abgerufen am 16.04.2024.