Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
3.
Einst wird die Poesie zur Kinderkrankheit werden,
Und nur Filosofie erwachsen sich geberden.
Dann wird der Knab' abthun sein Lust- und Trauerspiel,
Mit Mannesernst dann gehn lusttrauerlos zum Ziel.
Dann wird die Menschheit sich zur höchsten Würd' erheben,
Du aber freue dich die Zeit nicht zu erleben.

4.
In einem Irrthum seh' ich euch befangen alle,
Alsob nichts fest mehr steh' und alles ruhlos walle.
Wol unaufhaltsam geht voran das Weltgeschick,
Und etwas Neues bringt auch jeder Augenblick.
Doch was der eine bringt, das nimmt der andre wieder,
Wie eine Blas' im Strom aufsteigt und sinket nieder.
3.
Einſt wird die Poeſie zur Kinderkrankheit werden,
Und nur Filoſofie erwachſen ſich geberden.
Dann wird der Knab' abthun ſein Luſt- und Trauerſpiel,
Mit Mannesernſt dann gehn luſttrauerlos zum Ziel.
Dann wird die Menſchheit ſich zur hoͤchſten Wuͤrd' erheben,
Du aber freue dich die Zeit nicht zu erleben.

4.
In einem Irrthum ſeh' ich euch befangen alle,
Alsob nichts feſt mehr ſteh' und alles ruhlos walle.
Wol unaufhaltſam geht voran das Weltgeſchick,
Und etwas Neues bringt auch jeder Augenblick.
Doch was der eine bringt, das nimmt der andre wieder,
Wie eine Blaſ' im Strom aufſteigt und ſinket nieder.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0124" n="114"/>
        <div n="2">
          <head>3.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Ein&#x017F;t wird die Poe&#x017F;ie zur Kinderkrankheit werden,</l><lb/>
              <l>Und nur Filo&#x017F;ofie erwach&#x017F;en &#x017F;ich geberden.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Dann wird der Knab' abthun &#x017F;ein Lu&#x017F;t- und Trauer&#x017F;piel,</l><lb/>
              <l>Mit Mannesern&#x017F;t dann gehn lu&#x017F;ttrauerlos zum Ziel.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Dann wird die Men&#x017F;chheit &#x017F;ich zur ho&#x0364;ch&#x017F;ten Wu&#x0364;rd' erheben,</l><lb/>
              <l>Du aber freue dich die Zeit nicht zu erleben.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>4.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>In einem Irrthum &#x017F;eh' ich euch befangen alle,</l><lb/>
              <l>Alsob nichts fe&#x017F;t mehr &#x017F;teh' und alles ruhlos walle.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Wol unaufhalt&#x017F;am geht voran das Weltge&#x017F;chick,</l><lb/>
              <l>Und etwas Neues bringt auch jeder Augenblick.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Doch was der eine bringt, das nimmt der andre wieder,</l><lb/>
              <l>Wie eine Bla&#x017F;' im Strom auf&#x017F;teigt und &#x017F;inket nieder.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0124] 3. Einſt wird die Poeſie zur Kinderkrankheit werden, Und nur Filoſofie erwachſen ſich geberden. Dann wird der Knab' abthun ſein Luſt- und Trauerſpiel, Mit Mannesernſt dann gehn luſttrauerlos zum Ziel. Dann wird die Menſchheit ſich zur hoͤchſten Wuͤrd' erheben, Du aber freue dich die Zeit nicht zu erleben. 4. In einem Irrthum ſeh' ich euch befangen alle, Alsob nichts feſt mehr ſteh' und alles ruhlos walle. Wol unaufhaltſam geht voran das Weltgeſchick, Und etwas Neues bringt auch jeder Augenblick. Doch was der eine bringt, das nimmt der andre wieder, Wie eine Blaſ' im Strom aufſteigt und ſinket nieder.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/124
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/124>, abgerufen am 24.04.2024.