Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
114.
Mein Sehnen strebet vor, und strebet nicht zurück;
Nicht die Vergangenheit, die Zukunft ist mein Glück.
Mein Sehnen strebet vor und eilet mir voraus,
Es schwebet dort empor, und ist schon dort zuhaus.
Es ist schon dort zuhaus, wann ich ihm komme nach,
Dann zeigt es dort mir das, was hier es mir versprach.

115.
Und meinest du daß dich die meisten hören werden,
Die ihres Weges gehn im Staube wie die Herden?
Der Hirte dieser Welt führt sie zu Lust und Leide,
Zur Schlachtbank führt er sie, zuvor zur Sinnenweide.
Laß ihrer blinden Lust sie nachgehn, der zu schwach
Sie sind zu widerstehn, und geh nicht ihnen nach.
Nach geh du jeder Spur, die nur das Auge spürt
Des Geistes, wo der Geist je Geistige geführt.
114.
Mein Sehnen ſtrebet vor, und ſtrebet nicht zuruͤck;
Nicht die Vergangenheit, die Zukunft iſt mein Gluͤck.
Mein Sehnen ſtrebet vor und eilet mir voraus,
Es ſchwebet dort empor, und iſt ſchon dort zuhaus.
Es iſt ſchon dort zuhaus, wann ich ihm komme nach,
Dann zeigt es dort mir das, was hier es mir verſprach.

115.
Und meineſt du daß dich die meiſten hoͤren werden,
Die ihres Weges gehn im Staube wie die Herden?
Der Hirte dieſer Welt fuͤhrt ſie zu Luſt und Leide,
Zur Schlachtbank fuͤhrt er ſie, zuvor zur Sinnenweide.
Laß ihrer blinden Luſt ſie nachgehn, der zu ſchwach
Sie ſind zu widerſtehn, und geh nicht ihnen nach.
Nach geh du jeder Spur, die nur das Auge ſpuͤrt
Des Geiſtes, wo der Geiſt je Geiſtige gefuͤhrt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0218" n="208"/>
        <div n="2">
          <head>114.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Mein Sehnen &#x017F;trebet vor, und &#x017F;trebet nicht zuru&#x0364;ck;</l><lb/>
              <l>Nicht die Vergangenheit, die Zukunft i&#x017F;t mein Glu&#x0364;ck.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Mein Sehnen &#x017F;trebet vor und eilet mir voraus,</l><lb/>
              <l>Es &#x017F;chwebet dort empor, und i&#x017F;t &#x017F;chon dort zuhaus.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Es i&#x017F;t &#x017F;chon dort zuhaus, wann ich ihm komme nach,</l><lb/>
              <l>Dann zeigt es dort mir das, was hier es mir ver&#x017F;prach.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>115.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Und meine&#x017F;t du daß dich die mei&#x017F;ten ho&#x0364;ren werden,</l><lb/>
              <l>Die ihres Weges gehn im Staube wie die Herden?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Der Hirte die&#x017F;er Welt fu&#x0364;hrt &#x017F;ie zu Lu&#x017F;t und Leide,</l><lb/>
              <l>Zur Schlachtbank fu&#x0364;hrt er &#x017F;ie, zuvor zur Sinnenweide.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Laß ihrer blinden Lu&#x017F;t &#x017F;ie nachgehn, der zu &#x017F;chwach</l><lb/>
              <l>Sie &#x017F;ind zu wider&#x017F;tehn, und geh nicht ihnen nach.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Nach geh du jeder Spur, die nur das Auge &#x017F;pu&#x0364;rt</l><lb/>
              <l>Des Gei&#x017F;tes, wo der Gei&#x017F;t je Gei&#x017F;tige gefu&#x0364;hrt.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0218] 114. Mein Sehnen ſtrebet vor, und ſtrebet nicht zuruͤck; Nicht die Vergangenheit, die Zukunft iſt mein Gluͤck. Mein Sehnen ſtrebet vor und eilet mir voraus, Es ſchwebet dort empor, und iſt ſchon dort zuhaus. Es iſt ſchon dort zuhaus, wann ich ihm komme nach, Dann zeigt es dort mir das, was hier es mir verſprach. 115. Und meineſt du daß dich die meiſten hoͤren werden, Die ihres Weges gehn im Staube wie die Herden? Der Hirte dieſer Welt fuͤhrt ſie zu Luſt und Leide, Zur Schlachtbank fuͤhrt er ſie, zuvor zur Sinnenweide. Laß ihrer blinden Luſt ſie nachgehn, der zu ſchwach Sie ſind zu widerſtehn, und geh nicht ihnen nach. Nach geh du jeder Spur, die nur das Auge ſpuͤrt Des Geiſtes, wo der Geiſt je Geiſtige gefuͤhrt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/218
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/218>, abgerufen am 19.04.2024.