Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
1.
Gar manches sagt nicht rein brahman'sches der Brahman;
Sei es rein menschlich nur, so nehmen wir es an.
Doch dieses, was aus gar zu fremden Augen schaut,
Hat ein europischer Bekannter ihm vertraut.

2.
Erbauen läßt sich nicht, so daß sie steht und hält,
Aus epikurischen Atomen eine Welt.
Aus Sonnenstäubchen ist die Sonne nicht entstanden;
Die Stäubchen sind nur, weil die Sonne scheint, vorhanden.
Viel ehr gefallen mir Leibnitzische Monaden,
Die eine Urmonad' unsichtbar hält am Faden;
Ein Sphärenwirbel von beseelten Einzelheiten,
Wie aus Bruchstücken hier sich will ein Lied bereiten.

Rückert, Lehrgedicht IV. 12
1.
Gar manches ſagt nicht rein brahman'ſches der Brahman;
Sei es rein menſchlich nur, ſo nehmen wir es an.
Doch dieſes, was aus gar zu fremden Augen ſchaut,
Hat ein europiſcher Bekannter ihm vertraut.

2.
Erbauen laͤßt ſich nicht, ſo daß ſie ſteht und haͤlt,
Aus epikuriſchen Atomen eine Welt.
Aus Sonnenſtaͤubchen iſt die Sonne nicht entſtanden;
Die Staͤubchen ſind nur, weil die Sonne ſcheint, vorhanden.
Viel ehr gefallen mir Leibnitziſche Monaden,
Die eine Urmonad' unſichtbar haͤlt am Faden;
Ein Sphaͤrenwirbel von beſeelten Einzelheiten,
Wie aus Bruchſtuͤcken hier ſich will ein Lied bereiten.

Ruͤckert, Lehrgedicht IV. 12
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0275" n="[265]"/>
        <div n="2">
          <head>1.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">G</hi>ar manches &#x017F;agt nicht rein brahman'&#x017F;ches der Brahman;</l><lb/>
              <l>Sei es rein men&#x017F;chlich nur, &#x017F;o nehmen wir es an.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Doch die&#x017F;es, was aus gar zu fremden Augen &#x017F;chaut,</l><lb/>
              <l>Hat ein europi&#x017F;cher Bekannter ihm vertraut.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>2.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Erbauen la&#x0364;ßt &#x017F;ich nicht, &#x017F;o daß &#x017F;ie &#x017F;teht und ha&#x0364;lt,</l><lb/>
              <l>Aus epikuri&#x017F;chen Atomen eine Welt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Aus Sonnen&#x017F;ta&#x0364;ubchen i&#x017F;t die Sonne nicht ent&#x017F;tanden;</l><lb/>
              <l>Die Sta&#x0364;ubchen &#x017F;ind nur, weil die Sonne &#x017F;cheint, vorhanden.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Viel ehr gefallen mir Leibnitzi&#x017F;che Monaden,</l><lb/>
              <l>Die eine Urmonad' un&#x017F;ichtbar ha&#x0364;lt am Faden;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Ein Spha&#x0364;renwirbel von be&#x017F;eelten Einzelheiten,</l><lb/>
              <l>Wie aus Bruch&#x017F;tu&#x0364;cken hier &#x017F;ich will ein Lied bereiten.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Ru&#x0364;ckert</hi>, Lehrgedicht IV. 12</fw>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[265]/0275] 1. Gar manches ſagt nicht rein brahman'ſches der Brahman; Sei es rein menſchlich nur, ſo nehmen wir es an. Doch dieſes, was aus gar zu fremden Augen ſchaut, Hat ein europiſcher Bekannter ihm vertraut. 2. Erbauen laͤßt ſich nicht, ſo daß ſie ſteht und haͤlt, Aus epikuriſchen Atomen eine Welt. Aus Sonnenſtaͤubchen iſt die Sonne nicht entſtanden; Die Staͤubchen ſind nur, weil die Sonne ſcheint, vorhanden. Viel ehr gefallen mir Leibnitziſche Monaden, Die eine Urmonad' unſichtbar haͤlt am Faden; Ein Sphaͤrenwirbel von beſeelten Einzelheiten, Wie aus Bruchſtuͤcken hier ſich will ein Lied bereiten. Ruͤckert, Lehrgedicht IV. 12

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/275
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. [265]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/275>, abgerufen am 25.04.2024.