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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

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29.
Die Heerde weidet und der Hirte weidet sie;
Wie eins ist Heerd' und Hirt, wer unterscheidet sie?
Er blickt, alsob er sie mit seinen Augen weide,
Und daß sie weiden, das ist seine Augenweide.
Die stille Hürde dort steht am bekannten Ort,
Da ist des Hirten Herd, und seiner Horden Hort.
Dann wird er scheren sie im Sommer, wenn sie wollen;
Und ihm bescheren sie die überflüss'gen Wollen.
Wie eines Wehr und Werth dem andern so gewährt,
O wenn ihr, Herr und Heer, wie Hirt und Heerde wärt!

29.
Die Heerde weidet und der Hirte weidet ſie;
Wie eins iſt Heerd' und Hirt, wer unterſcheidet ſie?
Er blickt, alsob er ſie mit ſeinen Augen weide,
Und daß ſie weiden, das iſt ſeine Augenweide.
Die ſtille Huͤrde dort ſteht am bekannten Ort,
Da iſt des Hirten Herd, und ſeiner Horden Hort.
Dann wird er ſcheren ſie im Sommer, wenn ſie wollen;
Und ihm beſcheren ſie die uͤberfluͤſſ'gen Wollen.
Wie eines Wehr und Werth dem andern ſo gewaͤhrt,
O wenn ihr, Herr und Heer, wie Hirt und Heerde waͤrt!

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[284/0294] 29. Die Heerde weidet und der Hirte weidet ſie; Wie eins iſt Heerd' und Hirt, wer unterſcheidet ſie? Er blickt, alsob er ſie mit ſeinen Augen weide, Und daß ſie weiden, das iſt ſeine Augenweide. Die ſtille Huͤrde dort ſteht am bekannten Ort, Da iſt des Hirten Herd, und ſeiner Horden Hort. Dann wird er ſcheren ſie im Sommer, wenn ſie wollen; Und ihm beſcheren ſie die uͤberfluͤſſ'gen Wollen. Wie eines Wehr und Werth dem andern ſo gewaͤhrt, O wenn ihr, Herr und Heer, wie Hirt und Heerde waͤrt!

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/294>, abgerufen am 20.04.2024.