Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
45.
Ich will nicht wohnen an der Wasserfälle Brausen,
Noch wohnen an der schneebedeckten Berge Grausen.
Das Alles will ich im Vorübergehn besehn,
Doch meine Wohnung soll in stillen Schatten stehn.
Denn wol die Seele schwellt Erhabenheit mit Schauer,
Doch Anmuth nur gefällt und freut auf längre Dauer.

46.
Du kannst nicht äußerlich die ganze Welt umfassen,
An innrer Ganzheit mußt du dir genügen lassen.
Die Welt ist überal ein ganzer Gottesglanz,
Wo sie der Liebe Stral verschlingt um dich zum Glanz.
Da ist das Kleine groß, und nicht das Große bloß,
Da siehst du Groß und Klein die Welt in Gottes Schooß.

45.
Ich will nicht wohnen an der Waſſerfaͤlle Brauſen,
Noch wohnen an der ſchneebedeckten Berge Grauſen.
Das Alles will ich im Voruͤbergehn beſehn,
Doch meine Wohnung ſoll in ſtillen Schatten ſtehn.
Denn wol die Seele ſchwellt Erhabenheit mit Schauer,
Doch Anmuth nur gefaͤllt und freut auf laͤngre Dauer.

46.
Du kannſt nicht aͤußerlich die ganze Welt umfaſſen,
An innrer Ganzheit mußt du dir genuͤgen laſſen.
Die Welt iſt uͤberal ein ganzer Gottesglanz,
Wo ſie der Liebe Stral verſchlingt um dich zum Glanz.
Da iſt das Kleine groß, und nicht das Große bloß,
Da ſiehſt du Groß und Klein die Welt in Gottes Schooß.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0346" n="336"/>
        <div n="2">
          <head>45.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Ich will nicht wohnen an der Wa&#x017F;&#x017F;erfa&#x0364;lle Brau&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Noch wohnen an der &#x017F;chneebedeckten Berge Grau&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Das Alles will ich im Voru&#x0364;bergehn be&#x017F;ehn,</l><lb/>
              <l>Doch meine Wohnung &#x017F;oll in &#x017F;tillen Schatten &#x017F;tehn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Denn wol die Seele &#x017F;chwellt Erhabenheit mit Schauer,</l><lb/>
              <l>Doch Anmuth nur gefa&#x0364;llt und freut auf la&#x0364;ngre Dauer.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>46.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Du kann&#x017F;t nicht a&#x0364;ußerlich die ganze Welt umfa&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>An innrer Ganzheit mußt du dir genu&#x0364;gen la&#x017F;&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Die Welt i&#x017F;t u&#x0364;beral ein ganzer Gottesglanz,</l><lb/>
              <l>Wo &#x017F;ie der Liebe Stral ver&#x017F;chlingt um dich zum Glanz.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Da i&#x017F;t das Kleine groß, und nicht das Große bloß,</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;ieh&#x017F;t du Groß und Klein die Welt in Gottes Schooß.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[336/0346] 45. Ich will nicht wohnen an der Waſſerfaͤlle Brauſen, Noch wohnen an der ſchneebedeckten Berge Grauſen. Das Alles will ich im Voruͤbergehn beſehn, Doch meine Wohnung ſoll in ſtillen Schatten ſtehn. Denn wol die Seele ſchwellt Erhabenheit mit Schauer, Doch Anmuth nur gefaͤllt und freut auf laͤngre Dauer. 46. Du kannſt nicht aͤußerlich die ganze Welt umfaſſen, An innrer Ganzheit mußt du dir genuͤgen laſſen. Die Welt iſt uͤberal ein ganzer Gottesglanz, Wo ſie der Liebe Stral verſchlingt um dich zum Glanz. Da iſt das Kleine groß, und nicht das Große bloß, Da ſiehſt du Groß und Klein die Welt in Gottes Schooß.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/346
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/346>, abgerufen am 19.04.2024.