Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
29.
Ein Gottesbild am Weg; andächtig hin wird treten
Der Wanderer, und eh er weiter wandert, beten.
Ein zweites Bild, er wird auch Andacht ihm bezeugen!
Ein drittes, und er wird villeicht ein Knie noch beugen.
Ein viertes, und er wird das Haupt noch flüchtig bücken;
Ein fünftes, und er wird den Hut nachlässig rücken.
Und wenn ihr immer mehr und immer wieder kehrt,
Geht er zuletzt vorbei, und läßt euch ungeehrt.

30.
Dir wünsch' ich, Wanderer des Weges und des Lebens,
Befriedigung der Lust, und Lust des Weiterstrebens,
Den Himmel blau und rein, die Lüfte gleichgewägt,
Und soviel Sonnenschein als nur dein Aug' erträgt,
Und soviel Regen nur, daß über Nacht erlischt
Der Staub, und Wald und Flur dir lächelt neu erfrischt.

29.
Ein Gottesbild am Weg; andaͤchtig hin wird treten
Der Wanderer, und eh er weiter wandert, beten.
Ein zweites Bild, er wird auch Andacht ihm bezeugen!
Ein drittes, und er wird villeicht ein Knie noch beugen.
Ein viertes, und er wird das Haupt noch fluͤchtig buͤcken;
Ein fuͤnftes, und er wird den Hut nachlaͤſſig ruͤcken.
Und wenn ihr immer mehr und immer wieder kehrt,
Geht er zuletzt vorbei, und laͤßt euch ungeehrt.

30.
Dir wuͤnſch' ich, Wanderer des Weges und des Lebens,
Befriedigung der Luſt, und Luſt des Weiterſtrebens,
Den Himmel blau und rein, die Luͤfte gleichgewaͤgt,
Und ſoviel Sonnenſchein als nur dein Aug' ertraͤgt,
Und ſoviel Regen nur, daß uͤber Nacht erliſcht
Der Staub, und Wald und Flur dir laͤchelt neu erfriſcht.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0338" n="328"/>
        <div n="2">
          <head>29.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Ein Gottesbild am Weg; anda&#x0364;chtig hin wird treten</l><lb/>
              <l>Der Wanderer, und eh er weiter wandert, beten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Ein zweites Bild, er wird auch Andacht ihm bezeugen!</l><lb/>
              <l>Ein drittes, und er wird villeicht ein Knie noch beugen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Ein viertes, und er wird das Haupt noch flu&#x0364;chtig bu&#x0364;cken;</l><lb/>
              <l>Ein fu&#x0364;nftes, und er wird den Hut nachla&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig ru&#x0364;cken.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Und wenn ihr immer mehr und immer wieder kehrt,</l><lb/>
              <l>Geht er zuletzt vorbei, und la&#x0364;ßt euch ungeehrt.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>30.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Dir wu&#x0364;n&#x017F;ch' ich, Wanderer des Weges und des Lebens,</l><lb/>
              <l>Befriedigung der Lu&#x017F;t, und Lu&#x017F;t des Weiter&#x017F;trebens,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Den Himmel blau und rein, die Lu&#x0364;fte gleichgewa&#x0364;gt,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;oviel Sonnen&#x017F;chein als nur dein Aug' ertra&#x0364;gt,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Und &#x017F;oviel Regen nur, daß u&#x0364;ber Nacht erli&#x017F;cht</l><lb/>
              <l>Der Staub, und Wald und Flur dir la&#x0364;chelt neu erfri&#x017F;cht.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[328/0338] 29. Ein Gottesbild am Weg; andaͤchtig hin wird treten Der Wanderer, und eh er weiter wandert, beten. Ein zweites Bild, er wird auch Andacht ihm bezeugen! Ein drittes, und er wird villeicht ein Knie noch beugen. Ein viertes, und er wird das Haupt noch fluͤchtig buͤcken; Ein fuͤnftes, und er wird den Hut nachlaͤſſig ruͤcken. Und wenn ihr immer mehr und immer wieder kehrt, Geht er zuletzt vorbei, und laͤßt euch ungeehrt. 30. Dir wuͤnſch' ich, Wanderer des Weges und des Lebens, Befriedigung der Luſt, und Luſt des Weiterſtrebens, Den Himmel blau und rein, die Luͤfte gleichgewaͤgt, Und ſoviel Sonnenſchein als nur dein Aug' ertraͤgt, Und ſoviel Regen nur, daß uͤber Nacht erliſcht Der Staub, und Wald und Flur dir laͤchelt neu erfriſcht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/338
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/338>, abgerufen am 16.04.2024.