Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
43.
Befriedigung alswie im kleinsten Sinngedichte
Ist nicht im weitesten Gebiete der Geschichte.
Denn der Geschichte fehlt der Gegenwart Begränzung,
Die ganze Zukunft ist gefordert als Ergänzung.
Und im Gedichte nur, wenn es ist rechter Art,
Ist wie in der Natur vollkommne Gegenwart.

44.
Wo hört die Heimat auf, und fängt die Fremde an?
Es liegt daran, wie weit das Herz ist aufgethan.
Ein enges Herz, das sich verstockt im Winkel hat,
Es findet fremdes Land drei Finger von der Stadt;
Ein weites aber hat das Fernste sein genannt,
Alswie vom Himmel wird die blühnde Welt umspannt.

43.
Befriedigung alswie im kleinſten Sinngedichte
Iſt nicht im weiteſten Gebiete der Geſchichte.
Denn der Geſchichte fehlt der Gegenwart Begraͤnzung,
Die ganze Zukunft iſt gefordert als Ergaͤnzung.
Und im Gedichte nur, wenn es iſt rechter Art,
Iſt wie in der Natur vollkommne Gegenwart.

44.
Wo hoͤrt die Heimat auf, und faͤngt die Fremde an?
Es liegt daran, wie weit das Herz iſt aufgethan.
Ein enges Herz, das ſich verſtockt im Winkel hat,
Es findet fremdes Land drei Finger von der Stadt;
Ein weites aber hat das Fernſte ſein genannt,
Alswie vom Himmel wird die bluͤhnde Welt umſpannt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0267" n="257"/>
        <div n="2">
          <head>43.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Befriedigung alswie im klein&#x017F;ten Sinngedichte</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t nicht im weite&#x017F;ten Gebiete der Ge&#x017F;chichte.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Denn der Ge&#x017F;chichte fehlt der Gegenwart Begra&#x0364;nzung,</l><lb/>
              <l>Die ganze Zukunft i&#x017F;t gefordert als Erga&#x0364;nzung.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Und im Gedichte nur, wenn es i&#x017F;t rechter Art,</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t wie in der Natur vollkommne Gegenwart.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>44.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Wo ho&#x0364;rt die Heimat auf, und fa&#x0364;ngt die Fremde an?</l><lb/>
              <l>Es liegt daran, wie weit das Herz i&#x017F;t aufgethan.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Ein enges Herz, das &#x017F;ich ver&#x017F;tockt im Winkel hat,</l><lb/>
              <l>Es findet fremdes Land drei Finger von der Stadt;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Ein weites aber hat das Fern&#x017F;te &#x017F;ein genannt,</l><lb/>
              <l>Alswie vom Himmel wird die blu&#x0364;hnde Welt um&#x017F;pannt.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0267] 43. Befriedigung alswie im kleinſten Sinngedichte Iſt nicht im weiteſten Gebiete der Geſchichte. Denn der Geſchichte fehlt der Gegenwart Begraͤnzung, Die ganze Zukunft iſt gefordert als Ergaͤnzung. Und im Gedichte nur, wenn es iſt rechter Art, Iſt wie in der Natur vollkommne Gegenwart. 44. Wo hoͤrt die Heimat auf, und faͤngt die Fremde an? Es liegt daran, wie weit das Herz iſt aufgethan. Ein enges Herz, das ſich verſtockt im Winkel hat, Es findet fremdes Land drei Finger von der Stadt; Ein weites aber hat das Fernſte ſein genannt, Alswie vom Himmel wird die bluͤhnde Welt umſpannt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/267
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/267>, abgerufen am 28.03.2024.