Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
Doch grade daß bestellt die eigne richtig sei,
In jene fremden trägt dazu der Ausblick bei.
Du kannst Mondsonnenlauf, der ewig wechselnd geht,
An Etwas messen nur, das unbeweglich steht.
Als Wendepunkte stehn dazu die Himmelsterne,
Daß man daran den Gang des Erdhaushaltes lerne.
Aufs Große muß man sehn, um sich zu freun am Kleinen;
Das Einzelne wird nur erkannt am Allgemeinen.

88.
Wenn zwei zu gleicher Zeit, der hier aus flachem Thal,
Der dort vom höchsten Thurm, sehn eines Sternes Stral;
Wird jener niedriger deswegen etwa sehn,
Und höher dieser hier den Stern am Himmel stehn?
Nein, gleichhoch setzen ihn die beiden, und empfinden,
Daß Erdabstände vorm Unendlichen verschwinden.

Doch grade daß beſtellt die eigne richtig ſei,
In jene fremden traͤgt dazu der Ausblick bei.
Du kannſt Mondſonnenlauf, der ewig wechſelnd geht,
An Etwas meſſen nur, das unbeweglich ſteht.
Als Wendepunkte ſtehn dazu die Himmelſterne,
Daß man daran den Gang des Erdhaushaltes lerne.
Aufs Große muß man ſehn, um ſich zu freun am Kleinen;
Das Einzelne wird nur erkannt am Allgemeinen.

88.
Wenn zwei zu gleicher Zeit, der hier aus flachem Thal,
Der dort vom hoͤchſten Thurm, ſehn eines Sternes Stral;
Wird jener niedriger deswegen etwa ſehn,
Und hoͤher dieſer hier den Stern am Himmel ſtehn?
Nein, gleichhoch ſetzen ihn die beiden, und empfinden,
Daß Erdabſtaͤnde vorm Unendlichen verſchwinden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0177" n="167"/>
            </l>
            <lg n="5">
              <l>Doch grade daß be&#x017F;tellt die eigne richtig &#x017F;ei,</l><lb/>
              <l>In jene fremden tra&#x0364;gt dazu der Ausblick bei.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Du kann&#x017F;t Mond&#x017F;onnenlauf, der ewig wech&#x017F;elnd geht,</l><lb/>
              <l>An Etwas me&#x017F;&#x017F;en nur, das unbeweglich &#x017F;teht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Als Wendepunkte &#x017F;tehn dazu die Himmel&#x017F;terne,</l><lb/>
              <l>Daß man daran den Gang des Erdhaushaltes lerne.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Aufs Große muß man &#x017F;ehn, um &#x017F;ich zu freun am Kleinen;</l><lb/>
              <l>Das Einzelne wird nur erkannt am Allgemeinen.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>88.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Wenn zwei zu gleicher Zeit, der hier aus flachem Thal,</l><lb/>
              <l>Der dort vom ho&#x0364;ch&#x017F;ten Thurm, &#x017F;ehn eines Sternes Stral;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Wird jener niedriger deswegen etwa &#x017F;ehn,</l><lb/>
              <l>Und ho&#x0364;her die&#x017F;er hier den Stern am Himmel &#x017F;tehn?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Nein, gleichhoch &#x017F;etzen ihn die beiden, und empfinden,</l><lb/>
              <l>Daß Erdab&#x017F;ta&#x0364;nde vorm Unendlichen ver&#x017F;chwinden.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0177] Doch grade daß beſtellt die eigne richtig ſei, In jene fremden traͤgt dazu der Ausblick bei. Du kannſt Mondſonnenlauf, der ewig wechſelnd geht, An Etwas meſſen nur, das unbeweglich ſteht. Als Wendepunkte ſtehn dazu die Himmelſterne, Daß man daran den Gang des Erdhaushaltes lerne. Aufs Große muß man ſehn, um ſich zu freun am Kleinen; Das Einzelne wird nur erkannt am Allgemeinen. 88. Wenn zwei zu gleicher Zeit, der hier aus flachem Thal, Der dort vom hoͤchſten Thurm, ſehn eines Sternes Stral; Wird jener niedriger deswegen etwa ſehn, Und hoͤher dieſer hier den Stern am Himmel ſtehn? Nein, gleichhoch ſetzen ihn die beiden, und empfinden, Daß Erdabſtaͤnde vorm Unendlichen verſchwinden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/177
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/177>, abgerufen am 29.03.2024.