Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
17.
Du sprichst: "Gar mancherlei Verdruß that man mir an;
Sollt' ich nicht andern thun, wie sie mir auch gethan?"
Im Gegentheil! weil dich verdroß, was man dir that;
Thu nicht, was andre muß verdrießen: ist mein Rath.

18.
Den Stein zum Anstoß leg' auf keines Bruders Wegen,
Und geh dem aus dem Weg, den sie in Weg dir legen.
Vermeide rücksichtsvoll, was andre ärgern kann;
Und was dich ärgern soll, ärgre dich nicht daran!

19.
Den Gegner setze nicht herab, dem vorgezogen
Du hoffest einst zu seyn, wenn dir das Glück gewogen.
Wenn über ihm den Platz sie dir erkennen zu,
Je höher selbst er stand, je höher stehest du.

17.
Du ſprichſt: „Gar mancherlei Verdruß that man mir an;
Sollt' ich nicht andern thun, wie ſie mir auch gethan?“
Im Gegentheil! weil dich verdroß, was man dir that;
Thu nicht, was andre muß verdrießen: iſt mein Rath.

18.
Den Stein zum Anſtoß leg' auf keines Bruders Wegen,
Und geh dem aus dem Weg, den ſie in Weg dir legen.
Vermeide ruͤckſichtsvoll, was andre aͤrgern kann;
Und was dich aͤrgern ſoll, aͤrgre dich nicht daran!

19.
Den Gegner ſetze nicht herab, dem vorgezogen
Du hoffeſt einſt zu ſeyn, wenn dir das Gluͤck gewogen.
Wenn uͤber ihm den Platz ſie dir erkennen zu,
Je hoͤher ſelbſt er ſtand, je hoͤher ſteheſt du.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0198" n="188"/>
        <div n="2">
          <head>17.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Du &#x017F;prich&#x017F;t: &#x201E;Gar mancherlei Verdruß that man mir an;</l><lb/>
              <l>Sollt' ich nicht andern thun, wie &#x017F;ie mir auch gethan?&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Im Gegentheil! weil dich verdroß, was man dir that;</l><lb/>
              <l>Thu nicht, was andre muß verdrießen: i&#x017F;t mein Rath.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>18.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Den Stein zum An&#x017F;toß leg' auf keines Bruders Wegen,</l><lb/>
              <l>Und geh dem aus dem Weg, den &#x017F;ie in Weg dir legen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Vermeide ru&#x0364;ck&#x017F;ichtsvoll, was andre a&#x0364;rgern kann;</l><lb/>
              <l>Und was dich a&#x0364;rgern &#x017F;oll, a&#x0364;rgre dich nicht daran!</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>19.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Den Gegner &#x017F;etze nicht herab, dem vorgezogen</l><lb/>
              <l>Du hoffe&#x017F;t ein&#x017F;t zu &#x017F;eyn, wenn dir das Glu&#x0364;ck gewogen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Wenn u&#x0364;ber ihm den Platz &#x017F;ie dir erkennen zu,</l><lb/>
              <l>Je ho&#x0364;her &#x017F;elb&#x017F;t er &#x017F;tand, je ho&#x0364;her &#x017F;tehe&#x017F;t du.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0198] 17. Du ſprichſt: „Gar mancherlei Verdruß that man mir an; Sollt' ich nicht andern thun, wie ſie mir auch gethan?“ Im Gegentheil! weil dich verdroß, was man dir that; Thu nicht, was andre muß verdrießen: iſt mein Rath. 18. Den Stein zum Anſtoß leg' auf keines Bruders Wegen, Und geh dem aus dem Weg, den ſie in Weg dir legen. Vermeide ruͤckſichtsvoll, was andre aͤrgern kann; Und was dich aͤrgern ſoll, aͤrgre dich nicht daran! 19. Den Gegner ſetze nicht herab, dem vorgezogen Du hoffeſt einſt zu ſeyn, wenn dir das Gluͤck gewogen. Wenn uͤber ihm den Platz ſie dir erkennen zu, Je hoͤher ſelbſt er ſtand, je hoͤher ſteheſt du.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/198
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/198>, abgerufen am 28.03.2024.