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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

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69.
Von zweien Welten will die wahre jede seyn,
Und wirft der andern vor, sie sei ein leerer Schein.
Wenn du die Wirklichkeit als wirklich anerkennst,
So ist das Ideal dagegen ein Gespenst.
Doch wenn mit ew'gem Stral dich trifft das Ideal,
Ist das Vergängliche dagegen dumpf und kahl.
Nicht wenn das eine durch das andre du verneinst,
Du bist beglückt, wenn du die beiden schön vereinst;
Wenn Geistiges für dich Gestalt und Leib annimmt,
Und im Vergänglichen der ew'ge Funke glimmt.

69.
Von zweien Welten will die wahre jede ſeyn,
Und wirft der andern vor, ſie ſei ein leerer Schein.
Wenn du die Wirklichkeit als wirklich anerkennſt,
So iſt das Ideal dagegen ein Geſpenſt.
Doch wenn mit ew'gem Stral dich trifft das Ideal,
Iſt das Vergaͤngliche dagegen dumpf und kahl.
Nicht wenn das eine durch das andre du verneinſt,
Du biſt begluͤckt, wenn du die beiden ſchoͤn vereinſt;
Wenn Geiſtiges fuͤr dich Geſtalt und Leib annimmt,
Und im Vergaͤnglichen der ew'ge Funke glimmt.

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[224/0234] 69. Von zweien Welten will die wahre jede ſeyn, Und wirft der andern vor, ſie ſei ein leerer Schein. Wenn du die Wirklichkeit als wirklich anerkennſt, So iſt das Ideal dagegen ein Geſpenſt. Doch wenn mit ew'gem Stral dich trifft das Ideal, Iſt das Vergaͤngliche dagegen dumpf und kahl. Nicht wenn das eine durch das andre du verneinſt, Du biſt begluͤckt, wenn du die beiden ſchoͤn vereinſt; Wenn Geiſtiges fuͤr dich Geſtalt und Leib annimmt, Und im Vergaͤnglichen der ew'ge Funke glimmt.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/234>, abgerufen am 18.04.2024.