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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. Beygabe zu Bd. 1. Hamburg, 1827.

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werden könne; auch wüßte ich nicht, zu welchem Zwecke,
da ich überhaupt nur zeigen wollen, wie nöthigenfalls
auch unabhängig von der Schönheit, oder Unschönheit der
Aufgabe im Kunstwerke Schönheiten entwickelt werden kön-
nen, welche das Kunstwerk selbst, und nicht, wie
Rec. (Col. 492.) zu deuten scheint, dessen Gegenstand,
zu einem schönen Dinge machen.

Ich würde glauben, daß Rec. diese Bestimmung, welche
ich keinesweges anzudeuten versäumt hatte, eben nur habe
übersehen wollen, wenn es sich nicht zeigte, daß eine gänz-
liche Verschiedenheit des Standpunctes, wie selbst der Ter-
minologie und des Gebrauches uns beyden übrigens gemein-
schaftlicher Wörter, hier, wie an anderen Stellen das Ver-
ständniß und die gegenseitige Annäherung so gut als unmög-
lich machen. Während ich selbst eben nur darauf ausging,
zu finden, was die Kunst, welche ich eigensinnig liebe, nur
irgend in ihrer Entwickelung hemmen, oder fördern kann,
begnügte sich der Recensent mit Allgemeinheiten, welche zwar
an sich selbst ihren Werth haben, doch nicht so geradehin in
Anwendung zu bringen sind. Auf einer solchen Allgemein-
heit gründet ders. seinen letzten, wie es ihm scheint, unwider-
leglichen Einwurf gegen oben in der Kürze wiederholte, doch
von ihm, wie wir eben gesehn, durchaus mißdeutete Darle-
gung. Dieser Einwurf lautet, in den Worten des Recen-
senten (s. Col. 492. unten): "Das nun, wovon die
Darstellung ein Ebenbild ist (das Darstellen
,
sagt Rec. um einige Zeilen früher, ist ja nichts ande-
res, als das Hervorbringen eines Ebenbildes),
muß schön seyn, wenn der Darstellung selbst das
Prädicat schön beigelegt werden soll: denn das
Object und dessen Darstellung sind nothwendig

werden koͤnne; auch wuͤßte ich nicht, zu welchem Zwecke,
da ich uͤberhaupt nur zeigen wollen, wie noͤthigenfalls
auch unabhaͤngig von der Schoͤnheit, oder Unſchoͤnheit der
Aufgabe im Kunſtwerke Schoͤnheiten entwickelt werden koͤn-
nen, welche das Kunſtwerk ſelbſt, und nicht, wie
Rec. (Col. 492.) zu deuten ſcheint, deſſen Gegenſtand,
zu einem ſchoͤnen Dinge machen.

Ich wuͤrde glauben, daß Rec. dieſe Beſtimmung, welche
ich keinesweges anzudeuten verſaͤumt hatte, eben nur habe
uͤberſehen wollen, wenn es ſich nicht zeigte, daß eine gaͤnz-
liche Verſchiedenheit des Standpunctes, wie ſelbſt der Ter-
minologie und des Gebrauches uns beyden uͤbrigens gemein-
ſchaftlicher Woͤrter, hier, wie an anderen Stellen das Ver-
ſtaͤndniß und die gegenſeitige Annaͤherung ſo gut als unmoͤg-
lich machen. Waͤhrend ich ſelbſt eben nur darauf ausging,
zu finden, was die Kunſt, welche ich eigenſinnig liebe, nur
irgend in ihrer Entwickelung hemmen, oder foͤrdern kann,
begnuͤgte ſich der Recenſent mit Allgemeinheiten, welche zwar
an ſich ſelbſt ihren Werth haben, doch nicht ſo geradehin in
Anwendung zu bringen ſind. Auf einer ſolchen Allgemein-
heit gruͤndet derſ. ſeinen letzten, wie es ihm ſcheint, unwider-
leglichen Einwurf gegen oben in der Kuͤrze wiederholte, doch
von ihm, wie wir eben geſehn, durchaus mißdeutete Darle-
gung. Dieſer Einwurf lautet, in den Worten des Recen-
ſenten (ſ. Col. 492. unten): »Das nun, wovon die
Darſtellung ein Ebenbild iſt (das Darſtellen
,
ſagt Rec. um einige Zeilen fruͤher, iſt ja nichts ande-
res, als das Hervorbringen eines Ebenbildes),
muß ſchoͤn ſeyn, wenn der Darſtellung ſelbſt das
Praͤdicat ſchoͤn beigelegt werden ſoll: denn das
Object und deſſen Darſtellung ſind nothwendig

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[16/0022] werden koͤnne; auch wuͤßte ich nicht, zu welchem Zwecke, da ich uͤberhaupt nur zeigen wollen, wie noͤthigenfalls auch unabhaͤngig von der Schoͤnheit, oder Unſchoͤnheit der Aufgabe im Kunſtwerke Schoͤnheiten entwickelt werden koͤn- nen, welche das Kunſtwerk ſelbſt, und nicht, wie Rec. (Col. 492.) zu deuten ſcheint, deſſen Gegenſtand, zu einem ſchoͤnen Dinge machen. Ich wuͤrde glauben, daß Rec. dieſe Beſtimmung, welche ich keinesweges anzudeuten verſaͤumt hatte, eben nur habe uͤberſehen wollen, wenn es ſich nicht zeigte, daß eine gaͤnz- liche Verſchiedenheit des Standpunctes, wie ſelbſt der Ter- minologie und des Gebrauches uns beyden uͤbrigens gemein- ſchaftlicher Woͤrter, hier, wie an anderen Stellen das Ver- ſtaͤndniß und die gegenſeitige Annaͤherung ſo gut als unmoͤg- lich machen. Waͤhrend ich ſelbſt eben nur darauf ausging, zu finden, was die Kunſt, welche ich eigenſinnig liebe, nur irgend in ihrer Entwickelung hemmen, oder foͤrdern kann, begnuͤgte ſich der Recenſent mit Allgemeinheiten, welche zwar an ſich ſelbſt ihren Werth haben, doch nicht ſo geradehin in Anwendung zu bringen ſind. Auf einer ſolchen Allgemein- heit gruͤndet derſ. ſeinen letzten, wie es ihm ſcheint, unwider- leglichen Einwurf gegen oben in der Kuͤrze wiederholte, doch von ihm, wie wir eben geſehn, durchaus mißdeutete Darle- gung. Dieſer Einwurf lautet, in den Worten des Recen- ſenten (ſ. Col. 492. unten): »Das nun, wovon die Darſtellung ein Ebenbild iſt (das Darſtellen, ſagt Rec. um einige Zeilen fruͤher, iſt ja nichts ande- res, als das Hervorbringen eines Ebenbildes), muß ſchoͤn ſeyn, wenn der Darſtellung ſelbſt das Praͤdicat ſchoͤn beigelegt werden ſoll: denn das Object und deſſen Darſtellung ſind nothwendig

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. Beygabe zu Bd. 1. Hamburg, 1827, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01beygabe_1827/22>, abgerufen am 28.03.2024.