Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Allein der Plan der Kirche ist, mit Ausnahme des erwähnten
westlichen Anbaues, noch unverändert der alte, und die Ver-
theilung der größeren Säulen an den inneren Wänden nebst
allen darüber aufgerichteten Bogen und Gewölben gehört
ebenfalls zur ersten Anlage.

Doch selbst ohne die Beyhülfe dieses nicht ganz erweis-
lich longobardischen Denkmales wird das voranbemerkte au-
ßer Zweifel stellen, was vorauszusetzen war: daß Alles, was
mit einiger Sicherheit für ein Bauwerk longobardischer Zeiten
auszugeben ist, den ostgothischen Denkmalen sich unmittelbar
anschließt und zu denen der carolingischen Epoche den Ueber-
gang bildet.


Bauart der Italiener unter den Caro-
lingern
.

In einer der früheren Abhandlungen habe ich gezeigt,
daß in den Bauwerken Carls des Großen und gleichzeitiger
Päbste der allgemeine Plan, die größeren Dimensionen der
Theile, besonders aber die technische Ausführung, dem clas-
sischen Alterthume noch immer viel näher steht, als dem nach-
folgenden, späteren Mittelalter. Indeß möchte es hier an

Gewährsmann, spricht nur von einzelnen Theilen der Außenseite, welche
er, gheroni, nennt, Dreyecke, also nothwendig die Zwickel über den
Bögen und unterhalb des Gebälkes. Arnolph baute im sogenannten
gothischen Geschmacke; das Ganze der Bekleidung entspricht aber, zu-
gleich mit der Sculptur an den Ausgängen der Ableitungsrinnen, der
florentinischen Bauart des eilften Jahrhunderts.

Allein der Plan der Kirche iſt, mit Ausnahme des erwaͤhnten
weſtlichen Anbaues, noch unveraͤndert der alte, und die Ver-
theilung der groͤßeren Saͤulen an den inneren Waͤnden nebſt
allen daruͤber aufgerichteten Bogen und Gewoͤlben gehoͤrt
ebenfalls zur erſten Anlage.

Doch ſelbſt ohne die Beyhuͤlfe dieſes nicht ganz erweis-
lich longobardiſchen Denkmales wird das voranbemerkte au-
ßer Zweifel ſtellen, was vorauszuſetzen war: daß Alles, was
mit einiger Sicherheit fuͤr ein Bauwerk longobardiſcher Zeiten
auszugeben iſt, den oſtgothiſchen Denkmalen ſich unmittelbar
anſchließt und zu denen der carolingiſchen Epoche den Ueber-
gang bildet.


Bauart der Italiener unter den Caro-
lingern
.

In einer der fruͤheren Abhandlungen habe ich gezeigt,
daß in den Bauwerken Carls des Großen und gleichzeitiger
Paͤbſte der allgemeine Plan, die groͤßeren Dimenſionen der
Theile, beſonders aber die techniſche Ausfuͤhrung, dem claſ-
ſiſchen Alterthume noch immer viel naͤher ſteht, als dem nach-
folgenden, ſpaͤteren Mittelalter. Indeß moͤchte es hier an

Gewährsmann, ſpricht nur von einzelnen Theilen der Außenſeite, welche
er, gheroni, nennt, Dreyecke, alſo nothwendig die Zwickel über den
Bögen und unterhalb des Gebälkes. Arnolph baute im ſogenannten
gothiſchen Geſchmacke; das Ganze der Bekleidung entſpricht aber, zu-
gleich mit der Sculptur an den Ausgängen der Ableitungsrinnen, der
florentiniſchen Bauart des eilften Jahrhunderts.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0202" n="180"/>
Allein der Plan der Kirche i&#x017F;t, mit Ausnahme des erwa&#x0364;hnten<lb/>
we&#x017F;tlichen Anbaues, noch unvera&#x0364;ndert der alte, und die Ver-<lb/>
theilung der gro&#x0364;ßeren Sa&#x0364;ulen an den inneren Wa&#x0364;nden neb&#x017F;t<lb/>
allen daru&#x0364;ber aufgerichteten Bogen und Gewo&#x0364;lben geho&#x0364;rt<lb/>
ebenfalls zur er&#x017F;ten Anlage.</p><lb/>
          <p>Doch &#x017F;elb&#x017F;t ohne die Beyhu&#x0364;lfe die&#x017F;es nicht ganz erweis-<lb/>
lich longobardi&#x017F;chen Denkmales wird das voranbemerkte au-<lb/>
ßer Zweifel &#x017F;tellen, was vorauszu&#x017F;etzen war: daß Alles, was<lb/>
mit einiger Sicherheit fu&#x0364;r ein Bauwerk longobardi&#x017F;cher Zeiten<lb/>
auszugeben i&#x017F;t, den o&#x017F;tgothi&#x017F;chen Denkmalen &#x017F;ich unmittelbar<lb/>
an&#x017F;chließt und zu denen der carolingi&#x017F;chen Epoche den Ueber-<lb/>
gang bildet.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Bauart der Italiener unter den Caro-<lb/>
lingern</hi>.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>In einer der fru&#x0364;heren Abhandlungen habe ich gezeigt,<lb/>
daß in den Bauwerken <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118560034">Carls des Großen</persName> und gleichzeitiger<lb/>
Pa&#x0364;b&#x017F;te der allgemeine Plan, die gro&#x0364;ßeren Dimen&#x017F;ionen der<lb/>
Theile, be&#x017F;onders aber die techni&#x017F;che Ausfu&#x0364;hrung, dem cla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;chen Alterthume noch immer viel na&#x0364;her &#x017F;teht, als dem nach-<lb/>
folgenden, &#x017F;pa&#x0364;teren Mittelalter. Indeß mo&#x0364;chte es hier an<lb/><note xml:id="seg2pn_9_2" prev="#seg2pn_9_1" place="foot" n="***)">Gewährsmann, &#x017F;pricht nur von einzelnen Theilen der Außen&#x017F;eite, welche<lb/>
er, <hi rendition="#aq">gheroni,</hi> nennt, Dreyecke, al&#x017F;o nothwendig die Zwickel über den<lb/>
Bögen und unterhalb des Gebälkes. Arnolph baute im &#x017F;ogenannten<lb/>
gothi&#x017F;chen Ge&#x017F;chmacke; das Ganze der Bekleidung ent&#x017F;pricht aber, zu-<lb/>
gleich mit der Sculptur an den Ausgängen der Ableitungsrinnen, der<lb/>
florentini&#x017F;chen Bauart des eilften Jahrhunderts.</note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0202] Allein der Plan der Kirche iſt, mit Ausnahme des erwaͤhnten weſtlichen Anbaues, noch unveraͤndert der alte, und die Ver- theilung der groͤßeren Saͤulen an den inneren Waͤnden nebſt allen daruͤber aufgerichteten Bogen und Gewoͤlben gehoͤrt ebenfalls zur erſten Anlage. Doch ſelbſt ohne die Beyhuͤlfe dieſes nicht ganz erweis- lich longobardiſchen Denkmales wird das voranbemerkte au- ßer Zweifel ſtellen, was vorauszuſetzen war: daß Alles, was mit einiger Sicherheit fuͤr ein Bauwerk longobardiſcher Zeiten auszugeben iſt, den oſtgothiſchen Denkmalen ſich unmittelbar anſchließt und zu denen der carolingiſchen Epoche den Ueber- gang bildet. Bauart der Italiener unter den Caro- lingern. In einer der fruͤheren Abhandlungen habe ich gezeigt, daß in den Bauwerken Carls des Großen und gleichzeitiger Paͤbſte der allgemeine Plan, die groͤßeren Dimenſionen der Theile, beſonders aber die techniſche Ausfuͤhrung, dem claſ- ſiſchen Alterthume noch immer viel naͤher ſteht, als dem nach- folgenden, ſpaͤteren Mittelalter. Indeß moͤchte es hier an ***) ***) Gewährsmann, ſpricht nur von einzelnen Theilen der Außenſeite, welche er, gheroni, nennt, Dreyecke, alſo nothwendig die Zwickel über den Bögen und unterhalb des Gebälkes. Arnolph baute im ſogenannten gothiſchen Geſchmacke; das Ganze der Bekleidung entſpricht aber, zu- gleich mit der Sculptur an den Ausgängen der Ableitungsrinnen, der florentiniſchen Bauart des eilften Jahrhunderts.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/202
Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/202>, abgerufen am 28.03.2024.