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Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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sichtige Ohren und einen großen, durchsichtigen Windhund.

Meine Frau hielt Ihnen das Gespann zusammen! Na, ich glaube, die Peitsche hätte sie ihnen gegeben, wenn sie nicht gefahren wären, wie sie es wollte.

Aber die Bauern dafür. Wenn wir so durch die Felder gingen. Gelobt sei Jesus Christus! -- In Ewigkeit, Amen! -- So fröhlich, sag' ich Ihnen. Beim Erntefest, da strömte es nur in unseren Hof, die Schnitter, das Volk. Meine Frau stand auf der Treppe, und sie legten ihr den Erntekranz zu Füßen. Jauchzten, sangen, tanzten; sie nahm ein Glas Branntwein: Bleibt gesund! -- und trank es aus.

Die Füße, sag' ich Ihnen, küßten sie ihr nur.

Da ritt sie auch mit mir. Ich hielt ihr die Hand hin, sie trat nur hinein und war auch im Sattel. Zu Pferde hatte sie eine Kosakenmütze, die goldene Quaste tanzte auf ihrem Nacken, und das Pferd wieherte und blies die Nüstern auf, wenn sie es auf den Hals klopfte.

Dann lernte sie auch mit der Flinte umgehen. Ich hatte so eine kleine, hatte Sperlinge damit geschossen, wie ich klein war. Sie warf sie über die Schulter, ging mit mir durch die Wiesen und schoß. Wachteln. Prächtig, sag' ich Ihnen! Prächtig! -- Da stiegt ein Geier aus dem Walde her, nimmt mir meine Hühner, nimmt meiner Nikolaja gerade die schwarze Henne mit dem weißen Schopf. Ich passe ihm auf. Kannst warten!

sichtige Ohren und einen großen, durchsichtigen Windhund.

Meine Frau hielt Ihnen das Gespann zusammen! Na, ich glaube, die Peitsche hätte sie ihnen gegeben, wenn sie nicht gefahren wären, wie sie es wollte.

Aber die Bauern dafür. Wenn wir so durch die Felder gingen. Gelobt sei Jesus Christus! — In Ewigkeit, Amen! — So fröhlich, sag' ich Ihnen. Beim Erntefest, da strömte es nur in unseren Hof, die Schnitter, das Volk. Meine Frau stand auf der Treppe, und sie legten ihr den Erntekranz zu Füßen. Jauchzten, sangen, tanzten; sie nahm ein Glas Branntwein: Bleibt gesund! — und trank es aus.

Die Füße, sag' ich Ihnen, küßten sie ihr nur.

Da ritt sie auch mit mir. Ich hielt ihr die Hand hin, sie trat nur hinein und war auch im Sattel. Zu Pferde hatte sie eine Kosakenmütze, die goldene Quaste tanzte auf ihrem Nacken, und das Pferd wieherte und blies die Nüstern auf, wenn sie es auf den Hals klopfte.

Dann lernte sie auch mit der Flinte umgehen. Ich hatte so eine kleine, hatte Sperlinge damit geschossen, wie ich klein war. Sie warf sie über die Schulter, ging mit mir durch die Wiesen und schoß. Wachteln. Prächtig, sag' ich Ihnen! Prächtig! — Da stiegt ein Geier aus dem Walde her, nimmt mir meine Hühner, nimmt meiner Nikolaja gerade die schwarze Henne mit dem weißen Schopf. Ich passe ihm auf. Kannst warten!

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[0049] sichtige Ohren und einen großen, durchsichtigen Windhund. Meine Frau hielt Ihnen das Gespann zusammen! Na, ich glaube, die Peitsche hätte sie ihnen gegeben, wenn sie nicht gefahren wären, wie sie es wollte. Aber die Bauern dafür. Wenn wir so durch die Felder gingen. Gelobt sei Jesus Christus! — In Ewigkeit, Amen! — So fröhlich, sag' ich Ihnen. Beim Erntefest, da strömte es nur in unseren Hof, die Schnitter, das Volk. Meine Frau stand auf der Treppe, und sie legten ihr den Erntekranz zu Füßen. Jauchzten, sangen, tanzten; sie nahm ein Glas Branntwein: Bleibt gesund! — und trank es aus. Die Füße, sag' ich Ihnen, küßten sie ihr nur. Da ritt sie auch mit mir. Ich hielt ihr die Hand hin, sie trat nur hinein und war auch im Sattel. Zu Pferde hatte sie eine Kosakenmütze, die goldene Quaste tanzte auf ihrem Nacken, und das Pferd wieherte und blies die Nüstern auf, wenn sie es auf den Hals klopfte. Dann lernte sie auch mit der Flinte umgehen. Ich hatte so eine kleine, hatte Sperlinge damit geschossen, wie ich klein war. Sie warf sie über die Schulter, ging mit mir durch die Wiesen und schoß. Wachteln. Prächtig, sag' ich Ihnen! Prächtig! — Da stiegt ein Geier aus dem Walde her, nimmt mir meine Hühner, nimmt meiner Nikolaja gerade die schwarze Henne mit dem weißen Schopf. Ich passe ihm auf. Kannst warten!

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:36:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:36:14Z)

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Zitationshilfe: Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sacher_kolomea_1910/49>, abgerufen am 29.03.2024.