Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sailer, Johann Michael: Über den Selbstmord. München, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Dritter Abschnitt.
und von dem ganzen Kriegsheere der
schlüpfrigen Schriftsteller und Künstler
erfährt --

Eine Apologie der Vernunft ge-
gen Sinnlichkeit, und gegen Weichlich-
keit, Luxus und Wollust, ihre Kinder,
und gegen alle, die diese auf den Altar
stellen, und jene (die Vernunft) zum
Fußschemel der Leidenschaft herunterwür-
digen --

Eine Apologie der Vernunft ge-
gen die entnervende Erziehung, entner-
vende Schriftstellereyen, entnervende Ge-
sellschaften, entnervende Lebenswesen etc. etc.
wünschte ich zu lesen --

Aber von einem Manne, der das Men-
schenherz, die Welt, sich und die Tugend
kennet, der Sache und Sprache in seiner
Gewalt hat, der Sinn und Muth hat zu
schreiben, was wahr ist und nützt, nicht
(b)

was
(b) Daß Wollust, Geitz, Stolz, Schwelgerey
im strengsten Sinne selbstmörderische Leiden-
schaften sind, hab ich oben schon gezeigt: itzt
bemerke ich, daß jede Leidenschaft Selbstmör-
derinn werden kann. Ein Unterschied bleibt

Dritter Abſchnitt.
und von dem ganzen Kriegsheere der
ſchluͤpfrigen Schriftſteller und Kuͤnſtler
erfaͤhrt —

Eine Apologie der Vernunft ge-
gen Sinnlichkeit, und gegen Weichlich-
keit, Luxus und Wolluſt, ihre Kinder,
und gegen alle, die dieſe auf den Altar
ſtellen, und jene (die Vernunft) zum
Fußſchemel der Leidenſchaft herunterwuͤr-
digen —

Eine Apologie der Vernunft ge-
gen die entnervende Erziehung, entner-
vende Schriftſtellereyen, entnervende Ge-
ſellſchaften, entnervende Lebensweſen ꝛc. ꝛc.
wuͤnſchte ich zu leſen —

Aber von einem Manne, der das Men-
ſchenherz, die Welt, ſich und die Tugend
kennet, der Sache und Sprache in ſeiner
Gewalt hat, der Sinn und Muth hat zu
ſchreiben, was wahr iſt und nuͤtzt, nicht
(b)

was
(b) Daß Wolluſt, Geitz, Stolz, Schwelgerey
im ſtrengſten Sinne ſelbſtmoͤrderiſche Leiden-
ſchaften ſind, hab ich oben ſchon gezeigt: itzt
bemerke ich, daß jede Leidenſchaft Selbſtmoͤr-
derinn werden kann. Ein Unterſchied bleibt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0226" n="214"/>
            <fw place="top" type="header">Dritter Ab&#x017F;chnitt.</fw><lb/> <hi rendition="#fr">und von dem ganzen Kriegsheere der<lb/>
&#x017F;chlu&#x0364;pfrigen Schrift&#x017F;teller und Ku&#x0364;n&#x017F;tler<lb/>
erfa&#x0364;hrt &#x2014;</hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Eine Apologie der Vernunft</hi> ge-<lb/>
gen Sinnlichkeit, und gegen Weichlich-<lb/>
keit, Luxus und Wollu&#x017F;t, ihre Kinder,<lb/>
und gegen alle, die die&#x017F;e auf den Altar<lb/>
&#x017F;tellen, und jene (die Vernunft) zum<lb/>
Fuß&#x017F;chemel der Leiden&#x017F;chaft herunterwu&#x0364;r-<lb/>
digen &#x2014;</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Eine Apologie der Vernunft</hi> ge-<lb/>
gen die entnervende Erziehung, entner-<lb/>
vende Schrift&#x017F;tellereyen, entnervende Ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaften, entnervende Lebenswe&#x017F;en &#xA75B;c. &#xA75B;c.<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chte ich zu le&#x017F;en &#x2014;</p><lb/>
          <p>Aber von einem Manne, der das Men-<lb/>
&#x017F;chenherz, die Welt, &#x017F;ich und die Tugend<lb/>
kennet, der Sache und Sprache in &#x017F;einer<lb/>
Gewalt hat, der Sinn und Muth hat zu<lb/>
&#x017F;chreiben, was wahr i&#x017F;t und nu&#x0364;tzt, nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">was</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_14_1" next="#seg2pn_14_2" place="foot" n="(b)"> Daß Wollu&#x017F;t, Geitz, Stolz, Schwelgerey<lb/>
im &#x017F;treng&#x017F;ten Sinne &#x017F;elb&#x017F;tmo&#x0364;rderi&#x017F;che Leiden-<lb/>
&#x017F;chaften &#x017F;ind, hab ich oben &#x017F;chon gezeigt: itzt<lb/>
bemerke ich, daß jede Leiden&#x017F;chaft Selb&#x017F;tmo&#x0364;r-<lb/>
derinn werden kann. Ein Unter&#x017F;chied bleibt</note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0226] Dritter Abſchnitt. und von dem ganzen Kriegsheere der ſchluͤpfrigen Schriftſteller und Kuͤnſtler erfaͤhrt — Eine Apologie der Vernunft ge- gen Sinnlichkeit, und gegen Weichlich- keit, Luxus und Wolluſt, ihre Kinder, und gegen alle, die dieſe auf den Altar ſtellen, und jene (die Vernunft) zum Fußſchemel der Leidenſchaft herunterwuͤr- digen — Eine Apologie der Vernunft ge- gen die entnervende Erziehung, entner- vende Schriftſtellereyen, entnervende Ge- ſellſchaften, entnervende Lebensweſen ꝛc. ꝛc. wuͤnſchte ich zu leſen — Aber von einem Manne, der das Men- ſchenherz, die Welt, ſich und die Tugend kennet, der Sache und Sprache in ſeiner Gewalt hat, der Sinn und Muth hat zu ſchreiben, was wahr iſt und nuͤtzt, nicht was (b) (b) Daß Wolluſt, Geitz, Stolz, Schwelgerey im ſtrengſten Sinne ſelbſtmoͤrderiſche Leiden- ſchaften ſind, hab ich oben ſchon gezeigt: itzt bemerke ich, daß jede Leidenſchaft Selbſtmoͤr- derinn werden kann. Ein Unterſchied bleibt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_selbstmord_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_selbstmord_1785/226
Zitationshilfe: Sailer, Johann Michael: Über den Selbstmord. München, 1785, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_selbstmord_1785/226>, abgerufen am 23.04.2024.