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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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ich auf die hohe Schule kam, hörte ich wie-
der einigemal, etwan von Studenten, von der
Onanie sprechen; einesmals aber von einem
Professor, in den moralischen Vorlesungen,
von den schrecklichen Folgen der Onanie
wie wohl nur ein paar Worte. Denn er
war selbst ein Onanist gewesen, woran er
auch noch starb. Ich war begierig z[u] wis-
sen, was das für ein so schaedliches Laster sey;
schaemte mich aber Jemanden deswegen zu fra-
gen, und meine Unwissenheit zu gestehen. Ich
hielt es also lange für etwas noch schaendli-
chers, für Bestialitaet. So sehr ist zu rathen,
sich nicht des unverstaendlichen Wortes
Onanie, sondern des deutschen, jedem von die-
ser Seuche Angesteckten so gleich verstaend-
lichen, zu bedienen!

Anmerkung.

So sehr auch der Verfasser dieses Briefs da-
rauf dringt, das eigentliche deutsche Wort
das zu Bezeichnung dieser Sünde bestimmt
ist, zu waehlen, so haben mir doch meine
Freunde so dringend vorgestellt, dass es
anstössig sey, dass ich mich desselben habe
enthalten, und es nicht nur in diesem, son-

dern

ich auf die hohe Schule kam, hörte ich wie-
der einigemal, etwan von Studenten, von der
Onanie ſprechen; einesmals aber von einem
Profeſſor, in den moraliſchen Vorleſungen,
von den ſchrecklichen Folgen der Onanie
wie wohl nur ein paar Worte. Denn er
war ſelbſt ein Onaniſt geweſen, woran er
auch noch ſtarb. Ich war begierig z[u] wiſ-
ſen, was das für ein ſo ſchædliches Laſter ſey;
ſchæmte mich aber Jemanden deswegen zu fra-
gen, und meine Unwiſſenheit zu geſtehen. Ich
hielt es alſo lange für etwas noch ſchændli-
chers, für Beſtialitæt. So ſehr iſt zu rathen,
ſich nicht des unverſtændlichen Wortes
Onanie, ſondern des deutſchen, jedem von die-
ſer Seuche Angeſteckten ſo gleich verſtænd-
lichen, zu bedienen!

Anmerkung.

So ſehr auch der Verfaſſer dieſes Briefs da-
rauf dringt, das eigentliche deutſche Wort
das zu Bezeichnung dieſer Sünde beſtimmt
iſt, zu wæhlen, ſo haben mir doch meine
Freunde ſo dringend vorgeſtellt, daſs es
anſtöſſig ſey, daſs ich mich deſſelben habe
enthalten, und es nicht nur in dieſem, ſon-

dern
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[11/0021] ich auf die hohe Schule kam, hörte ich wie- der einigemal, etwan von Studenten, von der Onanie ſprechen; einesmals aber von einem Profeſſor, in den moraliſchen Vorleſungen, von den ſchrecklichen Folgen der Onanie wie wohl nur ein paar Worte. Denn er war ſelbſt ein Onaniſt geweſen, woran er auch noch ſtarb. Ich war begierig zu wiſ- ſen, was das für ein ſo ſchædliches Laſter ſey; ſchæmte mich aber Jemanden deswegen zu fra- gen, und meine Unwiſſenheit zu geſtehen. Ich hielt es alſo lange für etwas noch ſchændli- chers, für Beſtialitæt. So ſehr iſt zu rathen, ſich nicht des unverſtændlichen Wortes Onanie, ſondern des deutſchen, jedem von die- ſer Seuche Angeſteckten ſo gleich verſtænd- lichen, zu bedienen! Anmerkung. So ſehr auch der Verfaſſer dieſes Briefs da- rauf dringt, das eigentliche deutſche Wort das zu Bezeichnung dieſer Sünde beſtimmt iſt, zu wæhlen, ſo haben mir doch meine Freunde ſo dringend vorgeſtellt, daſs es anſtöſſig ſey, daſs ich mich deſſelben habe enthalten, und es nicht nur in dieſem, ſon- dern

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/21>, abgerufen am 28.03.2024.