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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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be überzeugen können, ist dieses, dass die
Schaedlichkeit ihre Grade habe, und bey ei-
ner Person staerker, bey der andern gerin-
ger sey. Es mag hier auch wohl heisen,
duo quum faciunt idem, non est idem. Der
Verlust von nützlichen Saeften muss bey Er-
wachsnen minder schaedlich seyn, als bey
Kindern, und die Nerven eines fünf und
zwanzig jaehrigen Menschen werden nicht so
leicht geschwaecht, als die Nerven eines acht
bis vierzehn jaehrigen Knabens. Ein unbeson-
nener Aufwand, den jemand aus seinem Ue-
berflusse
macht, wird seine Haushaltung bey
weiten nicht so zerrütten, als diess bey ei-
nem andern geschieht, der eben diesen Auf-
wand über sein Vermögen macht. Einer-
ley Handlung kann einen schwaechlichen
Menschen niederwerfen, und einen starken
nur unmerklich entkraeften. Eine Aus-
schweifung, die selten geschieht, ist minder
gefaehrlich, als wenn sie oft wiederholt wird.
Diess alles, welches hoffentlich jeder, der
weis, von welchen Sünden ich rede, verstehen

wird

be überzeugen können, iſt dieſes, daſs die
Schædlichkeit ihre Grade habe, und bey ei-
ner Perſon ſtærker, bey der andern gerin-
ger ſey. Es mag hier auch wohl heiſen,
duo quum faciunt idem, non est idem. Der
Verluſt von nützlichen Sæften muſs bey Er-
wachſnen minder ſchædlich ſeyn, als bey
Kindern, und die Nerven eines fünf und
zwanzig jæhrigen Menſchen werden nicht ſo
leicht geſchwæcht, als die Nerven eines acht
bis vierzehn jæhrigen Knabens. Ein unbeſon-
nener Aufwand, den jemand aus ſeinem Ue-
berfluſſe
macht, wird ſeine Haushaltung bey
weiten nicht ſo zerrütten, als dieſs bey ei-
nem andern geſchieht, der eben dieſen Auf-
wand über ſein Vermögen macht. Einer-
ley Handlung kann einen ſchwæchlichen
Menſchen niederwerfen, und einen ſtarken
nur unmerklich entkræften. Eine Aus-
ſchweifung, die ſelten geſchieht, iſt minder
gefæhrlich, als wenn ſie oft wiederholt wird.
Dieſs alles, welches hoffentlich jeder, der
weis, von welchen Sünden ich rede, verſtehen

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[31/0041] be überzeugen können, iſt dieſes, daſs die Schædlichkeit ihre Grade habe, und bey ei- ner Perſon ſtærker, bey der andern gerin- ger ſey. Es mag hier auch wohl heiſen, duo quum faciunt idem, non est idem. Der Verluſt von nützlichen Sæften muſs bey Er- wachſnen minder ſchædlich ſeyn, als bey Kindern, und die Nerven eines fünf und zwanzig jæhrigen Menſchen werden nicht ſo leicht geſchwæcht, als die Nerven eines acht bis vierzehn jæhrigen Knabens. Ein unbeſon- nener Aufwand, den jemand aus ſeinem Ue- berfluſſe macht, wird ſeine Haushaltung bey weiten nicht ſo zerrütten, als dieſs bey ei- nem andern geſchieht, der eben dieſen Auf- wand über ſein Vermögen macht. Einer- ley Handlung kann einen ſchwæchlichen Menſchen niederwerfen, und einen ſtarken nur unmerklich entkræften. Eine Aus- ſchweifung, die ſelten geſchieht, iſt minder gefæhrlich, als wenn ſie oft wiederholt wird. Dieſs alles, welches hoffentlich jeder, der weis, von welchen Sünden ich rede, verſtehen wird

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/41>, abgerufen am 18.04.2024.