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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Heizung.
b) Die Heizung.

Nach den Ausführungen der theoretischen Einleitung dieses Kapitels
hängt die Wärmeentwicklung der Flamme, auf welche es bei der
Heizung allein ankommt, im wesentlichen von zwei Faktoren ab: zunächst
von der Natur des Heizmaterials und dann von der Energie der
Verbrennung, welche ihrerseits besonders von der Art des Luftzutrittes
beeinflußt wird. Da die letztere der Konstruktion der Öfen entspricht,
welche allerdings nicht nur die Verbrennung selbst, sondern auch die
Abgabe der produzierten Wärme an die Umgebung regulieren sollen,
so würden wir zunächst die Heizmaterialien nach ihrer Natur und
Anwendung und dann die Heizungsanlagen nach den Vorteilen und
Nachteilen, welche sie bieten, zu betrachten haben.

1. Die Heizmaterialien.

Von Brennmaterialien sind zu nennen: Holz, Torf, Braunkohle,
Steinkohle, Anthracit, Holzkohle, Torfkohle, verkohlte Braunkohle, Koks,
Petroleum, brennbare Gase.

Die Heizmaterialien bestehen, abgesehen von geringen Mengen
anorganischer Stoffe (Aschengehalt) aus Kohle, Wasserstoff und Sauer-
stoff. Die Steinkohle enthält häufig außerdem etwas Schwefel und
Stickstoff. Kohle und Wasserstoff sind diejenigen Bestandteile, welche
den Wert des Brennmaterials bestimmen. Der Sauerstoff dagegen
macht dadurch, daß er sich mit einem großen Teile des Wasserstoffs zu
Wasser verbindet, welches verdampft werden muß und daher viel Wärme
absorbiert, einen Teil der Heizkraft unwirksam. Aus einem ähnlichen
Grunde wirkt sehr schädigend ein Gehalt an hygroskopischem Wasser,
welches bei der Verbrennung ebenfalls verdampft und daher einen
großen Teil der produzierten Wärme hierfür beansprucht; zur Erzielung
möglichst hoher Hitzegrade ist daher die Anwendung von ganz trockenem
Brennmaterial eine Notwendigkeit, der eventuell durch vorheriges
Trocknen oder Darren des Materials entsprochen werden muß.

Für die speziellen Fälle des Gebrauchs der Heizmaterialien hat
man im wesentlichen drei Faktoren zu berücksichtigen: die Brennbarkeit,
die Flammbarkeit und den Wärmeeffekt.

Unter der Brennbarkeit versteht man die größere oder geringere
Entzündlichkeit des Materials. Sie ist hauptsächlich abhängig von
dem Wasserstoffgehalt, aber auch von den physikalischen Eigenschaften,
besonders von der Porosität. Aus diesem Grunde ist weiches und harz-
haltiges Holz brennbarer als schweres, Holzkohle brennbarer als Koks.

Die Flammbarkeit ist die Eigenschaft eines Brennmaterials, mit
bemerkenswerter Flammenentwicklung zu brennen. Sie hängt -- nach
den in der Einleitung auseinandergesetzten Verhältnissen -- von der

Heizung.
b) Die Heizung.

Nach den Ausführungen der theoretiſchen Einleitung dieſes Kapitels
hängt die Wärmeentwicklung der Flamme, auf welche es bei der
Heizung allein ankommt, im weſentlichen von zwei Faktoren ab: zunächſt
von der Natur des Heizmaterials und dann von der Energie der
Verbrennung, welche ihrerſeits beſonders von der Art des Luftzutrittes
beeinflußt wird. Da die letztere der Konſtruktion der Öfen entſpricht,
welche allerdings nicht nur die Verbrennung ſelbſt, ſondern auch die
Abgabe der produzierten Wärme an die Umgebung regulieren ſollen,
ſo würden wir zunächſt die Heizmaterialien nach ihrer Natur und
Anwendung und dann die Heizungsanlagen nach den Vorteilen und
Nachteilen, welche ſie bieten, zu betrachten haben.

1. Die Heizmaterialien.

Von Brennmaterialien ſind zu nennen: Holz, Torf, Braunkohle,
Steinkohle, Anthracit, Holzkohle, Torfkohle, verkohlte Braunkohle, Koks,
Petroleum, brennbare Gaſe.

Die Heizmaterialien beſtehen, abgeſehen von geringen Mengen
anorganiſcher Stoffe (Aſchengehalt) aus Kohle, Waſſerſtoff und Sauer-
ſtoff. Die Steinkohle enthält häufig außerdem etwas Schwefel und
Stickſtoff. Kohle und Waſſerſtoff ſind diejenigen Beſtandteile, welche
den Wert des Brennmaterials beſtimmen. Der Sauerſtoff dagegen
macht dadurch, daß er ſich mit einem großen Teile des Waſſerſtoffs zu
Waſſer verbindet, welches verdampft werden muß und daher viel Wärme
abſorbiert, einen Teil der Heizkraft unwirkſam. Aus einem ähnlichen
Grunde wirkt ſehr ſchädigend ein Gehalt an hygroſkopiſchem Waſſer,
welches bei der Verbrennung ebenfalls verdampft und daher einen
großen Teil der produzierten Wärme hierfür beanſprucht; zur Erzielung
möglichſt hoher Hitzegrade iſt daher die Anwendung von ganz trockenem
Brennmaterial eine Notwendigkeit, der eventuell durch vorheriges
Trocknen oder Darren des Materials entſprochen werden muß.

Für die ſpeziellen Fälle des Gebrauchs der Heizmaterialien hat
man im weſentlichen drei Faktoren zu berückſichtigen: die Brennbarkeit,
die Flammbarkeit und den Wärmeeffekt.

Unter der Brennbarkeit verſteht man die größere oder geringere
Entzündlichkeit des Materials. Sie iſt hauptſächlich abhängig von
dem Waſſerſtoffgehalt, aber auch von den phyſikaliſchen Eigenſchaften,
beſonders von der Poroſität. Aus dieſem Grunde iſt weiches und harz-
haltiges Holz brennbarer als ſchweres, Holzkohle brennbarer als Koks.

Die Flammbarkeit iſt die Eigenſchaft eines Brennmaterials, mit
bemerkenswerter Flammenentwicklung zu brennen. Sie hängt — nach
den in der Einleitung auseinandergeſetzten Verhältniſſen — von der

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[318/0336] Heizung. b) Die Heizung. Nach den Ausführungen der theoretiſchen Einleitung dieſes Kapitels hängt die Wärmeentwicklung der Flamme, auf welche es bei der Heizung allein ankommt, im weſentlichen von zwei Faktoren ab: zunächſt von der Natur des Heizmaterials und dann von der Energie der Verbrennung, welche ihrerſeits beſonders von der Art des Luftzutrittes beeinflußt wird. Da die letztere der Konſtruktion der Öfen entſpricht, welche allerdings nicht nur die Verbrennung ſelbſt, ſondern auch die Abgabe der produzierten Wärme an die Umgebung regulieren ſollen, ſo würden wir zunächſt die Heizmaterialien nach ihrer Natur und Anwendung und dann die Heizungsanlagen nach den Vorteilen und Nachteilen, welche ſie bieten, zu betrachten haben. 1. Die Heizmaterialien. Von Brennmaterialien ſind zu nennen: Holz, Torf, Braunkohle, Steinkohle, Anthracit, Holzkohle, Torfkohle, verkohlte Braunkohle, Koks, Petroleum, brennbare Gaſe. Die Heizmaterialien beſtehen, abgeſehen von geringen Mengen anorganiſcher Stoffe (Aſchengehalt) aus Kohle, Waſſerſtoff und Sauer- ſtoff. Die Steinkohle enthält häufig außerdem etwas Schwefel und Stickſtoff. Kohle und Waſſerſtoff ſind diejenigen Beſtandteile, welche den Wert des Brennmaterials beſtimmen. Der Sauerſtoff dagegen macht dadurch, daß er ſich mit einem großen Teile des Waſſerſtoffs zu Waſſer verbindet, welches verdampft werden muß und daher viel Wärme abſorbiert, einen Teil der Heizkraft unwirkſam. Aus einem ähnlichen Grunde wirkt ſehr ſchädigend ein Gehalt an hygroſkopiſchem Waſſer, welches bei der Verbrennung ebenfalls verdampft und daher einen großen Teil der produzierten Wärme hierfür beanſprucht; zur Erzielung möglichſt hoher Hitzegrade iſt daher die Anwendung von ganz trockenem Brennmaterial eine Notwendigkeit, der eventuell durch vorheriges Trocknen oder Darren des Materials entſprochen werden muß. Für die ſpeziellen Fälle des Gebrauchs der Heizmaterialien hat man im weſentlichen drei Faktoren zu berückſichtigen: die Brennbarkeit, die Flammbarkeit und den Wärmeeffekt. Unter der Brennbarkeit verſteht man die größere oder geringere Entzündlichkeit des Materials. Sie iſt hauptſächlich abhängig von dem Waſſerſtoffgehalt, aber auch von den phyſikaliſchen Eigenſchaften, beſonders von der Poroſität. Aus dieſem Grunde iſt weiches und harz- haltiges Holz brennbarer als ſchweres, Holzkohle brennbarer als Koks. Die Flammbarkeit iſt die Eigenſchaft eines Brennmaterials, mit bemerkenswerter Flammenentwicklung zu brennen. Sie hängt — nach den in der Einleitung auseinandergeſetzten Verhältniſſen — von der

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/336>, abgerufen am 25.04.2024.