Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Thee. -- Der Kakao und die Schokolade.
(Fraxinus excelsior), des Weidenröschens (Epilobium angustifolium), der
Erdbeere (Fragaria vesca) geröstet und mit den Theeblättern gemischt als
Thee in den Handel gebracht. Leicht sind diese Fälschungen zu erkennen,
wenn man eine kleine Menge des fraglichen Thees in heißem Wasser
aufweicht, die Blätter aufrollt und nun ihre Form genau mit dem Ver-
größerungsglase betrachtet. Schon der Laie wird die Blätter anderer
Pflanzen von denjenigen des Thees unterscheiden, und der Botaniker
dieselben unschwer bestimmen können. Fig. 309 zeigt Theeblätter in
verschiedenen Größen; man wird sich leicht selbst ein Urteil bilden können,
wenn man mit diesen die Blätter einiger Bäume vergleicht, die außer
den obengenannten Arten, ebenfalls vielfach zur Fälschung des Thees
benutzt werden, so zeigt Fig. 310 die Blätter der Weide a und der
Pappel b; Fig. 311 endlich der Platane c und der Eiche d.

Der Kakao und die Schokolade.

Von den Kakaoarten ist die mexikanische Kakaobohne (Theobroma
Cacao
) für den Genuß die wichtigste, außerdem aber spielt noch der
brasilianische Kakao, auch Guarana genannt, eine größere Rolle, während
andere Stoffe, welche den Kakao ersetzen können, bisher wenig bekannt
sind und später erwähnt werden sollen.

Die mexikanische Kakaobohne ist der Same des Kakaobaumes, von
dem Fig. 312 einen Zweig mit Blättern und Frucht darstellt. Dieser
Baum wächst in Westindien, Mittelamerika und in Südamerika, be-
sonders am Orinoko und am Amazonenstrome; in Demerara bildet er
ganze Wälder und wächst auch jetzt noch
in Mexiko und an der Küste von Caraccas
wild. Die Spanier fanden bei ihrer An-
siedelung in Mexiko bei den Eingeborenen
ein aus der Kakaobohne bereitetes Getränk
unter den Namen "Chocollatl" im allge-
meinen Gebrauch und zwar schon seit so
langer Zeit, daß sich der Anfang der Be-
reitung dieses Getränkes nicht mehr be-
stimmen ließ. 1520 brachten die Spanier
die Kakaobohne nach Europa, wo sie sich
sehr bald allgemein verbreitete. Ihren wissen-
schaftlichen Namen verdankt sie der Vorliebe
des berühmten Botanikers Linne für dieses
Getränk, denn er nannte es "Theobroma"
d. h. Götterspeise.

Die Frucht (Fig. 312), von der Gestalt
einer kleinen, länglichen Melone, enthält den
Samen in Form von 6 bis 30 reihenweise
in ein schwammiges Gewebe eingebetteten

[Abbildung] Fig. 312.

Zweig des Kakaobaumes.

Der Thee. — Der Kakao und die Schokolade.
(Fraxinus excelsior), des Weidenröschens (Epilobium angustifolium), der
Erdbeere (Fragaria vesca) geröſtet und mit den Theeblättern gemiſcht als
Thee in den Handel gebracht. Leicht ſind dieſe Fälſchungen zu erkennen,
wenn man eine kleine Menge des fraglichen Thees in heißem Waſſer
aufweicht, die Blätter aufrollt und nun ihre Form genau mit dem Ver-
größerungsglaſe betrachtet. Schon der Laie wird die Blätter anderer
Pflanzen von denjenigen des Thees unterſcheiden, und der Botaniker
dieſelben unſchwer beſtimmen können. Fig. 309 zeigt Theeblätter in
verſchiedenen Größen; man wird ſich leicht ſelbſt ein Urteil bilden können,
wenn man mit dieſen die Blätter einiger Bäume vergleicht, die außer
den obengenannten Arten, ebenfalls vielfach zur Fälſchung des Thees
benutzt werden, ſo zeigt Fig. 310 die Blätter der Weide a und der
Pappel b; Fig. 311 endlich der Platane c und der Eiche d.

Der Kakao und die Schokolade.

Von den Kakaoarten iſt die mexikaniſche Kakaobohne (Theobroma
Cacao
) für den Genuß die wichtigſte, außerdem aber ſpielt noch der
braſilianiſche Kakao, auch Guarana genannt, eine größere Rolle, während
andere Stoffe, welche den Kakao erſetzen können, bisher wenig bekannt
ſind und ſpäter erwähnt werden ſollen.

Die mexikaniſche Kakaobohne iſt der Same des Kakaobaumes, von
dem Fig. 312 einen Zweig mit Blättern und Frucht darſtellt. Dieſer
Baum wächſt in Weſtindien, Mittelamerika und in Südamerika, be-
ſonders am Orinoko und am Amazonenſtrome; in Demerara bildet er
ganze Wälder und wächſt auch jetzt noch
in Mexiko und an der Küſte von Caraccas
wild. Die Spanier fanden bei ihrer An-
ſiedelung in Mexiko bei den Eingeborenen
ein aus der Kakaobohne bereitetes Getränk
unter den Namen „Chocollatl“ im allge-
meinen Gebrauch und zwar ſchon ſeit ſo
langer Zeit, daß ſich der Anfang der Be-
reitung dieſes Getränkes nicht mehr be-
ſtimmen ließ. 1520 brachten die Spanier
die Kakaobohne nach Europa, wo ſie ſich
ſehr bald allgemein verbreitete. Ihren wiſſen-
ſchaftlichen Namen verdankt ſie der Vorliebe
des berühmten Botanikers Linné für dieſes
Getränk, denn er nannte es „Theobroma“
d. h. Götterſpeiſe.

Die Frucht (Fig. 312), von der Geſtalt
einer kleinen, länglichen Melone, enthält den
Samen in Form von 6 bis 30 reihenweiſe
in ein ſchwammiges Gewebe eingebetteten

[Abbildung] Fig. 312.

Zweig des Kakaobaumes.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0553" n="535"/><fw place="top" type="header">Der Thee. &#x2014; Der Kakao und die Schokolade.</fw><lb/>
(<hi rendition="#aq">Fraxinus excelsior</hi>), des Weidenröschens (<hi rendition="#aq">Epilobium angustifolium</hi>), der<lb/>
Erdbeere (<hi rendition="#aq">Fragaria vesca</hi>) gerö&#x017F;tet und mit den Theeblättern gemi&#x017F;cht als<lb/>
Thee in den Handel gebracht. Leicht &#x017F;ind die&#x017F;e Fäl&#x017F;chungen zu erkennen,<lb/>
wenn man eine kleine Menge des fraglichen Thees in heißem Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
aufweicht, die Blätter aufrollt und nun ihre Form genau mit dem Ver-<lb/>
größerungsgla&#x017F;e betrachtet. Schon der Laie wird die Blätter anderer<lb/>
Pflanzen von denjenigen des Thees unter&#x017F;cheiden, und der Botaniker<lb/>
die&#x017F;elben un&#x017F;chwer be&#x017F;timmen können. Fig. 309 zeigt Theeblätter in<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Größen; man wird &#x017F;ich leicht &#x017F;elb&#x017F;t ein Urteil bilden können,<lb/>
wenn man mit die&#x017F;en die Blätter einiger Bäume vergleicht, die außer<lb/>
den obengenannten Arten, ebenfalls vielfach zur Fäl&#x017F;chung des Thees<lb/>
benutzt werden, &#x017F;o zeigt Fig. 310 die Blätter der Weide <hi rendition="#aq">a</hi> und der<lb/>
Pappel <hi rendition="#aq">b</hi>; Fig. 311 endlich der Platane <hi rendition="#aq">c</hi> und der Eiche <hi rendition="#aq">d</hi>.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Der Kakao und die Schokolade.</hi> </head><lb/>
              <p>Von den Kakaoarten i&#x017F;t die mexikani&#x017F;che Kakaobohne (<hi rendition="#aq">Theobroma<lb/>
Cacao</hi>) für den Genuß die wichtig&#x017F;te, außerdem aber &#x017F;pielt noch der<lb/>
bra&#x017F;iliani&#x017F;che Kakao, auch Guarana genannt, eine größere Rolle, während<lb/>
andere Stoffe, welche den Kakao er&#x017F;etzen können, bisher wenig bekannt<lb/>
&#x017F;ind und &#x017F;päter erwähnt werden &#x017F;ollen.</p><lb/>
              <p>Die mexikani&#x017F;che Kakaobohne i&#x017F;t der Same des Kakaobaumes, von<lb/>
dem Fig. 312 einen Zweig mit Blättern und Frucht dar&#x017F;tellt. Die&#x017F;er<lb/>
Baum wäch&#x017F;t in We&#x017F;tindien, Mittelamerika und in Südamerika, be-<lb/>
&#x017F;onders am Orinoko und am Amazonen&#x017F;trome; in Demerara bildet er<lb/>
ganze Wälder und wäch&#x017F;t auch jetzt noch<lb/>
in Mexiko und an der Kü&#x017F;te von Caraccas<lb/>
wild. Die Spanier fanden bei ihrer An-<lb/>
&#x017F;iedelung in Mexiko bei den Eingeborenen<lb/>
ein aus der Kakaobohne bereitetes Getränk<lb/>
unter den Namen &#x201E;Chocollatl&#x201C; im allge-<lb/>
meinen Gebrauch und zwar &#x017F;chon &#x017F;eit &#x017F;o<lb/>
langer Zeit, daß &#x017F;ich der Anfang der Be-<lb/>
reitung die&#x017F;es Getränkes nicht mehr be-<lb/>
&#x017F;timmen ließ. 1520 brachten die Spanier<lb/>
die Kakaobohne nach Europa, wo &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;ehr bald allgemein verbreitete. Ihren wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaftlichen Namen verdankt &#x017F;ie der Vorliebe<lb/>
des berühmten Botanikers Linn<hi rendition="#aq">é</hi> für die&#x017F;es<lb/>
Getränk, denn er nannte es &#x201E;Theobroma&#x201C;<lb/>
d. h. Götter&#x017F;pei&#x017F;e.</p><lb/>
              <p>Die Frucht (Fig. 312), von der Ge&#x017F;talt<lb/>
einer kleinen, länglichen Melone, enthält den<lb/>
Samen in Form von 6 bis 30 reihenwei&#x017F;e<lb/>
in ein &#x017F;chwammiges Gewebe eingebetteten<lb/><figure><head>Fig. 312. </head><p>Zweig des Kakaobaumes.</p></figure><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[535/0553] Der Thee. — Der Kakao und die Schokolade. (Fraxinus excelsior), des Weidenröschens (Epilobium angustifolium), der Erdbeere (Fragaria vesca) geröſtet und mit den Theeblättern gemiſcht als Thee in den Handel gebracht. Leicht ſind dieſe Fälſchungen zu erkennen, wenn man eine kleine Menge des fraglichen Thees in heißem Waſſer aufweicht, die Blätter aufrollt und nun ihre Form genau mit dem Ver- größerungsglaſe betrachtet. Schon der Laie wird die Blätter anderer Pflanzen von denjenigen des Thees unterſcheiden, und der Botaniker dieſelben unſchwer beſtimmen können. Fig. 309 zeigt Theeblätter in verſchiedenen Größen; man wird ſich leicht ſelbſt ein Urteil bilden können, wenn man mit dieſen die Blätter einiger Bäume vergleicht, die außer den obengenannten Arten, ebenfalls vielfach zur Fälſchung des Thees benutzt werden, ſo zeigt Fig. 310 die Blätter der Weide a und der Pappel b; Fig. 311 endlich der Platane c und der Eiche d. Der Kakao und die Schokolade. Von den Kakaoarten iſt die mexikaniſche Kakaobohne (Theobroma Cacao) für den Genuß die wichtigſte, außerdem aber ſpielt noch der braſilianiſche Kakao, auch Guarana genannt, eine größere Rolle, während andere Stoffe, welche den Kakao erſetzen können, bisher wenig bekannt ſind und ſpäter erwähnt werden ſollen. Die mexikaniſche Kakaobohne iſt der Same des Kakaobaumes, von dem Fig. 312 einen Zweig mit Blättern und Frucht darſtellt. Dieſer Baum wächſt in Weſtindien, Mittelamerika und in Südamerika, be- ſonders am Orinoko und am Amazonenſtrome; in Demerara bildet er ganze Wälder und wächſt auch jetzt noch in Mexiko und an der Küſte von Caraccas wild. Die Spanier fanden bei ihrer An- ſiedelung in Mexiko bei den Eingeborenen ein aus der Kakaobohne bereitetes Getränk unter den Namen „Chocollatl“ im allge- meinen Gebrauch und zwar ſchon ſeit ſo langer Zeit, daß ſich der Anfang der Be- reitung dieſes Getränkes nicht mehr be- ſtimmen ließ. 1520 brachten die Spanier die Kakaobohne nach Europa, wo ſie ſich ſehr bald allgemein verbreitete. Ihren wiſſen- ſchaftlichen Namen verdankt ſie der Vorliebe des berühmten Botanikers Linné für dieſes Getränk, denn er nannte es „Theobroma“ d. h. Götterſpeiſe. Die Frucht (Fig. 312), von der Geſtalt einer kleinen, länglichen Melone, enthält den Samen in Form von 6 bis 30 reihenweiſe in ein ſchwammiges Gewebe eingebetteten [Abbildung Fig. 312. Zweig des Kakaobaumes.]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/553
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/553>, abgerufen am 28.03.2024.